Hungerstreik von Asylbewerbern in München:Krisenstab ordnet Zutritt von Ärzten an

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Mitten in München: Flüchtlinge im Hungerstreik. (Foto: Stephan Rumpf)

Sie lehnen jede weitere medizinische Versorgung ab und drohen sogar mit Suizid: Der Hungerstreik von Asylbewerbern in der Münchner Innenstadt eskaliert. 19 Menschen mussten bereits ins Krankenhaus. Jetzt greift der Krisenstab der Stadt ein.

Angesichts des tagelangen Durst- und Hungerstreiks von Asylbewerbern in der Münchner Innenstadt hat Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) einen Krisenstab einberufen. Nachdem der Sprecher der Flüchtlinge gedroht hatte, keine Ärzte mehr ins Camp zu lassen, ordnete die Stadt an, dass Mediziner, Mitarbeiter von Rettungsdienst und Feuerwehr sowie vom Stadtjugendamt jederzeit Zutritt zum Lager haben müssen.

Bislang mussten nach Angaben der Stadt 19 der hungerstreikenden Asylbewerber ins Krankenhaus gebracht werden - darunter die Mutter von zwei kleinen Kindern. Um das Wohl der sieben und neun Jahre alten Kinder sowie der Mutter kümmere sich nun das Jugendamt. Im Krisenstab vertreten sind das Sozial- sowie das Gesundheitsreferat, Jugendamt, Polizei, die Regierung von Oberbayern, das Sozial- und das Innenministerium sowie die Kassenärztliche Vereinigung.

Zuvor hatten die Asylbewerber jede weitere medizinische Versorgung abgelehnt und mit Suizid gedroht. In einer als "unsere letzte Nachricht" betitelten Stellungnahme verlangte die Gruppe die Anerkennung ihrer Asylanträge. Sie werde "keinen Schritt zurückweichen", bis ihre Forderung erfüllt sei. Bis zu diesem Zeitpunkt weise sie jede Behandlung von Ärzten zurück.

Die Asylbewerber fordern die sofortige Anerkennung als politisch Verfolgte gemäß Grundgesetzartikel 16 a. Die Behörden lehnen diesse als "nicht erfüllbar" ab. Verhandlungen zwischen den Behörden und Vertetern der Gruppe waren bislang ergebnislos verlaufen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte angeboten, die Anträge binnen zwei Wochen zu prüfen. Auch dieser Vorschlag war abgelehnt worden.

Unterdessen schloss sich eine Unterstützergruppe dem Streik der Asylbewerber an. Seit Donnerstag befinden sich etwa zwölf Menschen, darunter Deutsche und bereits anerkannte Flüchtlinge, in einem solidarischen Hungerstreik, wie die Gruppe mitteilte. Sie würden nicht im Protestcamp leben und anonym bleiben wollen.

Die Flüchtlinge hatten am Samstag mit dem Hungerstreik begonnen, seit Dienstagfrüh trinken sie außerdem nichts mehr. Mitte März des vergangenen Jahres waren in Würzburg Asylbewerber mehrfach in den Hungerstreik getreten. Von dort aus verbreiteten sich die Proteste in ganz Deutschland.

© Süddeutsche.de/dpa/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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