Festival:Rummel von Rock bis Rokoko

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In der "Langen Nacht der Musik" erleben die Besucher auch Konzerte an außergewöhnlichen Orten: Chöre im Müllerschen Volksbad, Klassik in der Sparkassenfiliale und ein Polizeiorchester im Innenministerium.

Von Michael Zirnstein

Vereinfacht gesagt, gibt es zwei Gattungen von Besuchern der Langen Musiknacht: Sammler und Jäger. Erstere versuchen bei den gut 400 Konzerten alles an Kultur nachzuholen, was sie im vergangenen Jahr versäumt haben, und häufen Eindrücke von möglichst vielen der gut 100 Spielstätte an: Da soll es dann vom "Fack Ju Göthe"-Musical im neuen Theater Werk 7 zum aktuellen Programm "Grand Hotel" im GOP Varieté gehen und danach ins Ballett "Potrait Wayne McGregor" in der Bayerischen Staatsoper, und wenn man feststellt, dass dies alles gleichzeitig läuft und die begrenzten Karten für Lange-Nacht-Armband-Besitzer längst vergriffen sind, probiert man eben, sich noch in einen der neuen Kulturräume der Stadt zu zwängen.

Etwa ins Zwischennutzungs-Hotel Lovelace, wo Mic Donet Soul singt, oder im neuen Glockenbach-Kellerclub Zehner zu ausgewählt gutem Pop wie vom Manchester-München-Duo Mathew Matilda. Zwangsläufig landen diese Gäste irgendwann im Gasteig, der Lange-Nacht-Superspielstätte, wo sie auf etlichen Bühnen 30 verschiedene Acts mitnehmen können, von den Münchner Pop-Aufsteigern Die Sauna in der Black Box bis zum Höhepunkt, der Poetry-Rapperin Fiva und der Jazzrausch-Bigband in der Philharmonie.

Die Gruppe der Jäger hingegen giert nach dem Kick des Einzigartigen, nach Konzerten, die es so nur in dieser einen Nacht gibt: In diesem Segment macht sich heuer das Innenministerium stark, das seinen überdachten Innenhof für das Festival öffnet - der war früher das Odeon, ein von Leo von Klenze gebauter, weltberühmter Konzertsaal. Nun spielt hier etwa das Polizeiorchester Bayern. Gleich ums Eck in der Siemenszentrale spielen Musiker der Orchesterakademie seltene Tschaikowsky-Rokoko-Variationen im Hightech-Sound; ein Besuch der Stadtsparkassen-Zentrale im Tal zahlt sich durch die Münchner Symphoniker und die Rapper Einshoch6 aus; im neuen Hugendubel am Marienplatz wird ein Beatbox-Wettstreit ausgetragen; im Müllerschen Volksbad gehen Chöre hoffentlich nicht baden; und im Werksviertel (im Technikum) kann man Solisten des BR-Symphonieorchesters schon einmal an ihrer neuen Arbeitsstätte erleben - etliche Jahre vor der Fertigstellung des neuen Münchner Konzertsaals.

Lange Nacht der Musik, Sa., 28. April, 20 bis 3 Uhr, Festivalzentrum und Startpunkt der vier Bus-Touren am Odeonsplatz, mehr steht hier.

© SZ EXTRA vom 26.04.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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