Festival:Rebellen und Propheten

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Die Afrika Tage auf der Theresienwiese setzen dieses Jahr vor allem auf Reggae.

Seit 2004 veranstaltet der in München lebende Ägypter Medhat Abdelati die "Afrika Tage" auf der Theresienwiese. Eine gewisse Tradition hat sich also gebildet, wenn auch nicht so stark wie bei der Schwester-Ausgabe in Wien oder gar beim ältesten und größten Afrika-Festival in Würzburg. Streift man durch den Zeltstadt-Basar, bleibt zudem die Frage, ob hier tatsächlich die aktuelle Kultur des schwarzen Kontinents gezeigt wird, oder doch eher ihr Klischee. Was sich auch aufs Musikprogramm übertragen lässt, das doch sehr stark vom karibischen Reggae und von in Europa lebenden Künstlern dominiert wird. Auch die großen Namen wie Salif Keita oder Angelique Kidjo, die man in den vergangenen Jahren erleben konnte, fehlen diesmal.

Dafür geht es immerhin mit einer waschechten Afrikanerin los: Treesha, die mit ihrer Band The Evolution kommt, stammt aus Kenia. Mit 16 zog sie freilich nach Köln, wo sie sich vor allem als Backgroundsängerin des Reggae-Stars Gentleman einen Namen machte, aus dessen Schatten sie jetzt hervorgetreten ist. Ihr folgen am Eröffnungs-Donnerstag Inner Circle, die wahren "Bad Boys of Reggae".

Die seit 1968 bestehende Band verbindet Jamaica-Beat mit US-Pop und hat immerhin schon einen Grammy gewonnen. Weiter geht es am Freitag mit einem Stammgast, Jobarteh Kunda, ein Münchner, der Werner Sturm hieß, bis er mit 23 nach Gambia ging und dort Kora und Griot-Gesang erlernte. Seine Band ist ebenso multinational besetzt wie Jisr, das Projekt des marokkanischen Gembrispielers Mohcine Ramdan und des Münchner Oud-Virtuosen Roman Bunka.

Vor vier Jahren war der Tuareg Omara "Bombino" Moctar schon einmal bei den Afrika Tagen zu Gast. Er ist ein richtiger afrikanischer Rock-Rebell, den die Stones Keith Richards und Bill Wyman zum Erfolg verhalfen. Mit Black Prophet ist Reggae in seiner ghanaischen Version, mit Martin Jondo - wie Treesha dem Gentleman-Zirkel entstammend -eher in einer Berliner Variante zu bewundern.

Spiritueller wird es bei Anthony B., schon alleine, weil der führende Reggae-Prophet Keith Anthony Blair ein echter Jamaikaner ist. Ins große Finale des verkappten Reggae-Festivals geht es dann mit dem neuen Solo-Programm des Münchner Weltenbummlers Jahcoustix, mit der aus Madagaskar stammenden Abdou Day und dem Sizilianer Alborisie und seinem Shengen Clan.

Afrika Tage, Do.bis So., 14. bis 17. Juni, Theresienwiese.

© SZ EXTRA vom 14.06.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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