Festival für Surfer:"Das ist eine Lebenseinstellung"

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Bühne für Brettsportfans: Christoph Zingelmann veranstaltet Münchens erstes Surffestival - und verrät, ob sich Surfer über Hochwasser freuen.

Philipp Crone

Er ist Student, 26 Jahre alt, und hat sich vor fünf Jahren mit einem Kommilitonen überlegt, doch einmal ein Festival für Surfer zu machen. Im vergangenen Jahr kamen 2500 Gäste nach Hamburg, nun geht es in die "heimliche Surfhauptstadt" Deutschlands. Von Freitag, 4. Juni, bis Sonntag, 6. Juni, wird das "1. Munich Surffestival" auf der Museumsinsel Station machen, mit Weltpremieren, Surfstars und Skateboard-Shows.

SZ: Herr Zingelmann, warum gibt es ein Surffestival in einer Stadt, die nur eine bekannte Welle hat?

Zingelmann: So ist das bei den Fluss-Surfern, die haben keine riesige Wellenauswahl. Aber München ist einzigartig, es gibt doch kaum eine bekanntere Welle in Deutschland als den Eisbach.

SZ: Und deshalb veranstalten Sie gleich ein Festival.

Zingelmann: Wir haben vor fünf Jahren damit in Hamburg angefangen, weil wir die Surfer zusammenbringen wollten; im vergangenen Jahr kamen 2500 Gäste, und nun machen wir den Schritt nach München. Wir haben hier schon die Szene kennengelernt und gute Erfahrungen gemacht, also hoffen wir auch auf 2500 Besucher.

SZ: Ist das eine Messe, eine Party, eine Modenschau?

Zingelmann: Von allem etwas. Am Freitagabend gibt es die Premiere des ersten Surffilms in 3D, am Samstag dann Tradeshows und Workshops, abends Party. Gedacht ist das sowohl für den Anfänger, der sich ein wenig schlau machen möchte über den Sport, bis zum Profi, der die neuesten Materialentwicklungen im Brettsport begutachtet.

SZ: Bei den Brettern handelt es sich also nicht nur um die zum Surfen?

Zingelmann: Wir bauen auf 500 Quadratmetern eine Skate-Fläche auf, da kann probiert werden - und da werden auch Wettkämpfe ausgetragen.

SZ: Ist denn ein Brettsport wie der andere?

Eisbach-Welle
:"Manche Surfer bringen einen Eispickel mit"

Patrick Grübener ist jedes Wochenende am Eisbach - außer, wenn im Sommer die Sonne scheint. Ein Gespräch über Surfen im eisigen Wasser.

Sarina Pfauth

Zingelmann: Es gibt schon viele Gemeinsamkeiten. Man sieht ganz aktuell am Eisbach, dass die Leute gerade Skate-Elemente beim Surfen einbauen, etwa einen "Ollie" (das Brett wird beim Sprung mit hochgezogen und über ein Hindernis bewegt), oder einen "Kickflip" (wie ein Ollie, nur dreht sich das Brett beim Sprung in der Luft um die Längsachse) oder sie springen über einen "Rail" ins Wasser (dabei rutscht die Unterseite des Bretts an einem Geländer entlang). Die Bewegungsabläufe sind doch zum Teil sehr ähnlich.

SZ: Und die Einstellungen zum Sport ähneln sich wahrscheinlich auch.

Zingelmann: Viele Skater surfen und anders herum. Für die ist das auch eine Art Lebenseinstellung. Da dreht sich vieles um diese Sportart und es gibt einen gewissen Freiheitsdrang.

SZ: Dieser Drang scheint sich bei immer mehr Menschen zu entwickeln. Surfen ist eine uralte Sportart, aber jetzt plötzlich gibt es Kinofilme, den Eisbachhype und Festivals. Wie kann man das erklären?

Zingelmann: Klar ist, dass das Surfen boomt. Die Surfindustrie steigert ihre Umsätze, und auch Firmen, die nichts mit dem Sport zu tun haben, schmücken sich in der Werbung mit Testimonials und Surfaccessoirs. Bei einer Eisteewerbung steht ein Brett im Hintergrund, bei einer Bierwerbung, selbst bei Reiseveranstaltern, die gar keine Surfreisen anbieten. Klar, Surfen steht für gute Laune, schöne Menschen und gutes Wetter.

SZ: Im kalten Frühjahr an der Eisbachwelle...

Zingelmann: Das Image entspricht eben nicht ganz der Wahrheit. Da ist vieles auch Klischee. An der Ostsee zum Beispiel wird im Winter bei Sturm und Eis gesurft.

SZ: Oder im totalen Stau in München am Eisbach.

Zingelmann: Das liegt daran, dass normalerweise die Anfänger im Fluss-Surfen, von denen es auch in München immer mehr gibt, an der Floßlände ihre ersten Versuche starten. Die Schleusen dort sind aber nicht immer geöffnet. Die werden von der Stadt reguliert. Es ist schade, dass die Schleusen so selten geöffnet werden.

SZ: Dann freuen sich die Surfer also immer, wenn ein Hochwasser angesagt ist?

Zingelmann: Bestimmt, aber das will ich nicht kommentieren. Bei gutem Wetter und wenig Wasser staut es sich auf jeden Fall am Eisbach. Aber wer an diesen heißen Sommertagen nicht unbedingt in der Surferschlange stehen will, der kann sich ja auch mal ausnahmsweise an einem Skateboard-Brett versuchen, für die ist immer genug Platz, gerade in der Stadt.

© SZ vom 04.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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