Fasching in München:"Wir kommen vogelwild"

Bälle, Kostümfeste und Partys: Der Münchner Fasching ist in diesem Jahr kurz, aber heftig. Im Angebot ist viel Bewährtes wie Française, Walzer, Swing mit Hugo Strasser. Wer auf allen Veranstaltungen mittanzen will, der braucht Kondition und viele Kostüme.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Unter dem Stichwort Faschingsparty gibt es allein auf der Internet-Seite der Landeshauptstadt München 55 Einträge. Darunter sind die Bälle im Deutschen Theater und im Hotel Bayerischer Hof, die Kostümfeste im Löwenbräukeller, in der Max-Emanuel-Brauerei, im Hofbräuhaus oder im Künstlerhaus am Lenbachplatz. Dazu kommen noch zahlreiche Veranstaltungen in den Bürgerhäusern der Region. Die SZ hat Mitwirkende und Fans nach ihren Lieblingsbällen gefragt. Ganz in Weiß Christina Schwende, 26, Debütantinnenbetreuerin beim Chrysanthemenball (Freitag, 23. Januar, im Deutschen Theater): "Früher war das Highlight des Chrysanthemenballs die Vorstellung der heiratsfähigen Mädchen - nämlich der Debütantinnen, die ganz in Weiß gemeinsam mit ihren Tanzpartnern eine Eröffnungschoreografie vorführten. Auch heute noch ist der Ball für die jungen Damen ihr erster großer Ball und die Präsentation der Debütantinnen ein wichtiger und feierlicher Teil der festlichen Veranstaltung, auf den sich die Mädchen selbst ebenso wie Eltern, Freunde und Gäste freuen. Ich selbst habe 2012 debütiert und weiß noch, wie aufgeregt ich damals war. Deshalb kann ich jetzt als Debütantinnenbetreuerin gut auf die kleinen Nöte eingehen. Anfangs muss ich allerdings jedes Jahr Mädels finden. Heuer sind es sieben, das war früher natürlich mehr, aber so ist jede auch ein bisschen mehr im Vordergrund. Dann wird geprobt und es geht um die Frage: Wo finde ich ein Kleid? Es muss auf jeden Fall reinweiß sein. Auch am Abend selbst muss ich in Sachen Kleider noch oft helfen. Beim Anziehen zum Beispiel, wenn die Knöpfe hinten zugemacht werden müssen. Seit der Wiedereröffnung des Deutschen Theaters sind wir ja übrigens wieder dorthin zurückgekehrt, wo wir uns einfach auch heimisch fühlen, so schön die Zeit im Hotel Bayerischer Hof war. Neben der tollen Technik und der großen Tanzfläche haben wir im Deutschen Theater auch einen guten Balltermin bekommen, einen Freitag. Ich wäre übrigens auch wieder auf dem Ball, wenn ich nicht Debütantinnenbetreuerin wäre, denn er gefällt mir einfach sehr gut. Ich finde es auch schön, dass die Mädchen sich hier schon früh für Wohltätigkeit engagieren, indem sie auf dem Ball Tombolalose verkaufen."

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(Foto: Claus Schunk)

Im Gewand Johannes Schuster, Leiter des Pullacher Volkstanzkreises und Tanzmeister für die Pullacher Française auf der Pullacher Redoute am Samstag, 17. Januar, und dem Bürgerball am Samstag, 31. Januar, jeweils im Bürgerhaus: "Redoute ist die alte Bezeichnung für Faschingsball. Die Pullacher Redoute wird vom Salonorchester ,La Rose Pauillac' veranstaltet, das auch dort spielt. Es soll ein Ball im Gewand sein, also der Kleidung aus dem 19. Jahrhundert. Die Männer in Frack und Zylinder - auch ich komme so, sogar mit weißen Glacéhandschuhen - und die Damen in rauschenden Ballkleidern. Das mit den Handschuhen ist übrigens eine gute Sache, es ist viel angenehmer beim Tanzen, wenn man sich nicht mit schweißnassen Händen berührt. Der Ball ist quasi eine Zeitreise. Und Kleider machen Leute: Sobald sie so angezogen sind, benehmen sie sich auch so wie Ladies und Gentlemen. Übrigens wird es diesmal auf der Redoute die Welturaufführung der Pullacher Française geben. Ich habe ja schon immer die Münchner Française auf der Redoute als Tanzmeister angeleitet, aber jetzt gibt es eine neue Choreografie, fast so wie auf dem Wiener Opernball."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Kollegen beeindrucken Küchendirektor Manfred Grossmann vom Hotel Bayerischer Hof zum Gastronomenball am Dienstag, 27. Januar: "Der Gastroball, auf dem man alle wichtigen Größen aus der Szene trifft, etwa Wiesnwirte und Promi-Wirte, ist natürlich ein Highlight für den Küchenchef. In den vergangenen Jahren haben wir versucht, den Kollegen in Form eines Buffets ein Staunen ins Gesicht zu zaubern. Es gab immer vielfältige Kreationen aus allen Restaurants des Hotels, mit dem Schwerpunkt des Live Cookings. In diesem Jahr wünscht der Veranstalter erstmals ein gesetztes Menü für die 520 Gäste. Die besondere Herausforderung dabei liegt in der Zusammenarbeit mit den Servicemitarbeitern, da es primär darum geht, 520 Gerichte parallel von der Küche an den Gast zu bringen. Michaela Schulz, erste Oberkellnerin des Hotels Bayerischer Hof, agiert hierbei in enger Absprache mit uns. Dies erfordert natürlich ein gutes Teamwork, da auch weiterhin der Getränkeservice nicht vernachlässigt werden darf."

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(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Zirkus für Kinder Kinderprinzessin Anna I., 13 Jahre, über den Kinderball der Narrhalla Schleißheim am Sonntag, 8. Februar, um 14 Uhr im Bürgerhaus Oberschleißheim: "Das Bürgerhaus ist an dem Nachmittag ein buntes Gewusel von Kindern in tollen Kostümen. Diesmal ist unser Motto ,Zirkus Narrhalla'. Es gibt keine Altersgrenze, deshalb sind kleine Kinder genauso da wie Jugendliche. Es gibt zwei Kostümprämierungen: für je die drei schönsten der Kleinen und der Großen. Letztes Jahr haben unter anderem eine Hexe und ein Pirat gewonnen. Es ist nie langweilig, weil es Animateure gibt - dieses Jahr verkleidet als Clown, Ballerina und wilde Tiere. Die machen ganz viele Spiele mit uns und es gibt Preise. Prinz Manuel I. und ich treten natürlich auch auf und verschiedene Kindertanzgruppen. Ich tanze in der Showtanzgruppe mit. Es ist schön, wenn einem alle zuschauen." (Im Bild: Kinderfaschingsball der Perchalla Starnberg)

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(Foto: Claus Schunk)

Klassisch swingen Der "Ball der Sterne" mit Hugo Strasser und den Münchner Symphonikern findet am Samstag, 7. Februar, im Deutschen Theater statt. Für den 92-jährigen Bandleader ist es das 60. Mal. In seiner ersten Saison spielte Strasser mit seinem Tanzorchester gleich 50 Bälle. In diesem Jahr freut er sich auf drei: "Im Jahr 1955 war das Deutsche Theater mein Karrierestart. Beim Ball der Sterne 2015 werden wir ein bunt gemischtes Repertoire spielen - richtig gepflegte Tanzmusik. Das ist sehr gefragt, immer noch. Aber wir spielen nicht nur Walzer, um Gotteswillen. Man muss das Gespür dafür haben, am richtigen Zeitpunkt, die richtige Musik zu spielen. Auch mal etwas Sanftes zwischendurch. Dann nehme ich meine Klarinette und spiele zum Beispiel einen Slowfox. Und weil die Leute eben gerne das Hugo-Strasser-Orchester hören möchten, sind die Bälle auch immer wieder ausverkauft. Auch viele junge Leute kommen. Die Alten können ja nicht mehr tanzen." Auftreten werden auch die Hauptdarstellerin des Musicals "Elisabeth", Roberta Valentini, und Operntenor Nikolai Schukoff. Die meiste Zeit aber heißt es: tanzend übers Parkett, bis 3 Uhr nachts.

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(Foto: Florian Peljak)

Klassiker im Keller Mehr Party als Ball, aber trotzdem ein Klassiker: Der Biedersteiner Kellerfasching am 7. und 14. Februar. Die 500 Tickets pro Abend sind heiß begehrt. Organisatorin Vero Fuchsreiter: "In diesem Jahr kann sich unser DJ-Line-Up echt sehen lassen. Der 959er, Joolz aus dem Harry Klein oder die Jungs von Baal. Das Wohnheim befindet sich im Ausnahmezustand. Fast alle Bewohner sind dabei und viele Ehemalige. Aber willkommen ist jeder. Beibehalten werden wir, dass die Karten für den Kellerfasching nur an den beiden Tagen der Partys selbst gekauft werden können. Wir rechnen damit, dass die Schlange ab Mittag wächst. Wer erst um 16 Uhr kommt, wenn der Verkauf startet, wird wahrscheinlich leer ausgehen. Der Kartenverkauf ist auch für uns Bewohner Einstimmung auf den Abend - mit Glühwein und Musik, das hat Tradition. Immerhin gibt's den Biedersteiner Fasching schon seit 1966." Pro Person gibt es nur zwei Tickets und am Abend kommt nur rein, wer verkleidet ist.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Tanzend nach Hause Musikalisch wird's im Hofbräuhaus wilder als sonst. LaBrassBanda-Frontmann Stefan Dettl spielt auf, samt "Friends" wie Max Obermüller oder Korbinian Weber, beim Wuiderer Ball am Samstag, 24. Januar. Im Hofbräuhaus-Podcast erklärt Dettl: "Die Wuiderer-Besetzung trifft sich nur einmal im Jahr und dann geht's brutal dahin." Alles Musikalische passiere spontan, "als Uraufführung", verrät er. "Das heißt für uns, a Gaudi ham, schöne Musik spielen, alles was erlaubt ist eben." Trompeter Korbinian Weber: "Die Leute sollen tanzend nach Hause gehen." Dettl ergänzt: "Wenn keiner tanzt, haben wir irgendwas falsch gemacht. Wir werden nicht aufgeben, bevor nicht alle tanzen." Prämiert wird das beste Kostüm von den Musikern persönlich. Dettl : "Nicht schlecht ist, wenn man sich als Wuiderer verkleidet oder als Reh oder als scharfes Haserl. Natürlich haben auch Mannsbilder eine Chance, aber die Mädels haben einfach die größere, weil sie in den Kostümen besser ausschauen." Und das eigene Kostüm? "Wir selbst kommen jedenfalls vogelwild." Auc beim Gauklerball (im Bild) im Künstlerhaus sind die Kostüme von jeher bunt und voller Fantasie. In diesem Jahr steht der Ball unter dem Motto "Die Gaukler von Versailles".

© SZ vom 16.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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