Fasanerie-Nord:Würdiges Gedenken

Lesezeit: 2 min

Aus den Steinen der Vergangenheit erbaut: Das Ehrenmal in der Fasanerie-Nord braucht einen neuen Standort. (Foto: privat)

Der Heimat- und Kameradschaftsverein Fasanerie fordert von der Stadt einen geeigneten Standort für das Ehrenmal, das an die Opfer der beiden Weltkriege erinnert und dem Bahnhofsumbau weichen muss

Von Simon Schramm, Fasanerie-Nord

Das Ehrenmal in der Fasanerie-Nord sieht nicht wie ein übliches Kriegerdenkmal aus. Es zeigt keinen muskulösen Soldaten in heroischer Pose und es ist auch kein großes, mächtiges Bauwerk. Es ist eine tief liegende Mauer, erbaut aus den Ziegeln, die der Krieg von den Häusern der Fasanerie übrig gelassen hat. Dazu ein Kreuz und zwei Tafeln. Viertel-Bewohner haben es in den Neunzigerjahren selbst aufgebaut. "Davor war es ein typisches Kriegerdenkmal", sagt Roland Nitter vom Heimat- und Kameradschaftsverein Fasanerie. Der Verein hat aber bewusst diese Gestaltung gewählt. Auf einer der Tafeln wird den Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht. "Das Denkmal soll aller Kriegsopfer und Vertriebenen gedenken", sagt Nitter. "Wir sehen es als Friedensmal an, und nicht als Ort zur Heldenverehrung."

Das Denkmal steht in einem Mini-Park westlich der Gleise am Bahnhof Fasanerie. Der aktuelle Standort ist ein Privatgrundstück, was oft zu Schwierigkeiten zwischen dem Verein und dem Vermieter geführt habe, sagt Nitter. Da im Zuge des geplanten Umbaus am Bahnhof Fasanerie auch der Park verschwindet, stellt sich dringend die Frage, wohin mit dem Denkmal. Eigentlich möchte der Verein das Denkmal auf ein städtisches Grundstück in der Straße Am Blütenanger versetzen, nahe der Kirche St. Christoph. Schon 2009 hat die Stadt den vom Verein favorisierten Standpunkt in Aussicht gestellt; um so mehr war der Verein überrascht, als die Stadt nun vor Kurzem einen anderen Ort vorgeschlagen hat, den der Verein für gänzlich ungeeignet hält.

Im jüngsten Workshop zur Neugestaltung des Bahnhofs hatte die Verwaltung als Standort eine Verkehrsinsel an der Leberblümchen- und Himmelschlüsselstraße vorgeschlagen, direkt an der Straße. "Die Fläche ist relativ klein, es fließt der Verkehr vorbei", sagt Nitter. Er bezweifelt, dass an dieser Stelle würdige Gedenkfeiern möglich seien, allein schon weil zu wenig Platz vorhanden sei. Der Ort sei an sich nicht geeignet, das Denkmal würdig zu repräsentieren. In seiner jüngsten Sitzung hat der Bezirksausschuss geschlossen dem Antrag des Vereins zugestimmt, das Denkmal an den Blütenanger zu verlegen. Zudem ist der kleine Verein darauf angewiesen, dass die Stadt die Kosten für den Umzug übernimmt. "Das Gedenken der Opfer von Kriegen ist auch öffentliches Anliegen", sagt Roland Nitter. Der 1962 gegründete Heimat- und Kameradschaftsverein hat merh als 100 Mitglieder aus der Fasanerie-Nord und der Siedlung am Lerchenauer See. Die Stadt übernimmt die Reinigung des Denkmals, der Verein hält das Grundstück sauber.

Das Baureferat teilte auf SZ-Anfrage nicht mit, wie die Idee zum neuen Standort entstanden sei und was für den Standort auf der Verkehrsinsel spreche. Der Ort sei "unverbindlich angeregt" worden. Der endgültige Standort für das Kriegerdenkmal werde mit den entsprechenden politischen Gremien und Vereinen abgestimmt werden, hieß es kurz.

Aus welchem Grund sollte man sich in einem Gedenkverein engagieren? "Ich möchte mich da auf Max Mannheimer beziehen", sagt Nitter. "Die Schuld für den Kriegseintritt trifft unsere Generation nicht mehr, aber wir haben als Deutsche die Verantwortung und Verpflichtung, mit persönlichen Einsatz dafür zu sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Wir möchten die Gefallenen im Gedächtnis halten, aber auch den Schrecken durch Rassenhass und Krieg." Vor allem deswegen haben die Vereinsmitglieder vor drei Jahren den alten Namen, Krieger- und Veteranenverein, geändert.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: