Facebook-Aktion:Wie eine Lichterkette vom Marienplatz bis nach Berlin gelingen soll

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Im Februar dieses Jahres gab es schon einmal eine Lichterkette in der Münchner Innenstadt - für den Frieden zwischen den Religionen. So ähnlich könnten die Münchner am Samstag demonstrieren. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Über Facebook wird derzeit eine Großdemonstration vorbereitet.
  • Geplant ist eine 650 Kilometer lange Lichterkette von München nach Berlin - als Zeichen für Frieden und Toleranz.
  • Startschuss der Aktion ist am Samstag um 19 Uhr.

Von Thomas Anlauf

Horst Fallenbeck hat eine Vision: 600 000 Menschen sollen am Samstagabend seinem Aufruf folgen und eine 650 Kilometer lange Lichterkette bilden - vom Münchner Marienplatz bis nach Berlin. Das klingt utopisch, doch der 44-Jährige meint es ernst. "Das Feedback ist enorm, die Menschen, die mitmachen wollen, kommen aus allen Schichten der Bevölkerung", sagt Fallenbeck, der zu der Aktion über Facebook aufgerufen hat.

Die Menge, die sich bereits angemeldet habe, sei "nicht mehr in Zahlen zu fassen". Mehr als 200 000 sollen es bereits sein, die sich am Samstag um 19 Uhr quer durch die Republik aufstellen und Kerzen anzünden wollen.

Es geht Fallenbeck mit der Lichterkette um nichts Geringeres, als ein weltweites Zeichen zu setzen für Frieden und Toleranz. Die Mordanschläge von Paris, der Krieg in Syrien und die Flucht von Millionen Menschen im Nahen Osten, dazu der erstarkte Rechtsextremismus in Deutschland - all das macht ihm zu schaffen.

18 Stunden am Tag im Einsatz

"Wollen wir weiter zuschauen, wie Menschen mit Galgen durchs Land laufen, Journalisten bespuckt und beschimpft werden und Flüchtlingsheime angezündet werden?", fragt er. Die Idee zu einer gigantischen Lichterkette entstand erst vor einigen Wochen, wie er erzählt. Eine Facebook-Bekanntschaft von Fallenbeck schrieb, sie habe von einem Lichtermeer in Deutschland geträumt, als Zeichen für Frieden auf der Welt.

Fallenbeck, der bei Ravensburg ein Tierhotel betreibt, griff die Vision auf und rief im Internet zu der Lichterkette auf. Mittlerweile ist er 18 Stunden am Tag im Einsatz, um die Großdemonstration zu koordinieren. "Ich bin am Anschlag", sagt Fallenbeck, "aber ich zieh' das jetzt durch." Längst hat er Kontakt zu erfahrenen Demo-Organisatoren, etwa zu Leuten aus der Friedensbewegung, die 1983 eine Menschenkette mit mehreren Hunderttausend Menschen zwischen Neu-Ulm und Stuttgart auf die Beine gestellt hatten. "Ich glaube, wir kriegen jetzt mehr Menschen auf die Straße", sagt Fallenbeck.

Organisation nach Straßenabschnitten

Innerhalb weniger Tage bildeten sich bundesweit Organisationsgruppen, die bestimmte Streckenabschnitte betreuen. In München ist Petra Plötz eine der drei Organisatorinnen. Die Sekretärin und Übersetzerin erfuhr durch Zufall von der kühnen Vision und machte spontan mit. "Bei Lichterketten werde ich hellhörig", sagt sie.

Sie war bereits 1983 bei der Kette dabei, 1992 natürlich auch bei der Lichterkette in München, als 400 000 Menschen ein Zeichen gegen rechte Gewalt und Ausländerhass setzten. Plötz hat ein gutes Gefühl, dass sich am Samstag sehr viele Münchner beteiligen werden. Persönlich weiß sie von einem Verein mit Flüchtlingen, der kommen will, und ganzen Schulen, die sich bei Facebook eingetragen haben.

Im Kreisverwaltungsreferat (KVR) ist die Lichterkette bereits angemeldet. Bislang haben die Organisatoren nur die relativ bescheidene Zahl von 1000 Demonstranten angegeben, die erwartet werden. "Aber wir sind in ständigem Austausch mit den Veranstaltern", sagt KVR-Sprecherin Daniela Schlegel. Wenn sich die Kundgebung in den kommenden zwei Tagen noch genügend herumspricht, könnte die Lichterkette für den Frieden stehen - zumindest in München.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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