Zolling:"Wir sind in der Narrhalla eine coole Truppe"

Lesezeit: 3 min

Bereits im August stimmt sich Vitus Reiter auf den Fasching ein - dann beginnt er mit dem Tanztraining für das Prinzenpaar. Nachwuchsprobleme haben die Zollinger bisher keine, die Bälle auf den Dörfern sind meist gut besucht

Interview von Katharina Aurich, Zolling

Neben dem Fasching schlägt das Herz des zweiten Präsidenten der Narrhalla Zolling, Vitus Reiter, auch für seine Heimatgemeinde. Er könne sich nicht vorstellen, woanders zu wohnen, sagt der 25-Jährige. Seit drei Jahren ist der junge Mann zweiter Vorsitzender der Narrhalla und trägt damit eine große Verantwortung, auch, weil er seit zwei Jahren das Prinzenpaar der Faschingsgesellschaft trainiert.

SZ: Was gehört alles zu den Aufgaben eines Präsidenten der Narrhalla?

Reiter: Man ist Mädchen für alles, ich plane mit dem Vorsitzenden Andreas Huber die Veranstaltungen, die Auftritte der Narrhalla in anderen Gemeinden, kläre Termine ab, kümmere mich um Anzeigen und Werbung, darum, dass der Faschingskalender erstellt wird, organisiere die Musikanlage, die Deko und das Catering, denn wir haben im Bürgerhaus keinen Wirt.

Sie sind auch Trainer des Prinzenpaars, wird das nicht zu viel?

Nein, es macht mir großen Spaß, da ich selbst Turniere tanze. So kann ich mein Wissen weiter geben. Im August beginnen wir zweimal wöchentlich zu trainieren, im Januar und Februar sind wir ständig unterwegs, auch für Auftritte bei anderen Faschingsgesellschaften in Langenbach, Nandlstadt, Attenkirchen, Oberschleißheim, Hallbergmoos und Ilmmünster.

Geht Ihnen der Nachwuchs für die Prinzenpaare nicht aus?

Wir haben nur alle zwei Jahre ein erwachsenes Prinzenpaar, abwechselnd dazu gibt es in den Jahren dazwischen Kinderprinzenpaare. Es gibt sehr viele Anfragen von Eltern, ob ihre Kinder mitmachen können. Bei den Erwachsenen wird es weniger, da müssen wir schon suchen, vor allem bei den Männern. Aber es finden sich jedes Jahr ein junges oder erwachsenes Prinzenpaar und genügend Tänzer für die Show.

Wer wird denn Prinzenpaar?

Das entscheidet immer unser erster Präsident. Er hat heuer beispielsweise Veronika Frühbeis gefragt, die schon sehr lange bei der Narrhalla ist. Sie durfte sich dann ihren Prinzen aussuchen. Wenn mehrere mitreden, wäre es viel schwieriger, sich auf einen Prinz oder eine Prinzessin zu einigen.

Was bedeutet es, Prinz oder Prinzessin zu sein?

Viel Zeit bei den Vorbereitungen und dem Tanztraining zu verbringen und viel Geld in die Kleidung zu investieren, die ist nicht billig. Man muss es auch mögen, im Mittelpunkt zu stehen, aber nach den ersten Auftritten gewöhnt man sich daran und schließlich ist man dann eine Art Aushängeschild des Vereins und der Gemeinde.

Warum ist es so schwer, Männer zum Tanzen zu bewegen und wie viele sind in der Showtanzgruppe aktuell mit dabei?

Wir haben mit dem Prinzen im Moment sechs Männer, das genügt, es könnte natürlich mehr sein. Dazu kommen 14 Frauen in unserer Showtanzgruppe, das ist ja kein Paartanz, daher geht es auch mit wenigen Männern. Die Choreografie wird daran angepasst. Besonders für die Hebefiguren ist es natürlich wichtig, kräftige Männer dabei zu haben. Grundsätzlich sind halt Frauen tanzbegeisterter als Männer, die gehen oft lieber zum Fußball.

Sie sind Tänzer, erhöht das die Chancen bei den Frauen?

Ja klar, das kommt bei den Mädels immer gut an! Aber ich habe eine feste Freundin, wir gehen oft zusammen tanzen. Bei den Rock'n'Roll-Turnieren habe ich eine andere Partnerin, aber das ist ok.

Wo haben Sie gelernt, Gardetänzer zu trainieren und was ist dabei wichtig?

Anfangs war es nicht so einfach, aber da ich selbst tanze und für Turniere trainiere, schaue ich mir von den Trainern ab, wie man das macht und habe inzwischen auch einige Erfahrung. Mit dem Zollinger Prinzenpaar suchten wir gemeinsam ein Stück aus, dann entwickelte ich dazu die Choreografie. Bei den Rock'n'Roll-Elementen heuer habe ich ganz langsam mit den Grundschritten begonnen, dann einfache Tanzfolgen probiert und geschaut, was an Hebefiguren möglich ist. Man muss das Programm an die Fähigkeiten des Paares anpassen und natürlich muss es den beiden gefallen. Manchmal läuft es beim Training nicht so gut, dann muss ich sie wieder motivieren, das nächste Mal geht es dann wieder besser. Die beiden, Veronika Frühbeis und Lukas Scholtys, haben das super umgesetzt und sich toll entwickelt.

Was nehmen Sie persönlich von diesem vielfältigen Engagement mit?

Viele gute Erfahrungen: Beim Faschingstreiben mit 800 Gästen im Bürgerhaus habe ich moderiert, ich kann auf Menschen zugehen, mit ihnen umgehen. Wir sind in der Narrhalla eine coole Truppe, wir machen alles miteinander, den Bühnenaufbau, die Deko und wir haben ein gutes Netzwerk. Die schönste Belohnung ist natürlich, wenn man die Zuschauer mit den Showeinlagen und Tänzen begeistert. Und wo kann man heute noch tanzen außer auf Hochzeiten oder eben im Fasching?

Warum wird die Faschingsbegeisterung allgemein weniger und warum ist die Narrhalla auf den Dörfern im Gegensatz zu Freising doch so stabil?

Warum die Leute weniger verkleidet feiern möchten, weiß ich nicht. Schwarz-Weiß-Bälle gehen immer noch ganz gut, aber die Gäste verkleiden sich nicht mehr gerne. Einen Ball zu organisieren, bedeutet auch sehr viel Arbeit und ein finanzielles Risiko, wenn wenig Gäste kommen. In einer kleinen Ortschaft, wo sich viele kennen, ist es leichter, die Narrhalla am Laufen zu halten. Aber es geht nicht von allein, wir machen Werbung und ich spreche jugendliche Nachwuchstänzer an. Die Neuen kommen als Clique, alleine kommt keiner. In der Stadt ist es anonymer und es gibt ein größeres Freizeitangebot, Mitglied im Faschingsverein zu sein und zu tanzen, ist offensichtlich nicht mehr angesagt.

Die Narrhalla Zolling veranstaltet an diesem Montag den Rosenmontagsball im Zollinger Bürgerhaus mit der Appersdorfer Band "Zruck zu Dir" und einer Mitternachtsshow. Karten dafür gibt es an der Abendkasse.

© SZ vom 12.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: