Wissen:Endlich Zeit fürs Studium

Lesezeit: 2 min

Bildungswerk und Kardinal-Döpfner-Haus bieten wieder zwei Studiengänge für geschichtsinteressierte Senioren an. Diesmal reichen die Themen von der Pestkatastrophe im 14. Jahrhundert bis zum Salzhandel

Von Laura Dahmer, Freising

Studium - damit verbindet man große Hörsäle, gefüllt mit Hunderten junger Studenten, die mit mehr oder weniger Interesse der Vorlesung eines Professors lauschen, um in diesem oder jenem Fach einen Abschluss zu erlangen. In Freising kann das aber auch bedeuten: Eine kleine Gruppe kommt einmal in der Woche zusammen, um Geschichte zu studieren. Menschen, die mitten im Leben stehen. Die keinen Abschluss anstreben, sondern ihre späte Wissbegierde stillen wollen und deshalb am Seniorenstudium des Kreisbildungswerks Freising und des Kardinal-Döpfner-Hauses teilnehmen. "Wir bedienen ein breites Spektrum: promovierte Naturwissenschaftler, Kaufmänner im Ruhestand, Hausfrauen und Lehrer", erzählt Studienleiter Florian Heinritzi.

Für die bunte Truppe startet am 16. und 17. Oktober nicht nur ein neues Semester, sondern auch ein neuer Studiengang mit neuem Konzept. "Geschichtspunkte" (dienstags, 9 bis 12 Uhr) beleuchtet etwa Pestkatastrophe, Salzhandel, das Leben von Ehefrauen an Adelshöfen und die Prostitution in mittelalterlichen Städten. Und das nicht, wie bisher, im chronologischen Ablauf, sondern nach themenspezifischen Zusammenhängen. Der Studiengang ist in drei große Blöcke unterteilt: Naturwissenschaft, Handel und Wirtschaft, die mittelalterliche Gesellschaft. "In den ersten Durchläufen unseres Seniorenstudiums haben wir große geschichtliche Themen wie den Dreißigjährigen Krieg oder die Französische Revolution behandelt", erzählt Heinritzi. Jetzt wolle er den Fokus verfeinern und Themen und Personen beleuchten, über die nicht so viel bekannt ist.

Denn viele der Studierenden seien Stammgäste, hätten die Studiengänge "Einmal früher und zurück" und "In den Tiefen des Abendlandes" bereits besucht. Diese haben in chronologischem Ablauf die Geschichte vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit behandelt. Damit ist die Wissbegierde der Seniorenstudenten offenkundig nicht gestillt, sie haben einen weiteren Studiengang gefordert - und bekommen ihn jetzt. Das Angebot "In den Tiefen des Abendlandes" startet am 16. Oktober (montags, 9 bis 12 Uhr) ins dritte Semester und läuft mit Ende des akademischen Jahres aus. Das bedeute aber keine Einschränkung für jeden, der erst jetzt ins Studium starten will. "Man kann immer quer einsteigen, auch im dritten Semester", stellt der Studienleiter klar. Auch sonst gibt es keine Voraussetzungen für das Seniorenstudium, es bedarf keines bestimmten Abschlusses. Gerade das ist für Heinritzi ein spannender Aspekt: "Zu uns kommen zum Beispiel Senioren, die studieren wollten, nach dem Krieg aber das Geschäft der Eltern übernehmen mussten." Damit fließen verschiedenste Lebenswirklichkeiten in die Sitzungen ein, je nach Thema säßen sogar Zeitzeugen in den Kursen. "So finden immer lebhafte Diskussionen statt", für die in jeder Sitzung nach der einstündigen Vorlesung 30 Minuten eingeplant sind. Die Dozenten kommen von der LMU München, den Unis in Regensburg und Augsburg und sogar aus London. In einer anschließenden Vertiefung werden Quellentexte gelesen. Für beide Studiengänge sind noch Anmeldungen möglich. Die Gebühren liegen pro Semester bei 395 Euro und beinhalten zwölf Vorlesungen und Sitzungen, Exkursionen, Material. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bildungswerk-freising.de

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: