Wirtschaft:Dorfener Paradoxon

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Die Autobahn kommt, doch die Arbeitsplätze gehen

Nach dem Dachziegelwerk Meindl gibt auch der Hydraulikhersteller Hawe im Februar bekannt, dass er seinen Betrieb in Dorfen einstellen wird. 130 Mitarbeiter sind betroffen. Sie sollen, wenn sie weiter im Unternehmen bleiben wollen, ins Allgäu umziehen, wo Hawe ein größeres und moderneres Werk hat. Es ist wie verhext, wie ein Fluch: Die Isentalautobahn wird gebaut und definitiv bis Ende 2019 fertiggestellt. Und auch die Planungen des Bahnausbau der Strecke München - Mühldorf werden vorangetrieben. Der Wirtschaftsstandort Dorfen sollte angesichts so großer Infrastrukturprojekte eine Magnetwirkung auf Firmen aller Art entfalten und sie nicht abstoßen.

Der A 94-Bau führt im Stadtrat - Meindl hin, Hawe her - bei manchen dennoch zu Euphorie. Sie sehen Gewerbegebiete über all, links und rechts der Autobahntrasse vor sich. Im Flächennutzungsplan sind schon mehrere Hektar eingezeichnet. Doch da geht noch viel mehr, denken sich die Dorfener. Vor allem, seit ein sogenannter LEP-Manager beim Innenministerium endlich grünes Licht für einen Baumarkt an der Autobahn gegeben hat. Acht Jahre lang hatte die Regierung von Oberbayern das Projekt blockiert. Nun aber sticht der Ober den Unter, ministerielle Einschätzungen wiegen schwerer als die Bedenken der Bezirksregierung.

In Dorfen explodieren derweil die Grundstückspreise. Die Nachfrage ist enorm, und im Vergleich zu Münchner Preisen kostet Bauland in der Kleinstadt noch weniger als die Hälfte. Ein großes Baugebiet am Stadtrand mit etwas mehr als sechzig Bauplätzen wird in diesem Jahr fertig durchgeplant. Die einstige Absicht des Stadtrats, dort erschwinglichen Grundstücke für junge Leute auszuweisen, geht nicht so richtig auf. Im Einheimischenmodell gibt es 16 Parzellen. Das meiste geht aber auf den freien Markt und wird wohl nur für bislang unbekannte Spitzenpreise den Besitzer wechseln. Über das Modell der sozialgerechten Bodennutzung (Sobon), das in Erding eingeführt wird, wird in Dorfen auch mal geredet. Seitdem hat man nichts mehr davon gehört.

© SZ vom 28.12.2016 / flo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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