Wahl beim Parteitag in Nürnberg:Auf dem Sprung

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Die Kreisrätin Ulrike Scharf soll heute Schatzmeisterin der CSU werden - sie würde damit ins Parteipräsidium einziehen.

Florian Tempel und Antonia Steiger

ErdingEs ist ein gewaltiger Sprung in der politischen Karriere von Ulrike Scharf. Die 44-jährige Kreisrätin aus Maria Thalheim soll an diesem Samstag beim Parteitag in Nürnberg eine von zwei Schatzmeistern der CSU werden. Scharf gehört dann nicht nur dem Parteivorstand an, sondern automatisch auch dem CSU-Präsidium. Das Präsidium hat 19 Mitglieder. Neben Parteichef Horst Seehofer und seinen vier Stellvertretern gehören ihm unter anderem die sieben Bezirksvorsitzenden der CSU an.

Fast alle Mitglieder dieses engsten Führungskreises sind amtierende oder ehemalige Minister, Abgeordnete in München, Berlin oder Straßburg. Scharf war von 2006 an knapp zwei Jahre Landtagsabgeordnete, schaffte 2008 trotz eines sehr guten Listenplatzes den Wiedereinzug aber nicht. Wie hochrangig ihr künftiges Parteiamt ist, zeigt der Ablauf der Vorstandswahlen: Die Wahl der Schatzmeister folgt unmittelbar auf die Wahl der vier Stellvertreter Seehofers. Da in Scharf und dem amtierenden Schatzmeister Thomas Bauer nur zwei Kandidaten nominiert sind, darf es als sicher gelten, dass sie auch gewählt wird.

Das ist natürlich eine große Ehre für mich", sagte Scharf am Freitag kurz vor ihre Abreise nach Nürnberg. "Ich will das als Chance wahrnehmen." Sie meine nicht ihre persönliche Karriere, sagte sie, sondern "die Chance, dass der Landkreis Erding damit eine Stimme in der Parteispitze hat". Sie werde "natürlich" gegen den Bau der dritten Startbahn sprechen. "Inwieweit sich die Meinung anderer ändern wird, steht jedoch auf einem anderen Blatt."

Außerdem will sie "mit Nachdruck darauf hinarbeiten", dass die Verkehrsinfrastruktur in der Region verbessert wird. Dass ihr neues Amt sie als CSU-Direktkandidatin für den Landtag oder den Bundestag prädestiniert, wollte Scharf nicht gelten lassen. "Das ist für mich noch zu weit weg, diese Themen stehen erst in eineinhalb Jahren an."

Auch der Kreisvorsitzende Martin Bayerstorfer äußerte sich nicht dazu. Er wolle dem Kreisverband nicht vorgreifen, sagte er. Für den Kreisverband wäre es "eine hervorragende Situation", ein Präsidiumsmitglied in den eigenen Reihen zu haben. Hans Zehetmair sei bisher der einzige, dem dies gelungen sei. Scharf würde als Schatzmeisterin in der parteiinternen Hierarchie über Bayerstorfer stehen, der stellvertretender Bezirksvorsitzender ist. "Und zwar weit über mir", wie er sagt. Ärgerlich sei das aber nicht. "Im Gegenteil, ich freue mich."

Erst Ende August hatte der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt Scharf erklärt, dass man sie gerne an höherer Stelle sähe. Ein entscheidender Faktor ist, wie sie selbst einräumt, die 2010 in der CSU beschlossene 40-Prozent-Frauenquote für alle hohen Parteigremien. Scharf hat selbst auf eine Frauenquote gedrängt und ist seit 2009 Vorsitzende der oberbayerischen Frauenunion. Im gleichen Jahr wurde sie als Nachfolgerin von Bundesministerin Ilse Aigner Vorsitzende der bayerischen Wasserwacht.

© SZ vom 08.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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