Vorbescheidsanträge von Lidl und Kaufland:Moosburger Dauerbrenner

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Im Gleichschritt: In Degernpoint können die Moosburger demnächst sowohl bei Aldi als auch bei Lidl in einer erweiterten Filiale einkaufen. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Zwei Discounter dürfen im Gewerbegebiet ihre Flächen erweiteren. Das geht im Bauausschuss nicht ohne die übliche Grundsatzdiskussion, welches Angebot in Degernpoint erwünscht ist und welches nicht

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die meisten Argumente sind längst ausgetauscht und wiederholen sich auf beiden Seiten zum großen Teil. Die Intensität, mit der das Thema trotzdem immer wieder aufs Neue diskutiert wird, lässt erahnen, dass die Frage, welche Betriebe sich im Gewerbe- und Industriegebiet Degernpoint ansiedeln beziehungsweise ihre dortigen Standorte ausbauen dürfen, die Moosburger Stadträte noch eine Weile beschäftigen wird. Am Montag lagen im Bauausschuss die Vorbescheidsanträge von Lidl und Kaufland auf dem Tisch, die ihre Märkte gerne vergrößern möchten. Das Gremium stimmte den Vorhaben mit 7:5 beziehungsweise 12:0 Stimmen zu.

Die Entscheidung, ob solche Projekte genehmigt werden, dreht sich immer wieder um den gültigen Bebauungsplan, der in Degernpoint - abgesehen vom Bestand - innenstadtrelevante Sortimente ausschließt, um die Geschäfte im Stadtzentrum zu schützen. Im Juli hatte der Bauausschuss bereits der Vergrößerung des Aldi-Marktes um 270 auf 1200 Quadratmeter zugestimmt. Der nun vorliegende Antrag von Lidl sei "vergleichbar, deshalb lautet unser Vorschlag, auch hier das Einvernehmen zu erklären", sagte Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU). Lidl plant, die bestehende Filiale profilgleich um zwölf Meter in Richtung Staatsstraße 2350 zu verlängern. Die Verkaufsfläche soll dadurch von 9454 auf 1195 Quadratmeter anwachsen. In der Vergangenheit hatte Lidl schon einmal beantragt, an einer anderen Stelle in Degernpoint ganz neu zu bauen. Das wurde damals abgelehnt.

Mit einer Erweiterung, nach dem Vorbild von Aldi, hat die Verwaltung keine Probleme. Eine vom Bauherrn beauftragte Wirkungsanalyse zeige auf, "dass die geplante Erweiterung keine ökonomisch relevanten Auswirkungen auf die Innenstadt in Moosburg ausübt", hieß es in der Sitzungsunterlage. Zudem sehe die Moosburg Marketing-Genossenschaft laut einer Stellungnahme die Erweiterung "als wenig problematisch" an.

Stadtmarketingreferent Alfred Wagner (UMB) war - wie schon im Fall Aldi - dagegen. Er lehne das Projekt ab, "weil es städtebaulich der falsche Standort für eine Nahversorgung ist". Die Isarbrücke sei "ein Nadelöhr, der Standort ist schlecht für die Bevölkerung zu erreichen". Zu dem verwies er - ohne sie beim Namen zu nennen - auf die Metzgerei Keller, "die vor ein paar Tagen in Langenbach ihren Betrieb eröffnet hat, weil das Unternehmen, das um die 100 Jahre in Moosburg seinen Hauptsitz gehabt hat, in Degernpoint nicht die Möglichkeit bekommen hat, zu bauen". Wenn man "jetzt in Degernpoint einem Discounter den roten Teppich ausrollt, ist das schizophren", so Wagner. "Dass das Unternehmen nicht die Möglichkeit bekommen hat, in Degernpoint eine Produktionsstätte mit Verkaufsfläche zu bauen, ist falsch", entgegnete die Bürgermeisterin: "Es war einfach eine Entscheidung des Bauherrn, weil die Grundstückspreise anderswo deutlich unter denen in Moosburg liegen."

Was die Lidl-Erweiterung anbelangt, sprachen sich Michael Stanglmaier (Grüne) und Jörg Kästl (ÖDP) gegen das Vorhaben aus. "Ich kann mit Degernpoint in der Form leben, wie es ist, ich hab auch bei Aldi dagegen gestimmt", sagt Kästl, der "als Königsweg" vorschlug, lieber einen kleineren "Lidl to go" in der Innenstadt zu eröffnen. Martin Pschorr (SPD), der die Sortimentsbeschränkung in Degernpoint ohnehin skeptisch sieht, befürwortete den vorliegenden Lidl-Antrag, "es ist schließlich eine Erweiterung und kein Neubau".

Keine Bedenken gab es gegen die Kaufland-Erweiterung. Das Unternehmen will in den Räumen eines angrenzenden Textilfachmarktes 520 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche schaffen und die restlichen 307 Quadratmeter als Leergutlager nutzen. "Wir werden hier zustimmen, weil im Gegensatz zum vorherigen Antrag mit dem Textilmarkt ein innenstadtrelevanter Betrieb wegfällt und in diesen Räumen ein anderer erweitert wird", argumentierte Evelin Altenbeck (Grüne). Auch Alfred Wagner stimmte dem Antrag zu, weil das Grundstück, auf dem sich das Kaufland befindet, "als Sondergebiet ausgewiesen ist und nicht als Gewerbegebiet". Dieses Sondergebiet sieht laut Verwaltungsvorlage "großflächigen Einzelhandel für die Warensegmente Lebensmittel und sonstige Waren des täglichen Bedarfs" vor.

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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