Verkehr:Die Geduldsprobe beginnt

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Bis zum 18. Mai ist in der Ortsdurchfahrt von Hohenlinden kein Durchkommen. Der erste Tag der Bauarbeiten verläuft weitgehend reibungslos - sieht man von einigen fehlgeleiteten Lastwagenfahrern ab

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Drago Maric hat großes Publikum: Gespannt beobachten etliche Hohenlindener, wie sich seine fast 25 Tonnen schwere Fräse durch den Asphalt wühlt, den zuvor Bagger etwas gelockert haben. Jahrzehntelang sind Autos, Busse und vor allem viele Lastkraftwagen über den Straßenbelag in der Hohenlindener Ortsdurchfahrt gebrettert, das macht jetzt Maric die Arbeit schwer: "Der Asphalt war an einigen Stellen ziemlich hart und festgefahren", sagt er. Zehn Wochen lang werden Maric und viele andere Bauarbeiter daran arbeiten, dass die Hohenlindener Ortsdurchfahrt künftig attraktiver aussieht und vor allem für Fußgänger und Radler mehr Platz bietet. Verkehrsteilnehmer und Geschäftsleute stellt das auf eine harte Probe, denn für den Individualverkehr bleibt die Hauptstraße so lange gesperrt. Lediglich Schulbusse dürfen vorsichtig durch die Baustelle fahren.

Obwohl die Maßnahme lange angekündigt wurde und auch metergroße Transparente an den Ortseinfahrten auf die Baustelle und die entsprechenden Umleitungen aufmerksam machen, vertrauen doch einige Lastwagenfahrer am ersten Tag der Sperrung lieber ihrem Navi: Gleich mehrere Brummi-Fahrer kapieren erst, dass es hier nicht weiter geht, als sie direkt vor den Baumaschinen stehen - im Rückwärtsgang müssen sie wieder aus dem Ort hinausbugsiert werden. Insgesamt aber ziehen Bürgermeister Ludwig Maurer, Geschäftsleiterin Martina Baumann und Fred Mühlberger von der Baufirma nach den ersten Stunden eine eher positive Zwischenbilanz: "Es gab bisher keine Beschwerden im Rathaus, keine Anrufe", sagt Baumann. Gearbeitet wurde zunächst an den Kreuzungen an der Isener und Ebersberger Straße, auch die Erneuerung der zentralen Wasserleitung in der Hauptstraße läuft parallel.

Anwohner und Geschäftsleute beobachten die Baustelle mit Argusaugen. "Die Leute müssen sich erst an die neue Situation gewöhnen", sagt Josef Falterer, der Seniorchef des gleichnamigen Edeka-Marktes. Weil die Hauptstraße gesperrt ist, müssen auch seine Kunden und Lieferanten über den Kanzleiweg fahren. Falterer hofft, dass sie das mit der notwendigen Vorsicht und vor allem nicht zu schnell tun werden. Der Leiter des Rewe-Marktes gegenüber, Winfried Weber, fürchtet, wie er erzählt, dass sein Parkplatz künftig als Umgehung der Sperre und Durchfahrt von der Isener Straße zur Hauptstraße genutzt werden könnte: "Das muss man jetzt abwarten." Immerhin, das räumt er ein, sei der Beginn der Arbeiten schon mal ganz gut gelaufen.

Florian Maier von Porsche Maier an der Kreuzung der Hauptstraße mit der Ebersberger Straße hat wieder andere Sorgen: "Wir hoffen, dass wartende Lastwagen uns die Zufahrt nicht einschränken und beim Aufbaggern unser Ausstellungsraum und die Schaufenster nicht beschädigt werden", sagt er.

Etliche Hohenlindener freuen sich aber bereits jetzt vor allem darauf, dass ihr Ort in einigen Wochen schöner aussehen wird - wie Marianne Huber, sie hat das Fahrrad genommen, um zur Filiale der VR-Bank zu kommen. "Irgendwie kommen wir schon hin", sagt sie. Man sei durch Informationen auf die Bauarbeiten vorbereitet worden, "nun müssen wir für eine schönere Dorfmitte die Bauzeit überstehen, kein Problem". Klaus Marella, zweiter Sprecher der Initiative "Aktiv im Alter" und des Seniorenbeirats, hofft, dass es nach der Umgestaltung keine Hürden mehr für Gehbehinderte geben wird. "Es tut sich was, der Start ist gelungen", sagt auch Gemeinderat Horst Bolscho (CSU).

Noch mehr Geduld als üblich brauchen während der Zeit der Sperrung wohl auch die Autofahrer, die auf der B12 Hohenlinden umfahren. Zumindest am Montag kam es zu noch dichterem Verkehr und auch kleineren Staus, insgesamt war die Lage aber nach Einschätzung der Verantwortlichen unter Kontrolle. Auch an der Isener Straße, Ebersberger Straße und Erdinger Straße war die Lage meist ruhig. Ferdinand Klettner vom ausführenden Rosenheimer Ingenieurbüro "Infra" verteidigte die Vollsperrung, mit einer einspurigen Sperrung könnten seiner Überzeugung zufolge die Baumaßnahmen nicht so gut absolviert werden. Es werde aber versucht, vor dem 18. Mai fertig zu werden und die Belastung der Anwohner möglichst gering zu halten, teilte der Planer der Hohenlindener Ortsdurchfahrt mit.

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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