Vaterstetten:Unter Dach und Fach

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Die Scheckenhofer-Villa erinnert an die Zeit vor 100 Jahren. Die Zeit ist an ihr nicht spurlos vorbeigegangen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gemeinde Vaterstetten und der Eigentümer der Scheckenhofer Villa legen ihren Streit vorerst bei

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In der Kontroverse um den richtigen Umgang mit der denkmalgeschützten Scheckenhofer Villa scheinen sich Eigentümer und Gemeinde aufeinander zu zu bewegen. Als ersten Schritt ist Eigentümer Herbert Meier der Forderung der Gemeinde nachgekommen und hat das Haus mit einem winterfesten Dach versehen. Bürgermeister Georg Reitsberger hofft nun darauf, dass sich auch die übrigen Konflikte um den Denkmalschutz einvernehmlich lösen lassen, "wir sind auf einem guten Weg."

Danach sah es lange nicht aus. Nachdem Meier das mehr als 100 Jahre alte Häuschen gekauft hatte, war es wiederholt zu Differenzen zwischen ihm und dem gemeindlichen Bauamt gekommen. Dieses ist in Vaterstetten auch für den Denkmalschutz zuständig, sah dessen Vorgaben indes nicht immer gewahrt. Zu Unrecht, wie Meier beteuert, er habe bereits vor zwei Jahren einen Spezialisten für Sanierung denkmalgeschützter Gebäude beauftragt und dessen Vorschläge auch der Gemeinde übermittelt. Doch dort habe man nicht reagiert und später dann auf Vorgaben beharrt, die einfach nicht realistisch seien.

Er wolle das alte Haus auf jeden Fall erhalten, versichert Meier, keinesfalls plane er den Denkmalschutz auszuhebeln, oder, wie ihm auch vorgeworfen worden sei, das Haus absichtlich verfallen zu lassen. Allerdings sei der Verfall bereits zum Zeitpunkt, als er das Haus gekauft hatte, weiter fortgeschritten gewesen, als auf den ersten Blick erkennbar. "Das war außen Hui und innen Pfui", sagt Meier, besonders im Dachbereich seien die sogenannten Pfetten, das sind die waagerechten Holzträger, teilweise komplett vermorscht und von Ungeziefer befallen gewesen. Doch das Bauamt habe trotzdem seine Einwilligung verweigert, diese beschädigten Teile zu ersetzen und dies mit dem Denkmalschutz begründet, weshalb die bereits begonnenen Arbeiten am Dach monatelang ruhten. Dies wiederum hatte bei der Gemeinde aber auch bei Bürgern für Unverständnis gesorgt, einige argwöhnten, Meier sei gar nicht an einem Erhalt der Scheckenhofer-Villa interessiert. Doch das Gegenteil sei der Fall, versichert dieser. Gerade wenn das Haus erhalten werden solle, müsse man das Dach umfassend sanieren, ansonsten seien Probleme mit der Statik zu befürchten.

Ebenfalls umstritten war die Frage, ob und wie das alte Haus energetisch saniert werden kann. Hier sei der Denkmalschutz eindeutig auf seiner Seite, findet Meier, denn dessen Bestimmungen sagten, dass Baudenkmäler möglichst in ihrem ursprünglichen Zweck erhalten werden sollten. Doch für ein Wohnhaus, wie die Scheckenhofer-Villa, gälten eben inzwischen andere Ansprüche als vor 100 Jahren: "Es kann doch nicht sein, dass im Winter in den Schlafzimmern die Eiszapfen von der Decke hängen", sagt Meier. Daher würde er gerne eine Innendämmung einbauen und auch die alten Fenster auf der Innenseite mit modernen Scheiben ausrüsten lassen - was bisher aber mit Verweis auf den Denkmalschutz nicht gestattet worden sei.

Inzwischen haben sich die Streitparteien angenähert. "Wir sind in einer Klärungsphase", beschreibt Meier den aktuellen Stand. Und auch der Bürgermeister sieht Fortschritte. Es sei eine gute Entwicklung dass Meier das Häuschen sofort winterfest gemacht habe: "Das war bitter notwendig, aber jetzt ist das Dach dicht, so kommen wir über den Winter." Wie es danach weiter geht, wird sich im Frühjahr zeigen: "Das Haus war immer eine Augenweide, daher ist es wichtig, dass dieses Schmuckstück erhalten bleibt", sagt Reitsberger. Dies wünscht sich auch der Eigentümer, "ich habe nicht die Absicht, es dem Verfall preiszugeben", sagt Meier. Reitsberger ist zuversichtlich, dass es zu einem Kompromiss kommt und die Scheckenhofer-Villa "ein bewohnbares Gebäude" wird, das trotzdem dem Denkmalschutz genügt.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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