Trotz 50 Millionen Euro auf der hohen Kante:Hallbergmoos schaut auf's Geld

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Der Gemeinderat hat den Bau eines Bürgerhauses auf Jahre hinweg verschoben und auch die Dreifachturnhalle im Schulzentrum bekommt jetzt nur einen Minimal-Anbau. Denn in den nächsten Jahren stehen teure Projekte an

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Auch im reichen Hallbergmoos geht nicht alles, was wünschenswert wäre, das hat sich bei der jüngsten Gemeinderatssitzung gezeigt. Da wurde nicht nur das lang ersehnte Bürgerhaus mindestens bis zum Jahr 2020 verschoben, sondern auch nur eine abgespeckte Lösung für den Anbau der Dreifachturnhalle an der Mittelschule beschlossen. Diese nutzen auch die Ringer, weshalb jetzt eine Erweiterung nötig ist. Nachdem erste Entwürfe auf 1,2 Millionen Euro Kosten kamen, hat der Planungsausschuss jetzt eine Spar-Variante für eine Million entwickelt, die auch im Gemeinderat einen Mehrheit fand.

Natürlich gibt es wichtigere Dinge im Alltag einer Gemeinde als ein Bürgerhaus, doch der Verzicht für so viele weitere Jahre fiel manch einem Gemeinderat schwer, und so kam jüngst eine durchaus hitzige Diskussion auf. "Das Projekt Bürgerhaus ist in Gefahr, auf den St. Nimmerleins-Tag verschoben zu werden", sagte Grünen-Gemeinderat Robert Wäger. Auch Heinrich Lemer (Freie Wähler) sah das so: "Ich bedauere die plötzliche Mutlosigkeit in diesem Gemeinderat."Das Projekt werde gestoppt, weil es die Mehrheit im Gemeinderat so wolle, und nicht, weil es keinen Bedarf dafür gebe. "Haben wir keinen Bedarf für die Volkshochschule, die gerade zu Miete untergebracht worden ist? Keinen Bedarf für die Bücherei und für Vereinsräume?", fragte Lemer in die Runde.

Was die Sorge vor den Kosten anbelange, so verwies er auf 50 Millionen Euro, welche die Gemeinde auf der hohen Kante habe, wenn auch in gebundener Form. Auch das Argument, die Verwaltung sei zu überlastet, wollte Lemer nicht gelten lassen, "dann", monierte er, "sind wir irgendwie falsch aufgestellt." Er vermisste den politischen Willen, immerhin sei der Beschluss, ein Bürgerhaus zu bauen, schon 2013 gefallen, im Wahlkampf 2014 seien alle Parteien und Kandidaten dafür gewesen, 2015 wurde ein Realisierungswettbewerb beschlossen und seither sei einfach nichts mehr passiert. "Hinhalte-Taktik", lautete Lemers Vorwurf.

CSU-Gemeinderat Markus Mey kritisierte dagegen "die Polemik" in Lemers Worten. Das Thema sei bei der Klausur ohne große Aufregung diskutiert worden, jetzt, in der Öffentlichkeit, aber nicht. Auch die 50 Millionen Euro seien nicht das Geld der Gemeinde, "sie verwaltet das treuhänderisch und über die Hälfte ist fest gebunden." Was die Ausgabenpolitik anbelangte, so sei es ihm, Mey, lieber, eine neue Grundschule zu bauen. Stefan Kronner (SPD), sah das Schieben des Bürgerhauses ebenfalls als vertretbar an, zumindest so lange, bis klar sei, wie es mit der neuen Grundschule, einer zusätzlichen Turnhalle und einem neuen Hort weiter gehe.

Weniger Kritik gab es für die Spar-Variante des Anbaus an die Dreifach-Schul-Turnhalle. Diese wird bekanntlich auch von den Ringern genutzt, und weil deren Zuschauer mehr Platz brauchten, ist ein Teil der Hausmeister-Lagerfläche dafür weggefallen. Hierfür sollte eigentlich ein eigenes Gebäude entstehen, jetzt wird es nur ein Anbau, mit drei Fahrgassen für die Fahrzeuge und neuen Lagerräumen. Die überwiegende Mehrheit folgte Bürgermeister Reents (CSU), der "den bedarfsgerechtesten Entwurf" darin sah, Robert Wäger dagegen war auch das noch zu teuer.

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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