Taufkirchen:"Wir sind dann die Gelackmeierten"

Lesezeit: 2 min

Der Taufkirchener Gemeinderat fordert vom Bundesverkehrswegeplan eine höhere und genauere Einstufung der B 15 neu

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Mit gemischten Gefühlen blickt man in Taufkirchen auf den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030: Einerseits ist darin die Ost-West-Ortsumfahrung der B 388 enthalten, von der man sich Entlastung verspricht. Andererseits befürchtet man auf der Nord-Süd-Achse, der B 15, eine deutliche Verkehrszunahme, vor allem durch den Schwerverkehr: Denn die Ortsumfahrung Landshut ist im "vordringlichen Bedarf". Aber eine Richtung Rosenheim weiterführende "B15 neu", die Taufkirchen entlasten würde, ist nur im "weiteren Bedarf" aufgeführt. Weiterer Bedarf ist im BVWP eine Umschreibung für St. Nimmerleinstag. Der Taufkirchener Gemeinderat fordert daher in einer Stellungnahme, dass auch die B15 neu in den vordringlichen Bedarf aufgenommen wird. Hinzu kommt, dass man sich im Bundesverkehrswegeplan nicht festlegt, ob die B15 neu auf der raumgeordneten Trasse durch den Landkreis Mühldorf gebaut werden soll oder ob der Ausbau der bestehenden B15 mit Ortsumfahrungen durch den Erdinger Landkreis droht. Diese Trassenentscheidung müsse geklärt werden, bevor der BVWP in Kraft trete, fordert der Taufkirchener Gemeinderat.

Taufkirchen ist durch die beiden Bundesstraßen B15 und B388, die durch den Ortskern verlaufen, besonders stark vom Verkehr belastet. Seit den 1970er Jahren hofft die Gemeinde auf den angekündigten Bau der B15 neu auf der Mühldorfer Trasse. Nun steht der Bau der Ortsumfahrung Landshut unmittelbar bevor, wodurch die Schleusen für weiteren Verkehr von Norden her weit geöffnet würden. Das würde eine Zunahme von mindestens 7000 Fahrzeugen pro Tag durch Taufkirchen bedeuten. Das wäre schlimm genug. Aber Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) befürchtet, dass diese Zahl schöngerechnet worden ist. Er hat von insgesamt 30 000 Fahrzeugen am Tag gehört. So oder so würde die Lebensqualität von Taufkirchen auf die einer Verkehrsinsel sinken.

Hinzu kommt, dass die jahrzehntelang versprochene zweite Achse, die B15 neu durch den Landkreis Mühldorf, seit Ende 2014 in Frage gestellt wird. Weil eine von zwei unterschiedlichen Varianten ein Flora-Fauna-Habitat (FFH) geschütztes Moor durchqueren sollte, hat der damalige Staatsminister und aktuelle Chef der Staatskanzlei, Marcel Huber (CSU), seinen Wählern versprochen, dass die B15 neu nie durch seinen Wahlkreis Mühldorf verlaufen werde. Daraufhin zog Innenminister Joachim Herrmann eine B15 neu-Trasse West aus dem Hut, die durch den Landkreis Erding verlaufen sollte. Dagegen wehrte sich wiederum der Landkreis Erding vehement und seither liegen nun beide Trassen auf Eis; oder gelten, wie das im BVWP formuliert wird, nur noch als "weiterer Bedarf". In der Praxis bedeutet das eine Bündelung dieses gesamten zusätzlichen Verkehrs auf der bestehenden B15 mit entsprechenden Konsequenzen für die Ortsdurchfahrten Taufkirchen, Dorfen und St. Wolfgang. "Wir sind dann die Gelackmeierten", fasste Bürgermeister Hofstetter das Dilemma zusammen.

In der Diskussion über die Stellungnahme zum BVWP im Taufkirchener Gemeinderat vertrat allein Manfred Slawny (SPD) eine abweichende Meinung. Er war der Auffassung, es sei noch gar nicht sicher, dass die Ortsumfahrung Landshut im Norden und die Westumgehung Rosenheim im Süden gebaut werde. Schließlich gebe es gegen beide Projekte erheblichen Widerstand in der Bevölkerung. Anton Schweiger (CSU) nannte das eine Fehleinschätzung: Bei beiden Projekten sei die große Mehrheit der Bürger dafür. Bei der Abstimmung schloss sich Slawny wieder an, aber Korbinian Empl war dagegen. Empl ist aus Emling, das von der B388-Ortsumfahrung betroffen wäre.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: