Taufkirchen:Toleranz und Beeinträchtigung

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Bürgermeister Hofstetter diskutiert über Flüchtlingspolitik

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

Die Flüchtlingspolitik der Gemeinde ist in der jüngsten Taufkirchener Bürgerversammlung heftig diskutiert worden. Mehrere Bürger vertraten die Meinung, dass sie sich in der Nähe von Wohnungen mit Asylbewerbern in ihrem "Sicherheitsgefühl beeinträchtigt" fühlten. Ein weiterer Taufkirchener forderte hingegen "mehr Toleranz": Den Flüchtlingen müsse Verständnis entgegen gebracht und man müsse mit ihnen reden - "dann klappt es auch".

Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) sagte, dass in der Gemeinde derzeit 190 Flüchtlinge leben, unter ihnen 49 Kinder und 25 so genannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Er bezeichnete die Vorwürfe hinsichtlich der Gemeinde als unfair, da die Gemeinde "keinen Wettbewerb" um die Aufnahme von möglichst vielen Flüchtlingen führe und nicht daran beteiligt sei, wenn private Häuser dem Landratsamt als Unterkünfte angeboten würden. Hofstetter appellierte an die Bürger, mit den Flüchtlingen menschenwürdig umzugehen und ihnen Respekt zu zollen. Man könne sich bei Schwierigkeiten an die Gemeinde zu wenden, die die Ängste der Bürger auch ernst nehme: "Es gibt Unterkünfte in Taufkirchen, wo es gut funktioniert, und andere, wo es Schwierigkeiten gibt", räumte er ein.

Man müsse versuchen, nicht zu viele Menschen in zu engen Räume unterzubringen, um Probleme zu vermeiden. Große Unterkünfte und Projekte, wie sie derzeit in Lindum bei Dorfen für bis zu 110 Menschen geplant werden, seien auch in Taufkirchen ein Thema. Weil der Zulauf der Flüchtlinge aber weiter ungebremst erfolge und die Probleme seit Jahren bekannt seien, sieht Hofstetter "die große Politik" in der Pflicht. In Berlin und Brüssel sei jahrelang nichts unternommen worden, um die Flüchtlingswellen zu verhindern und Ursachen anzugehen: "Was sollen wir im Landkreis machen? Wir können die zugewiesenen Flüchtlinge doch nicht in Zelten schlafen lassen." Diejenigen Menschen, die Asyl erhalten und bleiben dürften, müssten gut integriert werden, sagte er. Hofstetter bedankte sich in diesem Zusammenhang bei den vielen ehrenamtlichen Helfern für deren großes Engagement. Ein Bürger monierte allerdings, dass die Flüchtlinge im Landkreis gerechter verteilt werden müssten. Es könne nicht sein, dass ein Fünftel der Asylbewerber im Landkreis in Taufkirchen untergebracht würden. Es gebe in der "breiten Bevölkerung" Bedenken gegen diese überproportional große Zahl von Asyl suchenden Menschen. Hofstetter entgegnete, dass der Gemeinde Flüchtlinge zugeteilt würden, die zuvor der Bezirk dem Landkreis zugeteilt habe und die auf die Kommunen verteilt werden. Er räumte aber ein, dass einige Gemeinden "mehr, andere weniger getan haben". Über das sensible Thema müsse "in aller Nüchternheit geredet werden". Auf die Kommunen und den Landkreis kämen enorme Belastungen zu, der Landkreis gebe knapp vier Millionen Euro in diesem Jahr für Flüchtlinge aus. Wichtig sei aber, die vor Kriegen geflohenen Menschen in Taufkirchen würdig zu behandeln. "Diesen Spagat müssen wir bewerkstelligen."

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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