Ganz bewusst nicht englisch sollte der Titel sein, und einen gewissen Aufforderungscharakter in sich tragen, eine Aktion vorgeben, ein Richtung. Nun, das ist wohl geglückt: "Saitwärts", so lautet der Name eines kleinen Musikfestivals, das am kommenden Wochenenden im Taufkirchener Wasserschloss statt findet und sich mich - der Titel gibt schon einen Hinweis - Gitarrenmusik beschäftigt.
Bodo Gsedl hofft, dass die Besucher das Wortspiel auch verstehen, aber das ist ja nicht so schwierig. Der Künstler ist Vorsitzende des Vereins Sovie, der sich die Inklusion psychisch kranker Menschen in die Gesellschaft zum Ziel gesetzt hat. Ein Vehikel dazu: Inklusion durch Kultur, etwa durch das alljährlich stattfindende "Jazz im Schloss" (welches heuer vom 3. bis 5. Juli statt findet).
Nun aber erst einmal: Ein Gitarrenfestival. Im Fuggersaal des Wasserschlosses werden von Freitag bis Sonntag bekannte Künstler der Gitarren-Szene auftreten. Am Freitagabend macht Marcos Victora-Wagner den Anfang, am Samstag folgt das Rehan Syed Trio, am Sonntagnachmittag schließlich beendet die Formation "Enthusjazz" aus Spanien das kleine Festival mit einer Matinée auf der Schlossterrasse. Victora-Wagner gehört zur Spitze der internationalen Gitarren-Szene, nachdem er in Granada 2013 den Andrés-Segovia-Wettbewerb gewonnen hatte. Das Rehan Syed Trio will das Publikum auf eine musikalische Reise mitnehmen - mit Rythmen von Lateinamerika bis zum Orient. Und in der Formation Enthusjazz haben sich drei Meister der Jazzgitarre zusammen gefunden, unterstützt werden sie von einer Sängerin. Alle, so sagt Gsedl, seien sie Meister ihres Fachs, die er aber nicht selbst nach Taufkirchen gelockt hat.
Kreismusikschule holt Künstler
Das Festival entstand in Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule, die auch im Wasserschloss Räume nutzt. Man kennt sich also, und laut Gsedl war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Kooperation zustande kam. Gitarrenlehrer Peter Hackel, den Gsedl schon lange kennt, hat schließlich seine Kontakte spielen lassen und die Künstler nach Taufkirchen geholt. "Und er hatte Einfluss auf das Honorar der Künstler", lacht Bodo Gsedl. Denn eigentlich hatte der Verein die Honorare der Künstler als viel höher eingeplant, jetzt spart man sich ein wenig. Gut so, denn viel Gewinn wird der Verein mit der dreitägigen und kostenlosen Veranstaltung ohnehin nicht machen - und das will er eigentlich auch gar nicht. "Der Grund, warum wir als Verein Kultur anbieten, ist nicht, um viel Geld zu verdienen", sagt Gsedl. Vielmehr solle die Kultur als Mittel zum Zweck dienen, als Möglichkeit, psychisch kranke Menschen mit gesunden zusammen zu bringen.
Seit Ende der neunziger Jahre versucht der Verein das nun schon. Und die Kulturveranstaltungen sind nicht die einzige Säule der Vereinsarbeit: Seit seiner Gründung betreibt Sovie ein Café im ehemaligen Bezirksklinikum, in dem Patienten mitarbeiten. 2006 wurde auch das zweite große Ziel verwirklicht: Seitdem werden betreute Wohnmöglichkeiten zur Verfügung gestellt - auf zwei Stockwerken und 500 Quadratmeter im Wasserschloss gibt es eine Übergangs- und Langzeiteinrichtung für psychisch kranke Menschen. Wichtig ist dem Verein aber eben auch die Kultur; und die wird nach wie vor kostenlos angeboten, Eintritt muss man bei keinen der Sovie-Konzerten zahlen. Das bedeutet aber auch: Der Verein ist auf Spenden angewiesen. Zwar will Bodo Gsedl, wie er sagt, "nicht in Begeisterung" ob der Spendenmentalität ausbrechen. Manchmal ist er aber auch positiv überrascht: Viele Privatpersonen würden die Veranstaltungen unterstützen, vor allem aber Unternehmen. "Denen reicht die Spendenquittung, und gut ist", lacht Gsedl.
Das Gitarrenfestival "Saitwärts" findet statt von Freitag, 12. Juni, bis Sonntag, 14 Juni, im Wasserschloss Taufkirchen. Vor den jeweiligen Auftritten um 20 Uhr (Freitag und Samstag) und 13 Uhr (Sonntag) präsentieren Gitarrenschüler der Kreismusikschule unter dem Titel "Best of KMS" ihre Lernerfolge. Weitere Informationen gibt es unter www.sovie-ev.de.