Taufkirchen:Qualität und Kompetenz wichtiger denn je

Lesezeit: 2 min

Gewerbeverein und Gemeinde holen sich Rat von Experten, wie der Einzelhandel dem Verdrängungswettbewerb l standhalten kann. (Foto: Renate Schmidt)

Gewerbeverein und Gemeinde Taufkirchen suchen nach Strategien, wie der Einzelhandel gegenüber der Konkurrenz der Online-Wettbewerber bestehen könne, um leer stehende Läden in der Ortsmitte zu vermeiden

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

Wie kann die Ortsmitte Taufkirchens attraktiv und lebendig erhalten werden und wie können Einzelhändler die Herausforderungen im Internetzeitalter meistern? Bei einer Veranstaltung des Gewerbevereins und der Gemeinde im Bürgersaal über aktuelle Trends im Einzelhandel gaben Experten Tipps, wie die Einzelhändler auf die Veränderungen beim Einkaufsverhalten und harten Konkurrenzkampf mit den Online-Wettbewerbern reagieren sollten. Eine wichtige Rolle spielen demnach ein relevantes Sortiment, schöne Schaufenster, übersichtlich gestaltete Läden, kompetente Beratung und gezielte Werbung.

"Im Zusammenhang mit der Ortskernentwicklung ist uns eine lebendige Ortsmitte wichtig", sagte Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU), der daran erinnerte, dass die Gemeinde 2011 ein Einzelhandelsgutachten in Auftrag gab und die Firma Cima dafür ins Boot holte. Die Gemeinde wolle gute Rahmenbedingungen bieten und attraktiver Standort sein und bleiben. In diesem Kontext stellte Hofstetter klar, dass in der Gemeinde jedes neue Unternehmen willkommen sei. Damit spielte er auf Berichte an, wonach Taufkirchen wegen der enormen Verkehrsbelastung keine neuen Speditionen haben wolle, was "so nicht richtig ist", denn die Gemeinde wolle unabhängig von der Branche weiter hin "schlagkräftige Firmen ansiedeln".

Ziel sei auch, leer stehende Läden zu vermeiden und das Zentrum nicht veröden zu lassen. Dazu sollen neue Projekte wie das geplante Ärztehaus mit Sparkassenfiliale beitragen: "Wir wollen durch neuen Wohnraum und Projekte wie dem Ärztehaus die Attraktivität steigern", sagte Hofstetter. Mit dem Vorsitzenden des Gewerbevereins "Taufkirchen Aktiv", Darko Djurdjevic, war sich Hofstetter einig, dass der begonnene Dialog fortgesetzt werden solle.

Christian Kramer von der CIMA Beratungsgesellschaft und Christian Bitter informierten die Besucher über aktuelle Trends, mit denen sich Einzelhändler in Zeiten der Digitalisierung beschäftigen sollten, um sich trotz des geänderten Kundenverhaltens am Markt behaupten zu können. Die klassischen Stammkunden werden seltener, vor allem jüngere Verbraucher kaufen vor allem Unterhaltungs- und Modeprodukte online ein. Im Einzelhandel werden derzeit aber noch 90 Prozent des Gesamtumsatzes stationär beim Shopping in Läden und Kaufhäusern erzielt. Bei Mode-, Unterhaltungs-, Elektroartikeln und Bürobedarf ist der Anteil der Onlineeinkäufe aber deutlich nach oben geschnellt, wobei in manchen Branchen wie "Fashion" nach dem Boom auch schon eine Stagnation im Onlinegeschäft erfolgt sei. Wichtig sei, die Kunden zu kennen und die Läden mit dem gewünschten Sortiment und Ambiente so relevant zu gestalten, dass Kunden die gewünschten Produkte erhalten und sich im Laden wohl fühlen: "Das Einkaufserlebnis, der Wow-Effekt, die Haptik, also Produkte anfassen zu können, ist der große Vorteil des Einzelhandels", sagte Kramer.

Neben einem einladenden Schaufenster und übersichtlich gestalteten Verkaufsräumen mit qualitativ hochwertiger Ware sei eine kompetente Beratung und angenehme persönliche Kommunikation "überlebenswichtig". Denn im Internetzeitalter müssten Verkäufer im Laden Zusatznutzen bieten, sonst werden etablierte Einzelhandelsbetriebe den Wandel nicht überleben, prognostizierten die Berater. Zudem müsse über neue Werbewege nachgedacht werden, weil vor allem jüngere Leute durch Werbung über Smartphones besser erreicht würden als über klassische Anzeigen in Printmedien: "Der Einzelhandel muss kreativer werden", sagte Kramer.

Christian Bitter fügte an, dass die Kundenbindung durch übersichtliche Ladengestaltung erfolgen müsse: Die Läden sollten barrierefrei gestaltet und nicht mit Ware überfrachtet werden und einen gepflegten Eindruck machen, dazu gehöre auch, dass es keine dunklen Ecken geben und Öffnungszeiten und Preise gut mit klaren Aussagen ersichtlich sein müssten: "Gemischtwarenläden, wie es sie früher gab, gehören der Vergangenheit an", sagte Bitter. Stattdessen sei Qualität und Kompetenz in angenehmer Einkaufsatmosphäre mit eigenem Stil wichtiger denn je.

Dejan Prijovic von der Passauer Firma "fx vision" teilte zudem mit, dass im Sommer oder Herbst auf dem Rathausplatz im Auftrag der Gemeinde ein Touchscreen-Terminal aufgestellt wird. Benutzer können sich dort über Firmen aus der Gemeinde, aktuelle Gemeindethemen, über Veranstaltungen, Wetter, Stadt- und Busfahrpläne informieren. Der Gewerbeverein wird den 75 Mitglieder demnächst schriftlich mit teilen, wie sich interessierte Firmen über das Terminal neuen Kunden präsentieren können.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: