"Weiß der Spaenle nicht, dass es Flüchtlinge gibt?", mokiert sich der Taufkirchener Bürgermeister Franz Hofstetter über den Bayerischen Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Hofstetter kritisiert, dass der Kultusminister keine zusätzlichen Förderstunden für schulpflichtige Kinder aus Flüchtlingsfamilien bewilligt. In den Taufkirchener Schulen werden bereits alle herkömmliche Förderstunden, die für Schüler mit Lernschwächen vorgesehen sind, für die Kinder aus Flüchtlingsfamilien verwendet. Zusätzlich beschäftigt die Gemeinde auf eigene Kosten eine weitere Förderkraft für Sprachförderung an der Grundschule. Doch auch das reicht noch nicht aus. Deswegen ärgert sich der Taufkirchener Bürgermeister, dass das Kultusministerium alle Bitten um zusätzliche Förderstunden ignoriert.
In Taufkirchen sind derzeit 102 Flüchtlinge untergebracht. Darunter sind elf schulpflichtige Kinder, von denen sieben die Grundschule und vier die Mittelschule in Taufkirchen besuchen. Deutsch spricht keines der Kinder bislang, manche sprechen englisch und ein paar sind Analphabeten. Diese Kinder haben verständlicherweise einen hohen Bedarf an Förderunterricht. An der Grundschule Taufkirchen stehen der Förderlehrerin derzeit insgesamt 22 Wochenstunden für Förderunterricht zur Verfügung. Vom Schulamt wurden davon acht Stunden für die Förderung von Ausländerkindern und zwölf Stunden für die Förderung deutscher Kinder genehmigt. In der Praxis müssen jedoch die vollen 22 Stunden zum Förderunterricht für Asylbewerber- und Ausländerkinder aufgewendet werden. Um das fehlende Kontingent an Förderunterricht etwas auszugleichen, beschäftigt die Gemeinde seit November 2014 auf eigene Kosten eine zusätzliche Förderkraft für Sprachförderung an der Grundschule.
An der Mittelschule sieht es ähnlich aus. Dort stehen dem Förderlehrer derzeit insgesamt 28 Wochenstunden für Förderunterricht zur Verfügung. Vom Schulamt wurden davon acht Stunden für die Förderung von Ausländerkindern und 20 Stunden für die Förderung deutscher Kinder genehmigt. Tatsächlich müssen auch an der Mittelschule zwölf Stunden zum Förderunterricht für Asylbewerber- und Ausländerkinder aufgewendet werden.
Hofstetter findet es richtig, dass diese Förderstunden den Kindern der Asylbewerber zugute kommen, aber dieses Kontingent reiche hinten und vorne nicht aus: Wegen fehlender Sprachkenntnisse, einem völlig anderen kulturellen Umfeld, verbunden mit oft schweren traumatischen Störungen, benötigten die Asylbewerberkinder ein hohes Maß an zusätzlichem Förderunterricht. Die momentane Situation findet Hofstetter absolut unbefriedigend: "Das ist nicht richtig, die Kinder brauchen diesen Unterricht. Wir wollen, dass sie bleiben und hier eine Ausbildung beginnen können." Er habe sich bereits an die Abgeordneten gewandt, weil es vonseiten des Schulamtes und der Regierung bislang nur Ablehnung gegeben habe: "Die lassen die Städte und Gemeinden im Regen stehen. Und die Kinder leiden darunter, sowohl die Migranten als auch die deutschen."
Die Schulen müssten daher schnellstmöglich mehr Stundenkontingent für Förderunterricht erhalten. Außerdem müsse für die Schulen die Möglichkeit bestehen, auf die Zuwanderung während des Schuljahres flexibel reagieren zu können. Gefordert seien die Regierung von Oberbayern und das Bayerische Staatsministerium für Bildung, Kultus, Wissenschaft und Kunst. Die Budgets für Förderunterricht müssten dringend bedarfsgerecht aufgestockt werden.
"Die Integration in Taufkirchen funktioniert ganz gut", betonte Hofstetter. Aber der Sprachunterricht spiele eine Schlüsselrolle, man dürfe nicht an der falschen Stelle sparen.