Tauben in der Innenstadt:Unnachgiebige Jäger

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Das Falkenpärchen, das auf dem Stadtturm nistet, hat fast alle Tauben aus der Erdinger Innenstadt vertrieben. Nun haben sie sogar Nachwuchs bekommen.

Carolin Hermeling

Das Turmfalkenpaar, das im Zuge der Aktion "Sauberes Erding" im Jahr 2007 von einem Hobbyfalkner im Auftrag der Stadt im Stadtturm an der Langen Zeile angesiedelt wurde, hat Nachwuchs bekommen.

Das bedeutet: Turmfalken machen den Tauben jetzt, auf der Suche nach Nahrung für die Jungen, ihr Revier streitig und vertreiben sie noch offensiver von den öffentlichen Plätzen. Überbleibsel ihrer Jagd finden sich jedenfalls verteilt in der Innenstadt und beweisen: Das natürliche Vorgehen gegen die Tauben-Invasion hat sich bewährt.

Laut Enrico Soravia, dem Inhaber des Eiscafés Veneto am Kleinen Platz, ist die abnehmende Population von Tauben sehr deutlich erkennbar: "Früher fanden sich vereinzelt Nester in der Gegend und die Tauben haben sich an den Krümeln und Keksen der Gäste bedient." Jetzt sehe man vermehrt Federn auf dem Platz liegen - stille Zeugen der Jagd der Falken.

Das wilde Treiben hat jedoch auch Nachteile: Über den Tag hinweg machen sie - besonders in der Brutzeit - sehr viel Lärm. "Sie sind wahnsinnig laut und teilweise liegen entlang des Turms sogar abgetrennte Taubenköpfe", sagt Blanka Drago, Geschäftsleiterin des Café Schwankl. Trotzdem seien die Falken keinesfalls unerwünschte Gäste. "Lieber laute Falken im Stadtturm als eine Schar von Tauben auf dem Platz", findet auch Thomas Pieroth, Angestellter im Erdinger Weißbräu.

Auch im Kirchturm Sankt Mariä Verkündigung in Altenerding haben sich Falken eingenistet. Im Herbst vergangenen Jahres wurde sogar noch ein zusätzlicher Brutkasten angebracht, da sich der Falken-Bestand vermehrt hatte. Franz Bauer, Mesner der Kirche, schaut nach ihrem Wohl und hat bei seiner Arbeit oftmals Überreste der Jagd gefunden.

"Oft finde ich tote Mäuse in der Gegend, sonst hört man eigentlich nur ihr Schreien, wenn sie hungrig sind", berichtet der Mesner aus Altenerding. Mittlerweile seien es schon circa vier Falken, die sich im Kirchenturm eingenistet haben.

Insgesamt haben die 2007 angesiedelten Falken also ihre Aufgabe erfüllt: Tauben finden sich in der Innenstadt deutlich seltener als noch vor einigen Jahren. Da ihr Kot Salpetersäure enthält, stellen Tauben gerade für historische Gebäude eine erhebliche Bedrohung dar. "Kalk löst sich so von den Gemäuern und die Fassaden werden stark verdreckt", sagt Renate Poeschel, stellvertretende Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Erding "da ist die Ansiedlung von Falken eine kostengünstige und sehr natürliche Methode, die Taubenproblematik zu lösen."

Der Dreck und die Gesundheitsgefahr, die durch den scharfen Taubenkot verursacht werden, konnten laut Poeschel, durch die Ansiedlung der Raubvögel schon deutlich eingedämmt werden. Sie schlagen und vertreiben die Tauben von den großen Plätzen im Zentrum. Trotz des teilweise aggressiven Vorgehens sind die meisten Anwohner jedenfalls überzeugt von der Tauben-Polizei.

© SZ vom 16.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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