SZ-Adventskalender:Die Kinder wissen nichts von der Notlage der Mutter

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Alt, krank, arm: Anne R. versucht nach ihrer Erblindung allein zurechtzukommen. Das Geld für einen neuen Kühlschrank musste sie sich leihen

Von regina bluhme, Erding

Anne R., Mitte 70, hat ihr Leben lang in Vollzeit als Verkäuferin gearbeitet. Sie hat geschuftet, um ihre Familie über die Runden zu bringen. Vieles ist dann schief gelaufen, sie ist geschieden, hat keinen Kontakt mehr zu den beiden Kindern. Deshalb wissen sie auch nicht, wie schlecht es ihrer Mutter geht: Sie leidet seit Jahren an einer Depression, bezieht eine Erwerbsunfähigkeitsrente, von der sie kaum leben kann und ist nun nach jahrelanger Augenkrankheit komplett erblindet. So gut es irgendwie geht, versucht sie in ihrer Wohnung zurecht zu kommen.

Alt, krank, arm und allein - nach langem Zögern suchte Anne R. (alle Namen geändert) schließlich doch Hilfe bei der Caritas. Irina Hausen von der gerontopsychiatrischen Beratungsstelle weiß, wie schwer dieser Schritt war. Armut im Alter werde von den Betroffenen oft verschwiegen, "die Leute schämen sich, wollen niemanden zur Last fallen". Die Dunkelziffer der Menschen, die auf dringend Hilfe angewiesen wären, sei sehr hoch. So lange wie irgendwie möglich, möchte Anne R. in ihrer Wohnung bleiben. Irina Hausen versucht, Hilfsangebote für sie zu organisieren. "Es geht schon los bei der Fußpflege, das kann sie nicht mehr, hier versuchen wir, eine ehrenamtliche Helferin zu vermitteln", berichtet sie.

Zu der Armut kommt bei Anne R. auch noch die soziale Isolation. Wie sie Irina Hausen erzählt hat, haben sich einige Bekannte seit ihrer Erblindung von ihr abgewandt. Einmal nach draußen gehen, und sei es nur auf einen Spaziergang oder eine Tasse Kaffee, das ist auch nicht mehr möglich. Dazu bräuchte Anne R. eine Begleitperson. Mittlerweile verlässt sie kaum mehr die Wohnung, nicht zuletzt deswegen, weil sie einmal recht grob auf dem Gehweg von einem Radler anrempelt worden ist.

Vor Kurzem ist zu allem Überfluss ihr Kühlschrank kaputtgegangen. Für den Kauf eines neuen Geräts hat Anne R. jedoch kein Geld übrig. Deshalb musste sie es sich von einer Bekannten leihen. Den Betrag möchte sie nun natürlich so schnell wie möglich zurückzahlen, und es belastet sie sehr, dass sie über keinerlei Rücklagen verfügt und die Freundin mit der Rückzahlung vertrösten muss. Der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung möchte Anne R. finanziell unterstützen.

Knapp 100 Euro bleiben Hubert L. im Monat zum Leben. Der 80-jährige Heimbewohner muss jeden Cent zweimal umdrehen. Gerne würde er einfach wieder mal in der Stadt eine Tasse Kaffee trinken gehen, doch mit dem Bus alleine fahren traut er sich nicht mehr und für ein Taxi fehlt das Geld. In letzter Zeit geht er kaum mehr aus seinem Zimmer. Seine prekäre finanzielle Lage bedrückt den 80-Jährigen zudem. Dabei hat er keine besonderen Ansprüche, doch auch ein neues Buch oder einmal ein neues Hemd sind im Moment einfach nicht drin. Der Adventskalender möchte ihn unterstützen.

Arm, alt, krank - dieses Schicksal teilt auch Peter Z. Der 83-Jährige fiel nach dem Tod seiner Frau zunächst in ein tiefes Loch. In seiner Trauer zog er sich immer mehr zurück, pflegte kaum noch Kontakte zu Bekannten oder Nachbarn. Die besorgte Tochter konnte ihn nach langen Gesprächen schließlich zu einem Arztbesuch überreden. Der Mediziner diagnostizierte bei Peter Z. eine Depression. Seit kurzem besucht er eine Seniorengruppe der Sozialpsychiatrischen Dienste und nimmt wieder mehr am Leben teil. Sorge bereitet ihm allerdings seine Finanzlage: Sein Küchenherd ist schon sehr alt und müsste schon längst ersetzt werden. Doch die Rente von Peter Z. ist so gering, dass er sich die Anschaffung einfach nicht leisten kann. Der Adventskalender möchte ihm den Herdkauf ermöglichen.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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