Schwieriges "Upcycling":Kunst aus Abfall

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Die "Freitagsmaler" zeigen im Rathaus Neufahrn ihre Werke unter dem Motto "Out oft he Box - Mensch und Karton"

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Kunst ist nicht an Wochentage gebunden. Aber für ein gutes Dutzend Neufahrner rückt sie immer kurz vor dem Wochenende besonders in den Fokus: Dann treffen sich die "Freitagsmaler" in der Volkshochschule, um gemeinsam zu arbeiten und sich zu inspirieren. In den vergangenen Monaten haben sie sich einer ganz besonderen Herausforderung gestellt: Wie kann man sich mit Abfall künstlerisch ausdrücken? Das Ergebnis ist jetzt unter dem Motto "Out of the Box - Mensch und Karton" bis 13. Juli im Rathaus zu besichtigen.

"Wir dachten uns, das ist ein Material, das jeder daheim hat", sagt Ines Seidel. Das Ziel: Aus dem vergänglichen und eigentlich wertlosen Material etwas machen, was Wert hat und schön ist. Doch das Upcycling erwies sich als schwierig: "Jeder hat einen eigenen Stil, und die Frage war, wie man das mit Pappkartons übersetzen kann." Christl Huber lässt zum Beispiel Papphände aus dem Bild herausragen, um die Finger ist ein Fadenspiel geschlungen. Antje Stanski spielt mit der unterschiedlichen Oberflächenstruktur von Pappe. Aus geriffeltem und glattem Karton entstand so eine Gesichts-Collage. Andere haben Obstkisten zu Bilderrahmen umgestaltet. Eine ungewöhnliche Herangehensweise wählte Eva-Maria Bischoff-Kaupp: Mit einer Nähmaschine hat sie die detaillierte Ansicht eines Fotoapparats auf Pappe genäht und mit einer Radierung kombiniert: Die Hand hält die Kamera. Im Foyer des Rathauses hängt ein Gemeinschaftswerk: eine riesige Karton-Collage mit Menschen und Gesichtern in. Juliane Fraunhofer-Ostermeier hat sich dabei für ein Konterfei entschieden, das derzeit überall präsent ist: Es ist ein Portrait Donald Trumps - und die Schriftzügen machen klar, dass die Künstlerin alles andere als ein Fan des Politikers ist. Am Ende haben alle einen Weg gefunden, um aus Pappe wirklich Kunstwerke zu machen - und Schmuck: Ines Seidel trug bei der Vernissage ein Armband aus Pappvierecken. Hans Fraunhofer, Leiter der Freitagsmaler, steuerte eine Skulptur bei: einen Kopf aus Zeitungspapier, mit Pappkappe und realem Kopfhörer und Sonnenbrille. "Es ist wirklich toll, was die alle für Ideen haben", schwärmt eine Besucherin. Seit zwölf Jahren leitet er die Gruppe, die aus einem Vhs-Kurs entstanden ist. Jeden Freitag von neun bis zwölf Uhr kommen die Künstler zusammen. Der einzige Haken: Ihr provisorisches Atelier müssen sie danach immer wieder komplett wegräumen und abtransportieren. "Aber jetzt haben wir es zwölf Jahre so gemacht, dann können wir es die nächsten zwölf Jahre auch machen", meint Fraunhofer gelassen.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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