Neufahrn:Freie Wähler bei der Polizei

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Der Fernsehrichter Alexander Hold, will für die Freien Wähler in den Landtag einziehen. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Fernseh-Richter Alexander Hold und Benno Zierer informieren sich

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Benno Zierer ist jetzt erkennungsdienstlich erfasst. Zumindest ein bisschen. Der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler wurde in der Polizeiinspektion Neufahrn fotografiert, hat seine Fingerabdrücke abgegeben und bekam mahnende Worte eines fernsehbekannten Richters mit auf den Weg: "Ab jetzt würde ich meine Lebensweise umstellen." Alexander Hold hat bei diesen Worten freilich geschmunzelt, und Zierers Daten sind auch nicht wirklich im System gelandet: Der Besuch in der PI war Teil des Wahlkampfes von Zierer und Hold. Der Kemptener Kommunalpolitiker - Richter im Fernsehen und im "richtigen Leben" - will im Herbst ebenfalls in den Landtag einziehen und sich auf dem Weg dorthin auch ein Bild von der Polizeiarbeit machen.

Welche Themen die Polizisten im Land bewegen, ist am Donnerstag schnell klar geworden: Sie wünschen sich vor allem mehr Personal. Die PI Neufahrn zum Beispiel ist für vier Gemeinden mit 155 Quadratkilometern und 53 00 Einwohnern zuständig. Dafür hat sie gerade einmal 40 Beamte. Diese seien gut ausgebildet, "hoch engagiert" und jung, betont Leiter Hermann Eschenbecher, der Altersdurchschnitt liege bei gerade einmal 34 Jahren. Er sagt aber auch: "Ich hoffe, dass wir noch mehr Kollegen bekommen." Denn: "Mein Wunsch wäre, dass wir rund um die Uhr zwei Streifen fahren und noch mehr Präsenz zeigen könnten."

Das ist ein Thema, das auch von Bürgern immer wieder angesprochen wird. Man höre, dass die Polizei "oft nicht zeitnah da" ist, erzählt dritter Bürgermeister Thomas Seidenberger, der das mit Blick auf die Personalsituation durchaus nachvollziehen kann: "Wenn in Fürholzen einer auf der Staatsstraße parkt, kann man natürlich nicht sofort kommen." Die Neufahrner seien aber froh, dass die PI innerhalb des großen Zuständigkeitsbereiches in ihrem Ort und an zentraler Stelle sei.

1000 Anzeigen und Ermittlungen werden dort pro Monat bearbeitet. Das reicht von Handtaschendiebstählen in Möbelhäusern und Unfallfluchten auf den dazugehörigen Parkplätzen, wo schon mal schnäppchengefüllte Einkaufswagen gegen Autos stoßen, bis hin zu Einsätzen wie vor wenigen Tagen: Drei Bewohner des Jugendwerks Birkeneck hatten ein älteres Ehepaar in Hallbergmoos in deren eigenem Haus überfallen und bestohlen. Wenig später waren sie festgenommen. "Das war ein toller Erfolg", freut sich Polizeichef Eschenbecher, der die Einsatzleitung der beiden jungen Kollegen lobt. Es war ein schlagzeilenträchtiger Fall, aber in seinem Ausmaß ein Einzelfall, wie der PI-Leiter betont: "Die Sicherheitslage ist gut." Das Jugendwerk beschäftigt die PI trotzdem regelmäßig, vor allem mit "Vermissungen", durchschnittlich zwei pro Wochenende. In der Regel handelt es sich um Bewohner. Jedes Mal muss die Polizei den in solchen Fällen üblichen "ganzer Apparat hochfahren", so Eschenbecher.

Wie viele Mitarbeiter pro Schicht da seien, wollte Hold wissen, es könnten doch allenfalls acht seien. "Das wäre schön", sagt Eschenbecher. Der "Optimalfall" seien derzeit jeweils ein Dienstgruppenleiter und vier oder fünf Kollegen. Das funktioniere aber nicht mehr, wenn es Krankheitsfälle gebe oder Überstunden abgebaut würden, im Schnitt haben die Beamten derzeit 90 Überstunden. Besser wäre die Lage, würde das vorgesehene Soll von 49 Kollegen erreicht, tatsächlich seien es nur 40. Auswirkungen auf die Dienstpläne in Neufahrn haben auch die neuen Arbeitszeitmodelle, die demnächst eingeführt werden sollen.

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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