Moosburg:Zwischen zwei Flüssen

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Was den Hochwasserschutz betrifft, ist die Stadt einigermaßen gut aufgestellt. Eine Untersuchung hat jedoch ergeben, dass man sich auf Starkregenereignisse noch besser vorbereiten kann

Von Alexander Kappen, Moosburg

Mit Hochwasser kennen sie sich in Moosburg aus. Die Stadt liegt zwischen Isar und Amper, da kommt es schon mal vor, dass zumindest einer der beiden Flüsse über die Ufer tritt. Daher war es nicht verwunderlich, dass Walter Pflügner von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) der Stadt bescheinigte, dass sie die Vorsorge "im Bereich des Flusshochwassers schon ganz gut im Griff hat". Auf dem Gebiet des Starkregens jedoch "gibt es noch einiges zu erledigen", sagte er am Mittwoch zum Abschluss eines eineinhalbtägigen Audits im Feyerabendhaus, bei dem es um die nicht-bauliche Hochwasservorsorge ging. Es war das erste seiner Art im Landkreis.

Die zu 50 Prozent vom Freistaat Bayern bezuschusste Untersuchung drehte sich nicht um die Frage, wo ein Damm steht oder gebaut werden muss. Vielmehr ging es um Alarm-, Einsatz- und Notfallpläne sowie darüber, wie alle relevanten Informationen unter den zuständigen Stellen ausgetauscht beziehungsweise an betroffene Bürger, Immobilienbesitzer und Gewerbetreibende weitertransportiert werden. "Man muss vor einem Hochwasserereignis Maßnahmen ergreifen, währenddessen auch, und schließlich ist die Nachsorge wichtig", fasste es Pflügner zusammen.

Der DWA-Experte hatte zunächst die Hochwasser- und Gefahrenkarten des Landes studiert und war dann am Montag angereist, um die Stadt ortsteilweise zu erkunden und sich ein Bild von der Lage an den Flüssen zu machen. Am Dienstag und Mittwoch arbeitete er schließlich mit Vertretern von Stadtverwaltung, Bauhof, Wasserwerk, Stadtgärtnerei und Feuerwehr einen Bewertungskatalog ab.

Es wurde zwischen vier Kategorien unterschieden: Flächenwirksame Vorsorge, Bauvorsorge, Verhaltensvorsorge und Risikovorsorge. Bei der Flächenvorsorge geht es etwa darum, aufzuzeigen, in welchen Gebieten die Schwerpunkte des Hochwasserrisikos liegen. Es geht auch um die Auswirkungen auf die Umwelt und das Kulturerbe sowie die Berücksichtigung des Hochwasserrisikos in der Bauleitplanung. Der Bereich Bauvorsorge beschäftigt sich zum Beispiel damit, ob die Bürger ausreichend über hochwasserangepasstes Bauen informiert und im Antragsverfahren beraten werden.

Die verhaltenswirksame Vorsorge beschäftigt sich mit dem kommunalen Alarm- und Einsatzplan und dem Zusammenwirken aller öffentlichen Stellen. Es geht aber auch darum, ob etwa ein Überblick über die Notfallpläne von Betrieben existiert. Der Bereich Risikovorsorge zielt darauf ab, die Bürger über das zu erwartende Ausmaß von Hochwasserschäden aufzuklären und über Versicherungen zu informieren. Die Bürger meinten oft noch, "dass der Staat sie voll und ganz vor Hochwasser schützt", sagte Pflügner: "Dem muss man entgegenwirken."

Moosburg ist laut Bestandsaufnahme in vielen Bereichen gut aufgestellt, etwa in der Flächenvorsorge an der Amper. Allerdings fehle eine übergeordnete Organisation, "die sich mit dem Thema Hochwasser auseinandersetzt, das ist nur rudimentär vorhanden", sagte Pflügner. Auch im Bereich Starkregen bestehe noch großer Handlungsbedarf. "Die Alten waren ja schlau und haben am Berg gesiedelt", erläuterte der DWA-Experte mit Blick auf die Innenstadt. "Aber bei Starkregen kommt das Wasser auch irgendwo den Berg runter und staut sich womöglich, weil der Kanal es dort nicht mehr packt." Dann müssten die Leute wissen, wo die gefährdeten Stellen sind und wie sie sich zu verhalten hätten: "Kann ich im Erdgeschoss bleiben? Wann darf ich noch in den Keller gehen?" All das gilt es noch aufzuarbeiten. Dennoch könne sich Moosburg "schon sehen lassen", meinte Bürgermeisterin Anita Meinelt, "aber wir nehmen uns des Themas natürlich weiter an".

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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