Moosburg:Zweifel am neuen Schwimmbad bleiben

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Der Moosburger Stadtrat stimmt zwar mit großer Mehrheit zu, übt trotzdem Kritik an den Dimensionen des Projekts

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Diskussionen unter den Moosburger Stadträten über die tatsächlichen Kosten und die Höhe der Zuschüsse gingen im Internet nach der Stadtratssitzung am Montagabend noch weiter. In dieser hatte das Gremium die Kostenberechnung für das neue Hallenbad am Freibadgelände mit 18:5 Stimmen akzeptiert. Demnach kostet der Neubau, der ohne irgendwelche spaßbadverdächtigen Extras nur die Grundversorgung für die breite Bevölkerung, Schulen und Vereine sicherstellen soll, netto auf rund 9,2 Millionen Euro. Wegen einer 2021 inkrafttretenden Gesetzesänderung müsse die Stadt für das komplette Vorhaben keine Mehrwertsteuer zahlen, so Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU).

Auf Facebook räumte Finanzreferent Jörg Kästl (ÖDP), bereits in der Sitzung ein Kritiker der vorliegenden Planungen, zwar ein, dass sich die Gesetzeslage in drei Jahren ändern werde. Er verwies aber auch auf die aktuell vorliegende Berechnung - und die sieht für das gesamte Bauvorhaben Bruttokosten in Höhe von rund elf Millionen vor. "Ist das neue Hallenbad ohne große Extras wirklich elf Millionen Euro wert?", fragte Kästl. In der Sitzung stimmte er gegen die Kostenberechnung, weil er in den Hallenbadplänen eine Dampfgrotte und ein Nichtschwimmerbecken vermisste, die seiner Meinung nach die Attraktivität des Neubaus gesteigert und eine höherer Besucherzahl generiert hätten. "Hallenbad: ja. Unter diesen Bedingen: nein", fasste Kästl seinen Standpunkt zusammen.

Kritik und Gegenstimmen gab es auch von den Grünen. So verwies Alfred Wagner darauf, dass das Hallenbad umgerechnet 490 Euro je Einwohner koste. "Wir können ja hier mal nen Hut rumgehen lassen und schauen, ob das Bad jedem Stadtrat 490 Euro wert ist." Er habe in der Bevölkerung schon viele kritische Stimmen gehört, sagte Wagner, der auch Mittenwald erwähnte, wo ein Bürgerentscheid den Hallenbadbau verhindert habe. In der Kostenaufstellung, so Wagner weiter, sei übrigens mehr als eine Million Euro des Gesamtbetrags dem Freibad zugeordnet. Das Hallenbad soll nämlich dort entstehen, wo sich derzeit der Kassenbereich samt Kiosk, Umkleiden und Toiletten des Freibads befinden. All das wird nach dem Abriss des alten Gebäudes dann im Erdgeschoss des Hallenbads integriert. Die dadurch entstehenden Kosten "fallen aber nur durch den Hallenbadneubau an, sonst müsste man das alte Gebäude ja nicht abreißen", führte Wagner aus. Die Bürgermeisterin wiederum erinnerte daran, dass der alte Kabinentrakt ohnehin schon in die Jahre gekommen sei und nicht mehr ewig halte.

Die Betriebskostenrechnung, die der Stadtrat den Planern in einer früheren Sitzung als Auftrag mitgegeben hatte, geht nach Verrechnung aller Einnahmen und Ausgaben von einem jährlichen Defizit in Höhe von 111 000 Euro aus, das die Stadt zu tragen hat. Kalkuliert wurde mit einer Hallenbadbetriebsdauer von Mitte September bis Mitte Mai, 75 Stunden pro Woche und 35 000 Besuchern pro Jahr. Das Hallenbad miteinem kleinen Babybecken und fünf 25-Meter-Schwimmbahnen, von denen zwei per Hubboden für Wassergymnastik oder Schwimmkurse genutzt werden können, wäre bei einem Zwölfmonatsbetrieb laut Planung auch für 70 000 Besucher im Jahr geeignet. Anders als bisher, soll der Freibad- künftig nahtlos in den Hallenbadbetrieb übergehen und umgekehrt. "Wenn wir schon so viel Geld in die Hand nehmen, sollte es keine schwimmbadfreie Zeit mehr geben", sagte Meinelt.

SPD-Sprecher Gerd Beubl sprach von der größten Investition in seiner 30-jährigen Amtszeit und bezweifelte, "dass wir uns das leisten können". Da er aber den bereits gefällten Mehrheitsbeschluss für den Hallbandneubau akzeptiere, stimmte er der Kostenberechnung zu.

© SZ vom 13.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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