Moosburg:"Persönlich und innerlich zerrissen"

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Der IHK-Regionalausschuss hält am Votum für eine dritte Startbahn fest, will das Thema aber nicht offensiv angehen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Verkehrsanbindung an den Flughafen verbessern, bezahlbaren Wohnraum schaffen und Flüchtlinge integrieren - das sind einige der Ziele, für deren Verwirklichung sich der Regionalausschuss Erding-Freising der Industrie- und Handelskammer (IHK) in seiner neuen Amtszeit stark machen will. Auch am 2012 gefassten Beschluss, in dem sich der Regionallausschuss für den Bau der dritten Startbahn am Flughafen München aussprach, wolle man festhalten, sagte der im Frühjahr wiedergewählte Vorsitzende Otto Heinz jetzt bei einem Pressegespräch.

Der Moosburger Unternehmer stellte zusammen mit Tina Emslander, IHK-Geschäftsleiterin für die Region München, das Arbeitsprogramm des Regionalausschusses vor. Schwerpunkte sind die Themen "Verkehr und Infrastruktur", "Standortentwicklung" sowie "Arbeit und Ausbildung". Im Regionalausschuss sitzen 21 Vertreter der insgesamt 22 000 Unternehmen der Landkreise Freising und Erding. Die aktuelle Amtszeit endet im Jahr 2021. Im Bereich Infrastruktur und Verkehr möchte sich der Regionalausschuss für eine bessere Erreichbarkeit des Flughafens einsetzen, der "das wirtschaftliche Herz unserer Region bleibt", so Heinz.

Zu den Zielen zählen der vierspurige Ausbau der Flughafen-Tangente Ost und der Bau der Bundesstraße B 15 neu, "weil der Verkehr nicht an den Grenzen unserer Landkreise aufhört", so Heinz. Ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs liegt dem Gremium ebenfalls am Herzen. "Grundlage für die Zukunft ist der Erdinger Ringschluss", betonte der Vorsitzende. Zudem wolle man sich für "besser getaktete Querverbindungen zwischen den S-Bahn-Stationen und den Kommunen" einsetzen.

Aus wirtschaftlicher Sicht stehe man weiterhin zum Beschluss für einen Bau der dritten Startbahn, "auch wenn wir persönlich und innerlich zerrissen sind und die Entscheidung nicht leicht gefallen ist", sagte Heinz. Allerdings werde man das Thema "nicht offensiv angehen, sondern mehr aus einer beobachtenden Warte begleiten und abwarten, wie sich das entwickelt".

Was die Schaffung von bezahlbaren Wohnungen in der Region angeht, will die IHK dagegen mehr als nur eine Beobachterrolle einnehmen. "Wir können zwar nicht selber welche bauen, aber verschiedene Modelle zur Lösung in die Diskussion einbringen", sagte Tina Emslander: "Allerdings gibt es noch kein Patentrezept."

Viele Unternehmen dächten darüber nach, Wohnungen für ihre Beschäftigten zu bauen "und wollen sich darüber informieren". Bislang gebe es aber noch einige Hürden, etwa steuerlicher Art. Auch beim Flughafen "laufen bereits Hintergrundgespräche" in Sachen Wohnungsbau, berichtete Heinz. Zu den Infrastrukturzielen der IHK in der Region zählen zudem der Breitbandausbau, die Stärkung des Tourismus und eine bessere Zusammenarbeit der Kommunen in den beiden Landkreisen bei der Ausweisung von Gewerbegebieten.

Sorgen bereitet dem Regionalausschuss der Fachkräftemangel. Zu Beginn des Ausbildungsjahres waren in den Kreisen Erding und Freising noch mehr als 260 beziehungsweise 370 Lehrstellen unbesetzt. Man müsse den Jugendlichen "zeigen, dass es nicht immer einer akademischen Ausbildung bedarf und auch Ausbildungsberufe vom Job und vom Ansehen her attraktiv sind", sagte Heinz.

Arbeitskräfte aus Fluchtregionen - in Erding und Freising machen derzeit 17 beziehungsweise 47 eine Lehre - sollen laut Heinz nicht nur helfen, den Fachkräftemangel zu lindern, "wir sehen auch die Wirtschaft in der Pflicht, zur Integration dieser Menschen in die Gesellschaft beizutragen".

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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