Moosburg:Igel in Not

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Den Tieren geht es schlechter als noch vor zwei Jahren

Von Benjamin Reibert, Moosburg

Zu dieser Jahreszeit sind Igel normalerweise auf der Suche nach einem geeigneten Winterquartier. Tatsächlich sieht man in diesem Herbst noch immer Exemplare auf Nahrungssuche umher streifen. Kein gutes Anzeichen, wie Ulrike Kolar beobachtet. "Es geht den Igeln noch schlechter als vor zwei Jahren", sagt die Moosburger "Igelmutter" geknickt. Sie muss es wissen: Seit fast 30 Jahren hilft sie Igeln in Not, gerade pflegt sie 50 Exemplare bei sich zu Hause. Besonders die kleineren Igel, die teilweise noch sehr jung sind, "sterben weg wie die Fliegen", wie es Ulrike Kolar drastisch ausdrückt.

"Der Kälteeinbruch Anfang Oktober hat den Tieren sehr zugesetzt, zehn Grad in der Nacht ist einfach zu kalt." Der Igel sei ein Fleischfresser und auf Insekten und Schnecken angewiesen, die gebe es aber kaum noch. Viele Igelmütter seien inzwischen ausgemergelt und könnten sich nicht um ihren Nachwuchs kümmern.

Diese Einschätzung teilt auch der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Dem LBV würden derzeit deutlich mehr unterkühlte und unterernährte tagaktive Jungtiere gemeldet als im Vorjahr. "Igel, die während des Tages im Garten oder auf der Straße gefunden werden, befinden sich immer in einer Notsituation", erklärt die LBV-Igelbeauftragte Martina Gehret.

Auch die Suche nach einem Unterschlupf sei schwieriger geworden, sagt Kolar. In Moosburg verschwinde jeder aufgeschüttete Laubhaufen. "Sie räumen jedes Blatt weg, statt einen Laubhaufen mal liegen zu lassen." Ein weiteres Problem seien die Gelben Säcke: "Die Igel verkriechen sich in einen Joghurtbecher, können drin stecken bleiben und landen in der Müllpresse." Abhilfe könnten aufgeschüttete Laubhaufen in abgelegenen Ecken in Gärten sein, sagt Kolar. "Wir sollten auch mal wieder Gärten verwildert lassen und auf Gifte wie Dünger mit Eisensulfat verzichten. Dann hätten wir naturgerechte Gärten und es würde vielen Tieren besser gehen."

Der LBV ruft zur selben Maßnahme auf und bittet, die Igel mit Zufütterung zu unterstützen. "Die Tiere müssen nicht nur viel weitere Strecken zurücklegen, um genug Futter zu finden. Bei nassem Wetter kühlen dünne Tiere besonders schnell aus und können deshalb leichter krank werden", sagt die Igelbeauftragte Gehret. Deshalb würden viele Jungigel gefunden. Sofortige Hilfe biete nur ein trockener Unterschlupf und die Zufütterung im Garten. Wer Igeln helfen möchte, "sollte unbedingt das Laub liegen lassen oder am besten gleich einen Laub- und Reisighaufen anlegen", sagt Gehret. "Ein mit Ästen bedeckter Laubhaufen ist ein beliebter Schlaf- und Überwinterungsplatz für Igel."

Als Futter sei Katzen- oder Hunde-Trockenfutter geeignet, sagt Kolar, ebenso Insekten oder Bananen. Nur Eier und Milch seien ungeeignet, da Igel keine Laktose abbauen können. Sie betont: "Die Igel brauchen jetzt dringend menschliche Unterstützung." Sie sei in Notfällen telefonisch (0 87 61/60 365) erreichbar.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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