Metropolregion München:Erding lehnt Zusammenarbeit ab

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Angst vor einem Diktat der Landeshauptstadt: Erding verweigert weiter eine Mitgliedschaft im Verein "Europäische Metropolregion". Nicht alle Interessen Münchens seien im Sinne des Landkreises.

Von Thomas Daller, Erding

Der Landkreis Erding zählt zu den wenigen Landkreisen in Altbayern, die nicht Mitglied im Verein "Europäische Metropolregion München" (EMM) sind. Auf Antrag der Kreistagsfraktion der SPD hat Wolfgang Wittmann, Geschäftsführer der EMM, im Strukturausschuss den Verein EMM vorgestellt und den Landkreis umworben. Doch die Mehrheit der Ausschussmitglieder blieb skeptisch: Man sehe keinen "Mehrwert" in einer Mitgliedschaft, monierten etliche Kreisräte.

Zudem habe man "Angst vor einem Diktat der Landeshauptstadt" in diesem Gremium. Münchens Interessen, Arbeitsplätze an sich zu ziehen und die Wohnraumproblematik nach außen zu verlagern, sei nicht im Sinne des Landkreises Erding. Der Vortrag hatte einen rein informativen Charakter und deswegen wurde auch nicht über eine Mitgliedschaft abgestimmt.

"Wir wollen die Region international darstellen"

Wittmann, der seit Juli 2013 Geschäftsführer der EMM ist, waren die Bedenken wohl bekannt, denn er betonte, es gehe nicht darum, "im Schatten Münchens zu stehen, sondern im Glanz". Es gehe darum, miteinander die Lebensqualität zu steigern, und eine nachhaltige Entwicklung zu steuern. "Wir wollen die Region international darstellen." Von den 80 Metropolregionen in Europa sei München die mit Abstand wirtschaftlich erfolgreichste Region.

Für die Zukunft habe man sich vorgenommen, sich auf thematische Schwerpunkte zu konzentrieren: Es gehe dabei um Mobilität, Wirtschaft, Lebensqualität, um Siedlungsentwicklung und darum, die Attraktivität für Fachkräfte zu steigern und international zu bewerben. Die Rolle des Vereins EMM sei dabei, das Marketing in einer "dienenden Funktion" zu betreiben. Dabei nutze man das weltweit bekannte Image der Stadt München und biete auch eine Plattform, sich auszutauschen. EMM sei ein offenes Konstrukt, sagte Wittmann: "Schön wäre es, wenn wir wieder komplett wären."

Streitpunkt: 3. Startbahn

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) brachte Wittmann aus dem Konzept, indem er die Position der Metropolregion zum Thema 3. Start- und Landbahn wissen wollte: Für den Landkreis Erding wäre dies eine große Belastung, sagte Bayerstorfer. "Wäre es denkbar, dass andere mitgehen würden?" Wäre man in der EMM solidarisch genug, dass in solchen Fällen die Hauptbetroffenen den Takt vorgeben? Wittmann entgegnete, dass es nicht Sache der Geschäftsführung oder der Vorstandschaft sei, zu diesen Themen Stellung zu nehmen.

Sowohl Heinz Grundner als auch Jakob Schwimmer (beide CSU) betonten, dass sie keinen "positiven Mehrwert" in einer Mitgliedschaft erkennen könnten. Im Gegenteil: In allen Gremien, die von der Landeshauptstadt dominiert seien, zeichne sich das gleiche Bild ab: München nehme sich die wirtschaftliche Prosperität und schiebe die Problematik, beispielsweise beim Wohnraum, auf das Umland ab. "Wo entstehen denn die künftigen Arbeitsplätze?", sagte Schwimmer. "Alle wieder zentral in München und dann muss man den ÖPNV aufblasen." Schwimmer sagte, er habe "Angst vor einem Diktat der Landeshauptstadt".

Wittmann schlug vor, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Der Landkreis Erding sollte Einladungen der EMM zu Konferenzen oder Tagungen annehmen: "Man muss es gesehen haben." Außerdem sei die Mitgliedschaft nicht teuer: "Es geht nicht um große Beträge." Aber über das Thema Geld hatte ohnehin niemand im Strukturausschuss gesprochen.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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