Markt Schwaben:Das Ende des Containerdorfs

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Wenn der geplante Wertstoffhof in Markt Schwaben gebaut wird, verlieren 45 Flüchtlinge ihre Unterkunft

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

In Markt Schwaben (Landkreis Ebersberg) diskutieren sie seit längerem über die Mängel des alten Wertstoffhofs am Ortsrand. Weil die Anlage, die innerhalb des Bauhofs angesiedelt ist, nicht mehr den umweltschutzrechtlichen Bedingungen entsprach, musste sie zuletzt sogar mehrere Wochen geschlossen werden. In Kürze soll der Wertstoffhof deshalb vom Ortsrand an den Erlberg verlegt werden, die Entscheidung des Gemeinderats war wenig überraschend. Auf einem gemeindeeigenen Grundstück wird ein neuer Wertstoffhof gebaut. Das Problem daran ist nur, dass sich auf diesem Grundstück derzeit die Containerunterkünfte für 45 Flüchtlinge befinden. Eine Ersatz-Lösung wurde bisher noch nicht gefunden, noch bleibt dafür Zeit. Das Landratsamt, das die Unterkünfte betreibt, und die Gemeinde, die ihren Grund zur Verfügung stellen, haben sich in der vergangenen Woche darauf geeinigt, den Vertrag für die 20 Wohncontainer zu verlängern. Wie Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) dem Gemeinderat mitteilte, sei der Fortbestand der Unterkünfte damit bis Ende Februar 2017 gesichert. Wie es danach weitergehen soll, dafür gibt es jedoch noch keine konkreten Lösungsansätze, wie Joachim Weikel, Grünengemeinderat und Vorsitzender des Markt Schwabener Flüchtlingshelferkreises, erklärt.

Ob der Vertrag über den Februar hinaus verlängert wird, ist unklar. Entscheidend dafür dürfte sein, wie weit die Planungen des neuen Wertstoffhofs dann fortgeschritten sind. "Wenn alles reibungslos verläuft, könnten wir im Frühjahr soweit sein, dass wir mit den Baumaßnahmen beginnen", sagt Weikel, der als Mitglied im Markt Schwabener Bauausschuss an der Planung des Wertstoffhofs beteiligt ist. Ob die Baugenehmigung jedoch bis Anfang März erteilt ist, könne er nicht prognostizieren. "Klar ist aber, dass die Flüchtlinge eine neue Bleibe brauchen", sagt Weikel.

Wie schwer dieses Unterfangen im östlichen Teil des Münchner Speckgürtels ist, bekommen viele zu spüren, die im Landkreis Ebersberg nach Wohnraum suchen. Krankenschwestern, Kindergärtner und Polizisten, also Menschen aus der bürgerlichen Mitte, finden hier immer schwieriger eine bezahlbare Unterkunft. Flüchtlinge haben es umso schwerer, weil sie in der Regel finanziell noch eingeschränkter sind. Für die Markt Schwabener Flüchtlinge dürfte die Suche besonders kompliziert werden, denn keine andere Landkreisgemeinde muss mit so wenig Platz für so viele Einwohner auskommen.

Von den Flüchtlingen der Containerunterkunft am Erlberg suchen derzeit etwa ein Viertel nach einer Wohnung. Bisher, so Weikel, sei jedoch niemand fündig geworden, weswegen die Betroffenen als sogenannte "Fehlbeleger" weiterhin in der Übergangsunterkunft wohnen bleiben. Es handelt sich dabei um anerkannte Asylbewerber aus Eritrea. Die übrigen Bewohner - Syrer, Afghanen, Pakistaner und Senegalesen - warten derzeit auf das Ergebnis ihres Asylantrags.

Seit die Container am Erlberg im September 2015 aufgestellt wurden, bemühen sich Weikel und seine Kollegen der Helferkreis wie in vielen Gemeinden darum, die geflüchteten Männer zu integrieren. "Mittlerweile ist jeder in einem Integrationskurs oder macht eine Weiterbildung", sagt Weikel. Einige würden als Küchenhilfe arbeiten oder Regale im Supermarkt einräumen, Jobs auf 450-Euro-Basis. "Mittlerweile kann ich mich mit fast allen auf Deutsch unterhalten", sagt Weikel. Wenn die Containerunterkünfte wegfallen, befürchtet er, dass der Integrationsprozess aufgehalten werden könnte - eines Sorge, die viele Helferkreise im Landkreis teilen: "Wenn es keine Möglichkeit gibt, dass sie in der Region bleiben können, müssen sie bei vielen Dingen wieder von vorn beginnen."

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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