Kirchdorf:Gemeinsam Verantwortung übernehmen

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Landkreis, Bund Naturschutz, Staatsforst, Privatwaldbesitzer und Schüler setzen sich für die gefährdete Gelbbauchunke ein

Von Alexandra Vettori, Kirchdorf

Wenn es doch immer so einfach wäre mit der neuen Heimat: Ein Bagger, ein offenherziger Waldbesitzer, fertig ist die Gelbbauchunken-Kinderstube. Wie es geht, das war am Montagmorgen zu sehen, als der Startschuss für das Rettungsprojekt "Allen Unkenrufen zum Trotz" an der Burghauser Leiten bei Wippenhausen gegeben wurde. Denn obwohl das nur drei bis fünf Zentimeter große Tierchen so genügsam ist, steht es kurz vor dem Aussterben.

Das Geld für das Förderprogramm kommt vom Bund, die Summe beträgt 670 000 Euro bis zum Jahr 2020. Die Trägerschaft haben sechs bayerische Landkreise, darunter der Freisinger, und der Bund Naturschutz übernommen. Wie Christian Magerl, der Vorsitzende der Freisinger Kreisgruppe des Bund Naturschutz am Montag erklärte, handelt es sich bei der Gelbbauchunke um eine "Verantwortungs-Art". Sie steht bayern- und bundesweit auf der Dringlichkeitsstufe zwei der Roten Liste und gehört damit zu den stark gefährdeten Arten. Bundesweit kommt sie in nennenswerter Zahl nur noch in Süddeutschland vor, daher die Verantwortung. Was ihr das Leben so schwer macht, sind Trockenlegungen und immer stärker befestigte Waldwege, dazu die steigende Zahl von Straßen, die das Wandern der Populationen zu den Laichplätzen erschweren. Für die Aufzucht ihrer Jungen nämlich braucht die Gelbbauchunke Wasser - und zwar in Pfützen, die immer wieder auch austrocknen.

Mit den kleinen Tümpeln, die jetzt an der Burghauser Leiten im Staatsforst und dem angrenzenden Privatwald von Christian Wild angelegt werden, sollen neue Laichplätze geschaffen werden für die kleinen Unken, die an der Unterseite leuchtend gelbe Flecken tragen. Dass auch Privatwaldbesitzer im Boot sitzen, macht das Projekt im Landkreis Freising so besonders. Der engagierte Waldbesitzer Christian Wild hob die Bedeutung der nachhaltigen Waldwirtschaft bevor, "das heißt, die Heimat zu bewahren". Christian Wild appellierte an andere Waldbesitzer, ebenfalls bei dem Unken-Projekt mitzumachen.

Eine weitere Besonderheit des Freisinger Projektes ist es, dass Kinder dabei sind. So hat die Kirchdorfer Grundschule die Patenschaft für das Gelbbauchunken-Projekt bei Wippenhausen übernommen. Vier Grundschüler durften am Montag deshalb auf dem Bagger des Staatsforstes sitzen und den symbolischen Spatenstich vollziehen. Wie die Leiterin der Grundschule, Birgit Penger, betonte, sei das eine willkommene Belebung des Lehrplanes. Dort steht immerhin, dass die Kinder Verantwortung für die Umwelt und Natur entwickeln sollen. Dafür wolle man ihnen Zeit und Raum geben. Konkret bedeutet das, dass die Kirchdorfer Grundschüler nun öfter einmal einen Ausflug in den Wald unternehmen werden. Dort beobachten sie dann, wie sich die Gelbbauchunken entwickeln, ob schon Laich oder gar Kaulquappen in den Tümpeln leben. Das wir dann festgehalten und dokumentiert, dabei, so Rektorin Birgit Penger, werde man einen weiteren Bestandteil des Lehrplanes, nämlich "digitale Lehrmethoden", anwenden und entsprechende Projektberichte anlegen. Wie Waldbesitzer Wild betonte, sind auch hier noch weitere Grundschulen im Landkreis aufgerufen, sich an dem Projekt zu beteiligen.

© SZ vom 18.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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