Handlungsempfehlungen:E wie Zukunft

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Der Landkreis Ebersberg hat einen Klimaschutzmanager, eine Energieagentur und bald auch ein Elektromobilitätskonzept

Von Karin Kampwerth, Kirchseeon

Wenn sich Daniel Heydenreich einen Kaffee kocht, kommt der Strom dafür aus seinem Elektroauto. Wolfgang Wochermeier hat den ganzen Fuhrpark seines Handwerkerbetriebs auf Elektroantrieb umgestellt. Chris van der Meijden ist mit seinem E-Auto sogar eine Rallye gefahren. Am meisten unter Strom steht aber Hans Gröbmayr, Klimaschutzmanager des Landkreis Ebersberg. Was ihn so antreibt, ist das Elektromobilitätskonzept des Landkreises, das er als Geschäftsführer der Ebersberger Energieagentur am 2. Mai der Öffentlichkeit präsentieren wird. Bei einem Treffen in einem Eglhartinger Autohaus erhielten Bürgermeister und Verwaltungsangestellte vorab erklärt, was auf die Kommunen zukommt.

Der Landkreis habe erkannt, dass die Zukunft elektrisch sei, sagte Gröbmayr. Wenn man die Energiewende schaffen wolle, gehöre der Verkehr unbedingt dazu, "sonst können wir gleich einpacken". Den Gemeinden im Landkreis Ebersberg wird er deshalb eine Handlungsempfehlung vorlegen. Darin enthalten sind Vorschläge wie etwa Parkvorrang für E-Autos in den Innenstädten und ein kluges Energielastenmanagement bei der Aufstellung von Bebauungsplänen, damit das Stromnetz nicht gleich zusammenbricht, wenn einige E-Autos gleichzeitig an der Steckdose hängen. Auch die Umstellung der gemeindlichen Fuhrparks auf E-Mobilität sowie die Förderung von E-Carsharing und Elektrofahrrädern gehört dazu.

Wichtig ist für Gröbmayr, zuvor mit Mythen rund um die Elektromobilität aufzuräumen. Zu teuer, zu lange Ladezeiten, zu geringe Reichweite - "wenn man in Deutschland etwas nicht will, redet man es schlecht", sagte der Klimaschutzmanager. Dabei fahre ein Elektroauto bereits nach fünf Jahren günstiger als ein Benziner. Und was die Reichweite betrifft: "Wenn Sie von München nach Hamburg wollen, sollten Sie sowieso besser den Zug nehmen."

Dennoch sind künftig auch weitere Entfernungen kein großes Problem mehr, weil sich die Ladezeiten deutlich verkürzen. Bei einer längeren Strecke bedeute das: Tanken, Beine vertreten, weiterfahren. Oder in Gröbmayrs Lesart: "Wenn Sie vom Klo kommen, ist der Tank voll."

Smartes Laden, so der Fachausdruck für die Turbobetankung der Elektroautos, ist das Thema von Daniel Heydenreich vom Münchner Unternehmen "The Mobilty House", das unter anderem Ladestationen vertreibt und installiert. Dort arbeitet man an Lösungen, wie auch in Tiefgaragen, die stromtechnisch keine Kapazität für mehrere Ladestationen haben, E-Autos betankt werden können - und wie in Zeiten, in denen der Strom besonders günstig fließt, die Autobatterie als Zwischenspeicher zum Beispiel für den Betrieb der Kaffeemaschine genutzt werden kann.

Wie mittelständische Unternehmen die Energiewende als Gewinn verbuchen können, stellte Wolfgang Wochermeier vom Ebersberger Heizungsbauer "Wochermeier und Glas" vor. Bei der energetischen Sanierung seines Betriebes samt Umstellung des Fuhrparks von sechs Pkw und 13 Lkw auf Elektromobilität spart Wochermeier bares Geld. Die Energiekosten konnte er jährlich von 22 800 Euro auf knapp 3200 Euro senken, die Stromkosten belaufen sich auf 1261 Euro, vor der Sanierung waren es 13 500 Euro - und er spart 3000 Euro Tankkosten. "Für jemanden, der eine Garage besitzt, gibt es keine Ausrede mehr für fossile Autos."

Für alle anderen ist eine gute Infrastruktur an Schnellladesäulen notwendig. Laut Chris van der Meijden, Berater für Elektromobilität, stehen den Kommunen dazu bis 2020 Fördermittel vom Bund in Höhe von 300 Millionen Euro zur Verfügung. Aber auch für die Beschaffung kommunaler E-Fuhrparks oder die Umstellung des Personennahverkehrs können Zuschüsse abgerufen werden. Den Bürgermeistern riet er, in Schnellladestationen zu investieren, ein einfaches Bezahlsystem zu schaffen, den Standort gut zu beschildern und zu kontrollieren, dass keine Benziner die Ladestation als Parkplatz missbrauchen. Skeptisch ob des Aufwands äußerte sich lediglich Klaus Gütermann vom Energieunternehmen Montana. Grenzwerte für Dieselfahrzeuge bezeichnete Gütermann, dessen Unternehmen auch Kraftstoffe vertreibt, als "politische Panikmache", weil zwar der Verkehr zunehme, nicht aber dessen Emissionen. Am Ende wünschte er sich die Leistungserhöhung der Netzbetreiber für den zusätzlichen Strombedarf bei gleichzeitiger kritischer Begleitung des Baus von Windrädern. Den geplanten Windpark mit "fünf Spargel im Ebersberger Forst" bezeichnete er als Symbolpolitik in "seiner geliebten Kulturlandschaft". Dem widersprach Hans Gröbmayr. Es sei zwingend notwendig, so viel regenerative Energie wie möglich zu produzieren, "sonst können wir die bayerische Landschaft eben nicht für unsere Nachkommen erhalten".

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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