Hallbergmoos:Gecko für den Hindukusch

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Er sieht aus wie ein kleiner Panzer und kann Bomben aufspüren: Der "Gecko" soll den Job deutscher Soldaten in Afghanistan erleichtern. Den Aufklärungsroboter kommt aus Hallbergmoos.

Matthias Vogel

Das Vehikel auf dem Hof des Erdinger Fliegerhorsts, das aussieht wie ein kleiner Panzer, fährt um die Kurve und macht vor einer Wand aus Kartons halt. Plötzlich verstellen sich alle vier Räder, unabhängig voneinander. Vorder- und Hinterreifen stehen jetzt v-förmig zueinander. Das 3,8 Tonnen schwere Fahrzeug dreht sich um die eigene Achse, die "Tellerwende" erfolgt schneller als erwartet.

Auf dem Rückweg umkurvt es ein schmales Hindernis und macht an seinem Bestimmungsort halt. Eine Plattform fährt nach oben, Kameras inspizieren die Umgebung und machen prompt einen verdächtigen Koffer aus - eine Bombe? Die Demonstration des in Tarnfarbe gehaltenen Militärfahrzeugs ist beeindruckend, zumal es unbemannt ist.

Das mittelständische Unternehmen Base Ten Systems hat den Prototypen entwickelt. Als Baugruppenlieferant in der Militärtechnik etabliert, hat es sich vor fünf Jahren dazu entschlossen, den Sprung zum Systemhaus zu wagen. Als neues Geschäftsfeld wurden schwere Roboterfahrzeuge für das Militär definiert. Ferngesteuerte Aufklärungsroboter sind nicht neu, "aber ein so einen großen gibt es bislang noch nicht", erklärt Hans Dünhuber, Marketing-Chef der Hallbergmooser Firma. Mit dem Bundesministerium für Verteidigung konnte ein Vertrag über die Entwicklung und Herstellung geschlossen werden, ein Großteil der Kosten werden aus dem Fördertopf Forschung und Entwicklung bezahlt. "Alleine wäre das finanziell auch nicht zu stemmen", sagt Projektleiter Wolfgang Süß. Bis Ende 2010 sollen der Bundeswehr zwei der Fahrzeuge für Testzwecke zur Verfügung gestellt werden. Für die Produktion und Testläufe wurden auf dem Campus des Fliegerhorsts Erding Gebäude angemietet.

Der "Gecko" soll den Job deutscher Soldaten in Afghanistan oder anderen Einsatzgebieten sicherer machen. Vollgestopft mit modernster Technik, könnte der Roboter am Hindukusch per Satellit gesteuert werden, sogar von Deutschland aus. Patrouillen oder Versorgungs-Konvois könnten ihn vorausschicken, um ihre Route auf mögliche Gefahren hin untersuchen zu lassen. Auch als Transportfahrzeug eignet sich der allradgetriebene Prototyp. "Er hat eine Reichweite von 400 Kilometern und hat drei Tonnen Zugkraft", erklärt Süß. Und weil er autonom einen vorher definierten Weg abfahren kann, so wie auf dem Fliegerhorst-Hof, und dabei über "Change Detection" Änderungen der Trasse meldet, hat Dünhuber den "idealen" Einsatzzweck ausgemacht: "Den Gecko einfach morgens die ersten sechs Kilometer auf dem Zubringer zum Feldlager abfahren lassen. Er stellt fest, ob über Nacht unter Umständen Drähte gespannt oder Minen gelegt worden sind." Dass unbemannte Militärfahrzeuge en vogue sind, belegt Wolfgang Süß mit einem Beispiel aus dem Ausland. "Die Amerikaner haben von 2008 bis heute 30000 Einsätze mit Robotern bestritten."

Der "Gecko" könnte auch mit Waffen bestückt werden, die Plattform auf seinem Dach hat eine Tragkraft von 200 Kilogramm. Süß räumt die Möglichkeit dieser Nutzung ein. Von einem Kampfroboter à la "Krieg der Sterne" könne aber keine Rede sein. Ob der Soldat nun direkt an der Waffe oder an der Fernsteuerung sitze, die Entscheidung, zu schießen oder nicht, treffe immer noch er selbst.

Entscheidend für Base Ten Systems ist jetzt, ob dem Heer der "Gecko" zusagt oder nicht. Der Bundestagsabgeordnete Max Lehmer (CSU), der zur Leistungsschau geladen ist und das Aufklärungsfahrzeug eine Runde über den Hof fernsteuern darf, bewertet das Plus an Sicherheit für deutsche Soldaten als "den richtigen Ansatz" und verspricht seine "volle politische Unterstützung". Wenn die Bundeswehr keine Metall-Echsen in Auftrag gibt, "dann war alles für die Katz'", konstatiert Dünhuber.

© SZ vom 06.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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