Hallbergmoos:Dorado für Hobbygärtner

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Seit 13 Jahren betreibt der Hallbergmooser Michael Neumüller das Bayerische Obstzentrum. Seine Kunden kommen von weit her, um seine speziellen Züchtungen zu kaufen. Dazu gibt es zweimal im Jahr kostenlose Schnittkurse

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Die Autokennzeichen am Wochenende auf dem Parkplatz am Bayerischen Obstzentrum in Hallbergmoos zeigen es: Die Besucher sind aus dem gesamten südbayerischen Raum angereist, aus Ebersberg, München, Neuburg, ja bis aus Rosenheim. Wer hierher kommt, in den äußersten Winkel von Hallbergmoos, um einen Apfel- oder einen Zwetschgenbaum, eine Birne oder Beerensträucher zu kaufen, der weiß genau was er sucht: Heimische Ware, die nicht in maximaler Geschwindigkeit auf einem Nährstoff-Vlies empor gezogen wurde und beim ersten Kontakt mit schnöder Erde dahin welkt, sondern bodenständige Qualität, im wahrsten Sinne des Wortes.

Genau das ist es, was Michael Neumüller, Inhaber des Bayerischen Obstzentrums, anbieten möchte. Bayerisches Obstzentrum, das klingt, als handele es sich mindestens um einen halbstaatlichen Zucht- und Veredelungsbetrieb. Dem ist aber nicht so. 2003 hat Michael Neumüller, der aus der Hallbergmooser Gemüse-Dynastie Neumüller stammt, die Obstgärtnerei eröffnet, nachdem er zuvor Obstbau in Weihenstephan studiert hatte und dort mit einer Arbeit über Zwetschgen promovierte. Heute wachsen hier weit über 500 Bäume hier, in allen Größen und Formen, insgesamt gibt es im Obstzentrum 240 verschiedene Obstsorten. Obwohl Neumüller in erster Linie Unternehmer ist, sieht er sich auch als Wissenschaftler und Züchter. "Der Staat zieht sich ja immer mehr aus der Züchtung zurück", erklärt seine Frau Maria, die als Steuerfachgehilfin vor allem für die Buchführung im Betrieb zuständig ist.

Es sind hohe Anforderungen, die Neumüller an seine Neuzüchtungen stellt: Sie sollen an möglichst vielen Standorten wachsen, widerstandsfähig gegen Krankheiten sein, gut aussehen, gut schmecken, und sich möglichst lange lagern lassen. Laetitia, die neue Apfelsorte, hat 15 Jahre gebraucht, bis sie Neumüllers Vorstellungen entsprach. Jetzt aber ist sie soweit, in heimischen Gärten ein würdiger Ersatz für den Pink-Lady-Apfel zu sein, den Hobbygärtner aus urheberrechtlichen Gründen ohnehin nicht pflanzen dürfen, und auch nicht sollten, selbst wenn sie einen "Schwarzbaum" ergattern. Denn im Gegensatz zu Neumüllers Laetitia wächst Pink Lady in Deutschland nicht gut, weil die Äpfel zu spät reifen und der Baum zu anfällig für Krankheiten ist. Das Obstzentrum setzt hier bewusst einen anderen Akzent: Hobbygärtner, die sich mit Neumüller'schen Züchtungen eindecken, müssen keine Lizenz zahlen. Baya Marisa ist so eine Züchtung, 2009 war sie die erste eigene Apfelsorte des Zentrums. 2013 war es der Freiherr von Hallberg-Apfel, und jetzt Laetitia. Auch bei den Pflaumen ist Neumüller eine Adresse: Die Sorte Avalon ist heiß begehrt.

Erwerbs-Obst-Bauern dagegen zahlen eine Art Lizenzgebühr an den Züchter, allerdings sei das kein Vergleich mit dem Procedere im internationalen Obsthandel, so Maria Neumüller: "Wir sind nicht daran interessiert, die Obstbauern zu schröpfen und auch vertragliche Bedingungen gibt es nicht." Nur den Namen, den die neuen Sorten im Obstzentrum bekommen, müssen sie behalten. Die aber sind, wie man sich am Wochenende überzeugen konnte, auch wirklich schön. Da gibt es zum Beispiel eine Gräfin Goldach, den Saftigen Sepp oder die Erchinger Schlossbirne.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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