Freier Fall in Neufahrn:Fliegen im Sog der Windschaufeln

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Erste Flugversuche: Maximilian Högn (roter Helm), Manuel Biesenberger (schwarz) und Johannes Mischek (weiß) bei der Eröffnung der Anlage. (Foto: Marco Einfeldt)

Bei der Einweihung der Neufahrner Skydiving-Anlage wagt auch die Politprominenz den freien Fall im Tunnel

Eines ist schon nach dem ersten Abend festgestanden: Das Zuschauen macht großen Spaß, und einige haben sich dann auch gleich selbst in den Windkanal gewagt - in den "Tunnel", wie ihn die Profis nennen: Neufahrns Zweiter Bürgermeister Hans Mayer (CSU), Gemeinderätin Christa Kürzinger (CSU) und der Freisinger Landtagsabgeordnete Benno Zierer (Freie Wähler) gehörten zu den ersten "Bodyflyern" in der neu eröffneten "Flystation Munich" in Neufahrn (Landkreis Freising) und haben mit Schutzanzug und Helm ausprobiert, wie sich der freie Fall beim Fallschirmsprüngen anfühlt. "Ziemlich anstrengend", aber "total geil" sei das, konnte man anschließend erfahren.

Von sofort an kann sich jeder einbuchen. Allerdings ist es kein ganz billiges Vergnügen: Zwei Minuten mit einem professionellen "instructor", ohne den man als Anfänger gar nicht loslegen kann, kosten für Erwachsene 49 Euro. Wohin viel Training führen kann, haben bei der Eröffnungsparty Profis - darunter auch Weltmeister -in atemberaubenden Shows gezeigt: Sie ließen sich in choreografisch durchgestylten Darbietungen bis zu zwanzig Meter weit nach oben tragen, drehten dabei Salti und Pirouetten, stürzten sich kopfüber wieder in die Tiefe und bremsten erst wenige Meter vor dem Boden ab.

Möglich macht all das ein Luftstrom mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Stundenkilometern. Er wird mit riesigen Windschaufeln erzeugt, mit einer Düse beschleunigt und mit überdimensionalen Lamellen gesteuert. Zwei 3000-PS-Motoren braucht es dafür, wie der Freisinger Architekt Martin Burzin erklärte.

"Der Tunnel gibt einem die Gelegenheit, im 3-D-Raum zu leben", sagte der russische Investor und Geschäftsführer Alexander Parmanin. Neun Millionen Euro hat er in die Anlage gesteckt, die ein "Denkmal für Neufahrn" werden soll - und womöglich auch bei der Verwirklichung eines noch größeren Traums Parmanins weiterhilft: Bodyflying als Sportart bei den Olympischen Spielen 2024.

Für die Gemeinde ist die Anlage nach Einschätzung von Landrat Josef Hauner (CSU) schon jetzt ein "Leuchtturmprojekt" und ein "echter Hingucker". Zweiter Bürgermeister Mayer fühlt sich von dem rund 30 Meter hohen Bauwerk gar an den Arc de Triomphe von Paris erinnert. Bedenken, wie sie bei einer Bürgerversammlung in nahen Mintraching geäußert worden waren, sind nach seiner Einschätzung inzwischen "völlig revidiert": Der Bau sei kein "großer Klotz in der Landschaft" geworden und attraktiver als die benachbarten Logistikgebäude. Das "fast milchige Licht" der beleuchteten Fassade sei "eher angenehm fürs Auge", und der befürchtete Lärm werde durch eine "perfekte Einhausung vollständig unterdrückt". Zum Energiebedarf merkte Mayer an, dass es doch entscheidend sei, wie die Energie erzeugt werde. Mit Blick auf die geplante große Photovoltaikanlage an der Neufahrner Kurve meinte er: "Wer sagt, dass es nicht möglich ist, diese Energiequelle direkt anzuzapfen?"

Eine Gemeinderats-Mehrheit sieht die Skydiving-Anlage als Ergänzung des Freizeitangebotes in direkter Nachbarschaft von Kino, Bowlingbahnen und Lasertag-Anlage und als einen weiteren Schritt weg vom Image als Logistikstandort. Allgemein bedauert wurde es am Rande der Eröffnungsparty, dass die Anlage "Flystation Munich" heißt und Neufahrn in dem Namen gar nicht vorkommt.

© SZ vom 12.02.2018 / bg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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