Film:Spießer-Schock und Café Hemd-hoch

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Von der Eiszeit bis zur Gegenwart: Der Regisseur Klaus Bichlmeier hat einen Dokumentarfilm über Freising gedreht

Von Paulina Schmidt, Freising

Von der Entstehung des Mariendoms, dem Zweiten Weltkrieg, dem Minirock als Spießer-Schock und dem sogenannten "Café Hemd-hoch" handelt der Film "Zeitreise Freising". Der Freisinger Regisseur Klaus Bichlmeier erzählt in der Dokumentation die Entwicklung Freisings von der Eiszeit bis in die Gegenwart. Dabei arbeitet er sowohl mit Zeichnungen, als auch mit filmischen Elementen. Im Mittelpunkt stehen die Stadt Freising und bekannte Persönlichkeiten. Der Regisseur selbst bezeichnet den Film als eine "One Man Show", da er sich um den gesamten Film selbst kümmerte. Von der Recherche, über die Musik, bis hin zu Zeichnungen.

Die Dokumentation setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Der erste Teil besteht aus Filmsequenzen, die von Pest und Cholera, dem Zweiten Weltkrieg, der Geschichte des Flughafens und der Nachkriegszeit bis heute erzählen.

Während der Eiszeit ließen sich erste Siedler an der Isar nieder, hier wuchs der wichtige Rohstoff Holz. Später war der Salzhandel für Freising von großer Bedeutung. Um 715 gründete Bayernherzog Theodo die Marienkirche auf dem Freisinger Burgberg. Nach einem Brand wurde der Dom im 12. Jahrhundert neu aufgebaut. Er ist das bedeutendste Erbe Freisings. 1802, zur Zeit der Säkularisation, war das einstige Fürstbistum militärisch besetzt. Klöster wurden zerstört, die Mönche vertrieben, viele Bürger wurden arbeitslos. 1850 fuhr die erste Dampfzugmaschine auf ihrem Weg von München nach Regensburg durch Freising. Der Film erzählt auch von der Pest: Dabei kam um 1349 etwa ein Viertel der Bevölkerung ums Leben. Mit dem Wasserturm, der für sauberes Trinkwasser sorgte, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Zeit der Seuchen vorbei.

Ein weiteres Thema der Dokumentation ist der Zweite Weltkrieg. Als dieser sich seinem Ende zuneigte, kam es am 18. Apri l 1945 zu einem Bombenangriff, dessen Zentrum das Gebiet um den Bahnhof war. Zeitzeugen berichten, wie sie die Bomben "wie Mückenschwärme" vom Himmel fallen sahen und wie sie sich unter Sträuchern auf den Boden legten, weil der Luftschutzbunker zu weit weg war. Am 29. April ertönte in Freising zum letzten Mal die Sirene und scheuchte die Menschen in die Luftschutzräume. Die SS wollte den Kampf um die Stadt weiterführen, doch mutige Bürger fuhren den Amerikanern mit einer weißen Fahne entgegen und bewahrten die Stadt so vor der Zerstörung.

Im weiteren Verlauf der Dokumentation geht es um die Entwicklung der Kultur. In den Sechzigerjahren Jahren prägten die Musik der Beatles und der "Minirock - der Spießer-Schock", wie eine Zeitung damals titelte, die Freizeit der jungen Menschen. "Leute im gesetzteren Alter können sich sicher an Einiges erinnern", sagt Bichlmeier.

Der zweite Teil des Films ist ein Stadtspaziergang und erzählt beispielsweise vom "Jagdhaus", dem späteren Café Luitpold, in dem sich nach dem Krieg hauptsächlich amerikanische Soldaten aufhielten und das auch "Café Hemd-hoch" genannt wurde. Der Film erzählt auch von der Schlüter-Fabrik. In den Fünfzigerjahren war Schlüter der größte Arbeitgeber in Freising.

224 Tage arbeitete Bichlmeier an der Dokumentation. Nach seiner letzten Filmszene realisierte er schlagartig, dass sein Werk fertig ist. "Ich war wie hypnotisiert und dachte mir, es kann nicht sein, dass ich jetzt fertig bin", erzählt er. Entstanden ist eine Filmdokumentation, die für Freisinger interessant ist. Auch wenn Bild- und Tonqualität nicht immer optimal sind, zeigt der Film die Entwicklung der Stadt anschaulich und abwechslungsreich.

Die Vorführungen finden am Sonntag, 22. November, um 11, 15 und 18 Uhr im Asamsaal statt. Karten gibt es bei der Touristeninformation Freising.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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