Festakt zur Schlüsselübergabe:"Alle Taufkirchener sind jetzt Schlossherren"

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Das Wasserschloss gehört jetzt der Gemeinde. (Foto: Renate Schmidt)

Die Vilstalgemeinde feiert den Kauf ihres Wahrzeichens mit einer offiziellen Schlüsselübergabe. Es soll das soziale und kulturelle Herzstück mit Konzerten, Lesungen, Tagungen und Seminaren werden.

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

Das historische Wasserschloss Taufkirchen mit der markanten roten Außenfarbe ist das neue soziokulturelle Herzstück der Gemeinde: Mit dem Kauf des Schlosses ist der Gemeinde 2016 ein Coup geglückt, der am Sonntag im voll besetzten Festsaal gefeiert wurde: "Alle Taufkirchner Bürger sind jetzt Schlossherren", sagte ein zufriedener Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU), der sich mit dem vom Gemeinderat mehrheitlich beschlossenen und zuvor bei einer Bürgerversammlung diskutierten Kauf "einen Herzenswunsch erfüllen" konnte, wie er sagte.

In den Mauern des vor 753 Jahren zum ersten Mal urkundlich bei einem Streit zwischen Grimold von Taufkirchen, dem Bischof von Freising, und Graf von Wittelsbach um das Besetzungsrecht der Pfarrei erwähnten castellum hat sich einiges ereignet: Es war herrschaftlicher Sitz stolzer Familien, wurde von Wirren des Dreißigjährigen Kriegs, Ersten und Zweiten Weltkrieg betroffen und mehrmals zum Lazarett umfunktioniert, war Pflegeanstalt und Teil des Bezirkskrankenhauses und ist jetzt kulturelles Zentrum der Gemeinde: "Das Wasserschloss ist etwas Besonderes. Mit dem Schloss ist viel Identität verbunden. Wir sind stolz, dass wir das Gebäude erwerben konnten, denn Zukunft bracht Herkunft und Vergangenheit", sagte Hofstetter.

Gefeiert wurde der notariell besiegelte Kauf des Schlosses, nachdem mit den Erben des 2010 gestorbenen Vorbesitzers Nico Forster eine Einigung erzielt erworben werden konnte. Es sei zudem notariell festgelegt worden, dass der aus der Zeit der Fugger stammende Schlossaltar mit dem "Silberschatz" als Herzstück des Schlosses "für immer und ewig im Schloss bleiben wird". Zweiter Bürgermeister Christoph Puschmann (CSU) fügte an, dass künftig alle Bürger am Schloss teilhaben und das Gemäuer mit Leben erfüllen sollen. Die Bürgermeister bedankten sich beim Gemeinderat und beim Förderverein für die Unterstützung des Projekts. Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) gratulierte und sah in dem Kauf "einen Meilenstein in der Entwicklung der Gemeinde". Eine "illustre Nutzung" für Konzerte, Lesungen, Tagungen und Seminare finde zwar schon statt, könne aber nun ausgebaut werden, sagte Scharf. Der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) bezeichnete den Kauf des Schlosses als "schöne Sache, weil sich nun jeder Bürger als Schlossherr fühlen" dürfe und die Gemeinde das Gebäude in Eigenregie nutzen könne. Für den Vorsitzenden des Fördervereins Schoss Taufkirchen, Klaus Ulrich Wolter, ist mit dem Kauf ein Vereinsziel erreicht worden. "Heute ist ein Tag der Freude. Die Bürger sind jetzt die Eigentümer des Schlosses. Viele Unterstützer haben sich mit viel Herzblut eingesetzt und viel geleistet, um das Schloss mit neuem Leben zu erfüllen." Die Zukunft des Schlosses sei den meisten Bürgern eine Herzensangelegenheit geworden -was nicht immer so gewesen sei. Die Strahlkraft des Schlosses wirke weit über die Landkreisgrenzen hinaus, sagte Wolter. Nun müsse etwas daraus gemacht werden. Der Vorsitzende der BSG Taufkirchen, Franz Schlossnikl, überreichte Hofstetter als Zeichen der Zustimmung einen aus Holz geschnitzten Schlüssel zur symbolischen Schlüsselübergabe. "Es wäre schade gewesen, wenn die alten Gemäuer eingerissen worden wären oder leer stünden. Damit wäre auch ein Stück Identität verloren gegangen. Außer den Kirchen ist Taufkirchen nicht mit vielen historische Bauten gesegnet", zog Hofstetter ein Fazit. Für den musikalischen Rahmen sorgten beim Festabend am Cello Anna Engelhardt und am Klavier Andrea Traber.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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