Erdinger Krankenhaus:Schützenhilfe von ganz oben

Lesezeit: 2 min

Ein Landkreis mit junger Bevölkerung: Auch Gesundheitsminister Markus Söder spricht sich für eine bessere kinderärztliche Versorgung im Erdinger Krankenhaus aus.

Matthias Vogel

Seit Jahren kämpfen Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) und der Vorstand des Erdinger Kreiskrankenhauses für ihr großes Ziel: eine eigene kinderärztliche Abteilung. Ohne Erfolg, der Planungsausschuss lehnte eine Erweiterung aus Kostengründen bislang ab. Jüngst erfuhren die Befürworter Rückenwind aus der Bevölkerung. Die Erdingerin Yvonne Schmitz hatte über 1000 Unterschriften für die Einrichtung einer pädiatrischen Abteilung gesammelt.

Anschließend bat Bayerstorfer in einem Brief den bayerischen Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) um Unterstützung. Söders Antwort lässt neue Hoffnung aufkeimen. Er sprach sich für eine effektive kinderärztliche Versorgung im Landkreis Erding aus und bot Bayerstorfer ein Gespräch mit ihm und der Krankenhausabteilung des Gesundheitsministeriums an. "Wir sind gerade dabei, einen Termin zu finden", sagte der Landrat.

Im Kreiskrankenhaus-Planungsausschuss sitzen auch Vertreter der Krankenkassen. Gerade sie gilt es laut Bayerstorfer zu überzeugen. "Sie sagen, Erding sei durch die Kinderkliniken in Landshut in München ausreichend versorgt." Hintergrund für das Veto der Kassen sind freilich die Kosten, die eine eigene Pädiatrie verursachen würde. Und auch Söder ließ in seiner Antwort verlauten, es seien kostengünstigere Lösungen zu prüfen. Erdings Landrat zeigt dafür Verständnis.

Sein Vorschlag: Die Einrichtung eines kinderärztlichen Notdienstes unter Einbeziehung der in Erding niedergelassenen Kinderärzte. Bayerstorfer: "Ein ähnliches Konstrukt wie bei den Hausärzten. Die Kinderärzte würden Zimmer im Krankenhaus mieten und selber organisieren, wer wann Bereitschaft habe. "Das wäre ein bisschen mehr als wir jetzt haben, für mich aber auch nur ein Zwischenschritt", sagte der Landrat und Vorsitzende des Krankenhaus-Verwaltungsrats.

Ein anderes Modell macht die moderne Technik möglich. In Zusammenarbeit mit der Landshuter Kinderklinik St. Marien könnte der Erdinger Nachwuchs mittels Teleradiologie behandelt werden. "Ein Spezialist hier, einer dort, operiert und überwacht wird über Bildschirme", erklärt Bayerstorfer. Auch das wäre für ihn aber nur ein Einstieg für die kinderärztliche Versorgung in Erding.

Denn die Meinung der Kassen teilen die Befürworter nicht. "Unser Landkreis hat eine junge Bevölkerung und den höchsten Zuzug. Umso wichtiger ist die Versorgung vor Ort. Und die wollen wir für unsere Bürger sicherstellen", sagt Bayerstorfer. Bislang werden im Notfall die Kinder auch im Erdinger Kreiskrankenhaus behandelt. Zur Weiterbehandlung werden sie dann aber weitergeschickt. Yvonne Schmitz erging es so, eine halbe Odyssee musste sie mit ihrem Töchterchen bestreiten, sammelte deshalb die Unterschriften. "Dankenswerter Weise", sagt Erdings Landrat, "die Aktion verdeutlicht, dass die Abteilung unabhängig von der politischen Diskussion erwünscht ist."

Im Dialog mit Söder soll jetzt abgeklopft werden, was in Erding umgesetzt werden kann. Bis auf einen Spezialisten wären Personal und Räumlichkeiten für eine eigene Pädiatrie im Kreiskrankenhaus vorhanden. Unabdingbar bleibt die Genehmigung durch den Planungsausschuss. "Ohne sie haben wir keine Chance", sagt Bayerstorfer.

© SZ vom 01.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: