Erding:Leitfaden für Energiewende

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Landkreis veröffentlicht Energieatlas: Wärmedämmung und Windkraft haben das höchste Potenzial.

Thomas Daller

Der Strombedarf von knapp 500 Gigawattstunden pro Jahr im Landkreis Erding kann bereits jetzt mit erneuerbaren Energien aus dem Landkreis gedeckt werden - wenn man die großen Wasserkraftwerke am mittleren Isarkanal in dieser Rechnung berücksichtigt. Der Landkreis will deswegen aber nicht die Hände in den Schoß legen, sondern anhand des Energieatlas, der gestern vorgestellt wurde, weitere Potenziale an erneuerbaren Energien nutzen, die sich im Landkreis bieten.

Der Energieatlas, den der Landkreis in Auftrag gegeben hat, soll ein Leitfaden für die Energiewende auf kommunaler Ebene sein. Die Energieversorgung liegt zwar in der Hoheit der Kommunen, sagte Landrat Martin Bayerstorfer. Aber in der Praxis könnten das nur Städte und größere Gemeinden leisten, die beispielsweise eigene Stadtwerke hätten. Kleinere Gemeinden wie beispielsweise Kirchberg seien mit so einer Aufgabe überfordert. Man könnte daher ein Konstrukt bilden, bei dem der Landkreis die Leitung übernehmen könnte.

Der Ingenieur Stephan Schletter, der den Energieatlas erstellt hat, hatte das Werk in eine Bestandsaufnahme Energieverbrauch, in eine Potenzialanalyse und Handlungsvorschläge gegliedert. Während es bei der Bestandsaufnahme beim Strom mit erneuerbaren Energien bereits recht gut aussah, war es um die Bestandsaufnahme im Bereich Wärme schlechter bestellt: Der jährliche Verbrauch im Landkreis liegt bei 1627 Gigawattstunden; das entspricht 163 Millionen Liter Heizöl. Nur ein Prozent der Wärme stammt aus solarthermischen Anlagen und 18 Prozent aus erneuerbaren Brennstoffen wie beispielsweise Holzpellets.

Bei 44 Prozent der Haushalte steht ein Ölkessel im Keller und bei 33 Prozent ein Gaskessel. Das größte Einsparpotenzial an fossilen Energien sah Schletter in diesem Bereich jedoch nicht vorrangig im Umstieg auf erneuerbare Energien, sondern in der Wärmedämmung der Gebäude. Darüber hinaus könnten die Gemeinden beispielsweise bei der Ausweisung neuer Baugebiete die Nahwärme bereits bestehender Biogasanlagen als Heizenergie berücksichtigen, die ansonsten ungenutzt verpuffen würde.

Auch beim Stromverbrauch empfahl Schletter, zuerst die Einsparpotenziale zu nutzen: "Alte Haushaltsgeräte sind Stromfresser." Bei den erneuerbaren Energien hat zwar rein rechnerisch die landwirtschaftliche Biomasse das höchste Potenzial, erläuterte Schletter, "aber diese Flächen stehen in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion". Er empfahl insbesondere die Windkraft zu nutzen, weil man dabei die höchste Effizienz auf kleinster Fläche habe. Dabei müssen jedoch zwei Faktoren berücksichtigt werden: die Einflugschneisen des Flughafens müssen ebenso ausgespart bleiben wie ein Radius um die neue Wetterradaranlage bei Isen, deren Messwerte von den Rotorflügeln verfälscht würden.

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien im Landkreis sind sowohl weitere Leitungsnetze erforderlich als auch ein Energie-Lastmanagement. Letzteres funktioniere beispielsweise mit neuen intelligenten Stromzählern, die die Waschmaschine in Gang setzen, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint und verbilligter Strom eingespeist wird.

© SZ vom 31.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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