Erding:Langenpreisinger Dreikampf

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Im Vergleich zu Peter Deimel, der seit 1990 im Gemeinderat sitzt und von 2002 bis 2008 sechs Jahre lang auch schon zweiter Bürgermeister war, sind die beiden Herausforderer gemeinderatsmäßig gesehen absolute Frischlinge

Von Wolfgang Schmidt

Gleich drei Kandidaten bewerben sich am 16. März um den Posten des Langenpreisinger Bürgermeisters. Amtsinhaber Peter Deimel von den Freien Wählern bekommt es mit Leo Melerowitz von der CSU und mit Johann Kaspera von der SPD zu tun. Im Vergleich zu Deimel, der seit 1990 im Gemeinderat sitzt und von 2002 bis 2008 schon sechs Jahre lang zweiter Bürgermeister war, sind die beiden Herausforderer gemeinderatsmäßig gesehen absolute Frischlinge. Das soll aber nicht heißen, dass Melerowitz und Kaspera nicht mit den kommunalpolitischen Langenpreisinger Gegebenheiten vertraut sind. Die aktuelle Ausgangsposition ähnelt stark der von 2008. Auch vor sechs Jahren hatte Deimel mit Albert Deutinger und Andreas Steiner Gegenkandidaten von der CSU und der SPD. Damals konnte sich Deimel mit absoluter Mehrheit schon im ersten Wahlgang durchsetzen. Dieses Mal könnte es für ihn etwas enger werden, eine Stichwahl scheint durchaus möglich.

Bei einer vom VdK-Ortsvorsitzenden Adolf Neidhart moderierten Diskussionsrunde hatten die Langenpreisinger die Gelegenheit, die drei Kandidaten gemeinsam zu erleben. Deimel, mit dem Amtsbonus im Rücken, hatte es bei der Vorstellung naturgemäß einfacher als die Konkurrenz. Er wolle sich an dem Programm messen lassen, mit dem er vor sechs Jahren angetreten sei und der promovierte Physiker fand, unterm Strich müsste das genug sein, um wiedergewählt zu werden.

Melerowitz wiederum glaubte, das Manko, in Wartenberg geboren zu sein, inzwischen abgestreift zu haben. Schließlich wohnt er schon seit 45 Jahren in Langenpreising, ist ebenso lange Trachtler aus Leidenschaft und seit 17 Jahren in der CSU. Der Blick des gelernten Schreiners schweifte mehr in die Zukunft. Man müsse vorausschauend handeln, nannte er als seinen Anspruch. Im Gegensatz zu Deimel, bei dem vor allen weiteren Schritten die Finanzierung im Vordergrund steht, trat Melerowitz dafür ein, Visionen zu entwickeln, um dann auszuloten, wie diese finanziert werden könnten. Vor allem aber lag ihm am Herzen, in Langenpreising das barrierefreie Wohnen voranzutreiben - und zwar nicht nur im Ortszentrum.

Kaspera ist in Ergolding geboren, mit 22 Jahren aber schon zum Langenpreisinger geworden. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr glaubt in diesem Wirken, das Rüstzeug für das Bürgermeisteramt bekommen zu haben. "Das Wir-Gefühl muss gestärkt werden", sagte er bei der Veranstaltung im Schmankerlhof Oberwirt. So gebe es in der Gemeinde wenige Angebote für Jüngere und Ältere. Kurzum: Kaspera wünschte sich mehr Bürgerbeteiligung und eine stärkere Würdigung des Ehrenamts.

Wer auch immer aus dem Trio im März nach dem Urnengang die Nase vorn haben wird, bekommt die Themen der nächsten sechs Jahre ganz hart von der Realität diktiert. Die marode Schule ist eine ganz dringende Baustelle, intensiv beraten wird auch außerhalb des Gemeinderats, wie sich die Gemeinde in ihrer Ortsmitte - Bürgerhaus, Senioreneinrichtung oder Dorfladen - entwickeln soll. Noch immer schwelt der leidige Streit um die Friedhofserweiterung. Nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs ist die dritte Startbahn wieder ein akutes Thema, des weiteren stellt sich die Frage, wie sich der Wohnungsmarkt weiter entwickelt. Und ganz aktuell gilt es, den Kampf gegen die geplante Autobahnraststätte bei Zustorf zu bestreiten.

Die Rezepte der drei Bürgermeisteraspiranten zu den genannten Komplexen unterscheiden sich dabei nur in Ansätzen. Jeder setzt auf ein gemäßigtes Wachstum der Gemeinde, wobei bei der Ausweitung von Gewerbegebieten eher der CSU-Mann auf die Bremse trat. Während Melerowitz noch einmal überprüfen lassen will, ob die Langenpreisinger Schule nicht doch noch saniert werden kann, kommt für Deimel und Kaspera nur ein Neubau in Frage. Einig sind sich alle drei aber wiederum, dass aus der Schule eine Ganztageseinrichtung mit Mensa werden muss.

Beim Zankapfel "Unterwirtsgrundstück" wagte sich als einziger Kaspera richtig aus der Deckung. Der SPD-Kandidat machte kein Hehl daraus, dass die Gemeinde das eine von zwei "Filetstücken" im Zentrum verkaufen sollte. Und beim Streitfall Friedhofserweiterung setzen alle mehr oder weniger auf Zeit. Der Trend, so die Meinung, gehe zur Urnenbestattung. Wahrscheinlich könne man das Thema deshalb noch einige Zeit ruhen lassen.

© SZ vom 25.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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