Erding:Auf der Suche nach Obdach

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Im Landkreis gibt es nicht genügend Unterkünfte für die zunehmende Zahl an Flüchtlingen. Das Landratsamt schließt nicht mehr aus, Zelte und Container aufzustellen. Die Kommunen sehen keine Möglichkeit zu helfen

Von Ines Alwardt

Angesichts der steigenden Zahl von Asylsuchenden im Landkreis Erding schließt das Landratsamt nicht länger aus, Flüchtlinge künftig auch in Containern oder Zelten unterzubringen. "Die derzeitigen Unterkünfte reichen nicht aus", sagte Christina Centner, Sprecherin des Landratsamtes der Süddeutschen Zeitung. Zwar suche dir Behörde dringend nach geeigneten Objekten, neue Angebote gebe es derzeit aber nicht. Viele Kommunen sehen sich vor allem angesichts der Wohnungsnot nicht in der Lage, den Asylsuchenden Räume zur Verfügung zu stellen.

Derzeit leben 166 Flüchtlinge, unter ihnen 45 Frauen, 64 Männer und 57 Kinder, im Landkreis Erding. Um die Quote zu erfüllen, die die Asyldurchführungsverordnung der Staatsregierung vorschreibt, muss der Landkreis bis Ende des Jahres aber 240 Asylsuchende aufnehmen. Die Regierung von Oberbayern geht sogar davon aus, dass sich die Quote noch weiter erhöht. "Da die Zugangszahlen weiterhin steigen, wird sich diese Zahl bis Jahresende vermutlich erhöhen", sagte eine Sprecherin.

Der Platz reicht allerdings schon jetzt nicht mehr aus. "Allmählich geht nichts mehr. Die Häuser sind rappelvoll", sagt die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Maria Brand. "Ich denke, das Amt muss jetzt nehmen, was angeboten wird". In sieben Unterkünften in Erding und in einem Haus in Grucking leben die Flüchtlinge momentan. Die Suche nach geeigneten Gebäuden gestaltet sich nach Angaben des Landratsamtes jedoch schwierig: Viele Häuser seien ungeeignet, es seien Umbaumaßnahmen nötig oder der Brandschutz sei nicht gewährleistet.

Allerdings können viele Kommunen angesichts der großen Wohnungsnot gar keine Gebäude für Asylsuchende anbieten. "Der Wohnraum bei uns ist knapp, wir wären ja selbst interessiert daran, welchen zu finden", sagt Josef Steinkirchner, Geschäftsleiter der Gemeinde Oberding. Zwar gebe es in der Kommune eine Obdachlosenunterkunft im Container, diese sei aber nicht für klassische Asylsuchende geeignet. In Taufkirchen, wo der Landkreis bereits ein Haus mit sechs Wohnungen für Flüchtlinge angemietet hat, ist der Wohnungsmarkt "leer gefegt", wie Sprecherin Renate Bauer sagt. Man nehme gern Flüchtlinge auf, "aber nur in dem Rahmen, wie sie uns zugeteilt werden." Die Stadt Dorfen hingegen hat noch nicht nach möglichen Unterkünften gesucht, aktuell habe man vom Landratsamt auch noch keine Anfrage gekriegt, sagte Pressesprecher Georg Seitz. "Aber ein Gebäude, in dem eine größere Anzahl von Wohnungen wären, fällt mir in Dorfen auch nicht ein."

Die Möglichkeit, einige Flüchtlinge kurzfristig in Pfarrheimen des Landkreises unterzubringen, hält Reinhold Föckersperger, Landkreisdekan von Erding, für nicht umsetzbar. "Die Pfarrheime sind nicht gedacht für solche Zwecke", sagt er. Zudem seien sie die ganze Woche über mit dem laufenden Betrieb belegt, freie Räume habe man deshalb nicht anzubieten. "Und wir müssen schauen, dass wir unseren täglichen Betrieb einigermaßen über die Bühne bringen." Diese Situation sei zwar bedauerlich, "aber wenn man etwas nicht hat, kann man's auch nicht anbieten."

Flüchtlingshelferin Maria Brand hofft, dass sich die einzelnen Kommunen weiterhin um Wohnraum für Flüchtlinge bemühen. "Ich hoffe nicht, dass hier große Container entstehen", auf Dauer könne dies sowieso keine Lösung sein. Und Zelte? Das sei unmöglich und unvorstellbar, denn dort hätten die Flüchtlinge keinerlei Privatsphäre mehr. "Die Konflikte sind da vorprogrammiert." Ideal, so Brand, sei eine Unterbringung wie in Taufkirchen mit einzelnen Wohnungen. Auch wenn das Landratsamt dort bereits vor dem nächsten Problem stehen könnte. Denn: Sobald einer der anerkannten Flüchtlinge ausziehen will, stellt sich auch für ihn die Frage nach einer Wohnung - und die sind rar.

© SZ vom 25.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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