Entscheidung im Gemeinderat:Nicht nachhaltig, aber bewährt

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Hallbergmoos lässt Klärschlamm in Osten Deutschlands transportieren

Gegen Klimaschutz und Nachhaltigkeit, dafür aber auf Nummer sicher gehen - für diese Linie hat sich der Hallbergmooser Gemeinderat entschieden. Er lässt den Klärschlamm lieber weiter auf Lastwagen nach Ostdeutschland fahren, statt ihn in der eigenen Kläranlage thermisch zu Strom zu verarbeiten.

Seit Jahren will Hallbergmoos seine Kläranlage erweitern, eine Sanierung ist nötig. Außerdem möchte die Gemeinde wachsen, da reicht die Kapazität von 12 500 Einwohnerwerten nicht mehr lange aus. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung hat das Rathaus anstellen lassen, doch jetzt tritt eine neue Klärschlammverordnung in Bayern in Kraft. Danach darf Klärschlamm künftig nach 16 statt 25 Tagen weiterverarbeitet werden. Das bedeutet, die Becken müssen bei steigender Abwassermenge nicht größer werden, die Dringlichkeit der Erweiterung besteht nicht mehr. Zwei Möglichkeiten standen im Raum: Zum einen eine Teilstabilisierung ohne die früher mal vorgesehene solare Schlammtrocknung. Die Nachteile sind hohe Energiekosten und hohe Kosten bei der Klärschlammentsorgung, weil er wegen der kürzeren Lagerzeit noch feuchter ist. "Im Prinzip fährt man relativ viel Wasser durch die Gegend", erklärte ein Mitarbeiter der Ingenieurplanungsgruppe Dünser, Aigner, Kollegen. Variante zwei ist eine Faulung, die Energie erzeugen würde. Durch eine Vergärung habe die Kläranlage zur Stromproduktion auch noch Einnahmen. Allerdings kostet diese Lösung mehr als sechs Millionen Euro. Freilich steht das Geld massiv sinkenden Energiekosten gegenüber, das Klärwerk Grüneck, das nach diesem Prinzip vorgeht, arbeitet energieautark. Außerdem fielen die Fahrten aus.

"Alles andere als Variante zwei ist Unsinn", schlussfolgerte Grünen-Gemeinderat Robert Wäger. Die Gemeinde habe einen Energie-Autarkie-Beschluss "und bei fast jeder Sitzung jammern wir über den Verkehr". Stefan Kronner (SPD) sah die Sache differenzierter: Variante zwei sie ökologisch das Sinnvollste, aber wenn man sich jetzt auf die Instandhaltung beschränke, verbaue man es sich nicht, mit Stufe zwei nachzurüsten, sobald alle Zweifel an der Technik ausgeräumt seien. Der Vertreter des Ingenieurbüros betonte, im Klärwerk Grüneck laufe das System problemlos. Allerdings gebe es neue technische Entwicklungen.

© SZ vom 04.12.2017 / av - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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