Doppelmord von Notzing:Mögliches Tatmotiv: Hass

Der mutmaßliche Täter von Notzing soll den Eltern seiner Ex-Freundin die Schuld an dem Ende der Beziehung gegeben und sie vermutlich deswegen getötet haben. Die Tochter ist anschließend möglicherweise gezwungen worden, die Leichen zu vergraben. Wie fremdgesteuert habe sie geholfen, Blutspuren zu beseitigen.

Nach dem Doppelmord im bayerischen Notzing soll die 17 Jahre alte Tochter von ihrem Ex-Freund gezwungen worden sein, die Leichen ihrer Eltern zu beseitigen. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der 21-Jährige vor allem die Mutter im Visier. Der Mann hat die Tat vom vergangenen Freitag gestanden.

Paar getötet und verscharrt

Unter diesen zwei weißen Planen wurden die Leichen des ermordeten Ehepaars gefunden.

(Foto: dpa)

"Er hat sich bewusst Zugang zum Haus seiner Opfer verschafft, als diese nicht daheim waren", sagte der Landshuter Oberstaatsanwalt Ralph Reiter am Mittwoch. Dann habe der 21-Jährige zunächst den Vater erstochen. Als auch die Mutter am vergangenen Freitag nach Hause kam, stach er nach den bisherigen Ermittlungen wie wild auf sie ein und schlug auch mit einem Beil und einer Stange zu.

"Ziel der Tat war primär die Mutter", sagte der Oberstaatsanwalt. Als Tatmotiv kommt nach Medienberichten Hass des Mannes auf die Frau infrage, die gegen eine Beziehung der beiden jungen Leute gewesen sei.

Als die 17-jährige im Haus eintraf, soll ihr Ex-Freund sie zu den Leichen im Keller geführt haben. Sie sagte aus, sie habe unter der indirekten Drohung, ebenfalls umgebracht zu werden, dabei geholfen, die Toten zu beseitigen. Reiter sagte, dass der Mann die Jugendliche nach deren Angaben nicht mehr aus den Augen ließ und unter Druck setzte. "Es könnte sein, dass sie mehr oder minder zwangsweise mitmachen musste."

Reiter attestierte zugleich beiden, bei der missglückten Vertuschung der Morde "massive Energie" aufgewendet zu haben. So sollen sie mit der Leiche des Vaters zunächst zu einer 20 Kilometer entfernten Baustelle gefahren sein und dort versucht haben, den 60-Jährigen zu verbrennen. Weil "der Tote sich auf diese Weise aber nicht vollständig beseitigen ließ", so der Staatsanwalt, fuhren sie die Leiche zum Notzinger Weiher und versuchten, das Opfer dort zu vergraben. Da auch dies nicht gelang, brachten sie den Toten zurück ins Haus und verscharrten ihn im Garten - laut dem Staatsanwalt ebenso die Mutter.

Am Samstag fuhren beide nach Freising und besorgten Putzmittel. "Das ist das Markante an dem Fall, dass die eigene Tochter wie fremdgesteuert beim Wegputzen der Blutspritzer ihrer Eltern und beim Beseitigen der Leichen mithilft", sagte Reiter. Die 17-Jährige habe die Abläufe "relativ emotionslos, ja sogar nüchtern geschildert". Dazu gehört auch, dass beide das Auto des getöteten Ehepaares zum Erdinger Bahnhof brachten, um deren Abwesenheit vorzutäuschen.

Beide Tatverdächtige sollen psychiatrisch untersucht werden. Reiter verteidigte die Entscheidung des Haftrichters, die Jugendliche nicht in Untersuchungshaft zu nehmen, sondern in der geschlossenen Abteilung einer Nervenklinik unterzubringen: "Eine Eigengefährdung ist nicht ausgeschlossen."

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