Erding:Nachts, wenn der König radelt und unter Beschuss gerät

König Maha Vajiralongkorn

Ein Bild aus Bangkok, nicht aus Erding: der König bei einer Zeremonie.

(Foto: Sakchai Lalit/dpa)
  • Zwei spielende Jungen haben mit Spielzeugpistolen den König von Thailand beschossen, als der gerade mit dem Fahrrad in Erding unterwegs war.
  • Verletzt wurde dabei niemand. Gegen einen 14-Jährigen wird nun aber ermittelt, sein 13 Jahre alter Freund ist noch nicht strafmündig.

Von Florian Tempel, Erding

Es ist schon eine sehr sonderbare Nachricht. Doch ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern bestätigt sie: Der König von Thailand ist in Erding nachts beim Radfahren mit Plastikkügelchen beschossen worden, die zwei Teenager aus Spielzeugpistolen auf ihn abfeuerten. Die 13 und 14 Jahre alten Buben schossen auf den 64-jährigen Rama X., vormals unter dem Namen Maha Vajiralongkorn bekannt, der mit kleiner Entourage unterwegs war.

Der Vorfall ereignete sich bereits am 10. Juni. Verletzt wurde niemand. Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt aber seitdem gegen den 14-Jährigen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, wie Staatsanwalt Thomas Rauscher bestätigte. Der 13-Jährige hat hingegen strafrechtlich nichts zu befürchten, er ist noch nicht strafmündig.

Es ist schon länger bekannt, dass Rama X. sich häufig in Bayern aufhält und dass er gerne Fahrrad fährt. Seine Lebensgefährtin Suthida lebt schon seit mehreren Jahren im Großraum München. 2016 erwarb Maha Vajiralongkorn in Tutzing am Starnberger See die Villa Stollberg, ein geräumiges und großzügiges Anwesen. Früher soll er bei seinen Aufenthalten in Bayern vorzugsweise in Häusern der Kempinski-Hotelkette logiert haben. Was nahe liegt, da das thailändische Königshaus bis Februar Mehrheitsaktionär bei Kempinski war.

Warum Rama X. nun aber nachts in Erding herum radelte, bleibt vorerst unklar. Auch wenn ein Radiosender meldete, der König habe sich im Raum Erding ein zweites Anwesen zugelegt. Ob das stimmt oder nicht, auf alle Fälle war es wohl nicht das erste Mal, dass Rama X. in der Kreisstadt unweit des Münchner Flughafens war. Es gibt ein Foto, auf dem er zusammen mit Suthida vor einem Gartencenter in Erding zu sehen ist. Überhaupt wird er seit Jahren immer wieder in Bayern gesichtet: Mal bei der Erdbeerernte auf einem Selbstpflückerfeld bei Abensberg, ein andermal in einem Spielzeugladen in Wasserburg am Inn oder in kurzer Hose bei einer Radtour in Unterammergau.

Bei seinen Ausflügen wird Rama X. stets von mehreren Bodyguards begleitet. Das war auch in Erding der Fall. Die Sicherheitskräfte, sagt ein Polizeisprecher, hätten sich aber nicht gleich auf die Jugendlichen gestürzt. Die ganze Radlergruppe sei offenbar unaufgeregt weiter gefahren. Erst eine Stunde später sei die Polizei über "offizielle Wege" informiert worden. Eine Anzeige sei nicht erstattet worden.

Eine Streife machte die Buben dann kurz vor Mitternacht schnell ausfindig. Die waren geständig und übergaben den Beamten freiwillig ihre Pistolen. Und was erwartet nun den 14-Jährigen? Womöglich wird der Fall eingestellt, vielleicht kommt es zu einem Verfahren vor dem Jugendrichter.

Der könnte den halbwüchsigen Heckenschützen mit mahnenden Worten verwarnen, ihm Sozialstunden aufbrummen oder auch, wenn er ganz streng wäre, einen Wochenendarrest verhängen, erklärt Richter Stefan Priller, der Sprecher des Erdinger Amtsgerichts. So ganz ohne sei es ja nicht, wenn man auf andere Menschen schieße, auch wenn es nur Plastikkügelchen waren. Nur so viel sei jetzt schon sicher, erklärt Richter Priller: Dass der Bub auf einen echten König geballert hat, "spielt für uns keine Rolle".

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