Einfach & Gut:Der Name ist Programm

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Wenige Gerichte, die aber mit anständigen Zutaten: das ist das Konzept des Einfach & Gut. Auch die Wein-Entdeckungen sind einen Besuch wert.

Camilla Cotta

Dick auftragen ist ja im Moment nicht gerade angesagt und wirkt eher unsensibel. Abgesehen davon, dass es oft einfach nicht mehr drin ist. Glücklicherweise heißt schlichter aber nicht unbedingt schlechter, besonders beim Essen. Nicht nur, wenn gerade die große Krise ausgebrochen ist. Mit der hat nämlich das Konzept eines kleinen Lokals mit nur rund 20 Plätzen in Schwabing nichts zu tun, das hieß schon Einfach & Gut ehe die Lehman Brothers und ihre Kollegen der Welt den Appetit verhagelt haben.

Klein aber fein: Das Einfach & Gut in Schwabing. (Foto: Foto: Catherina Hess)

Der Name ist vielleicht etwas simpel, aber er ist auf jeden Fall programmatisch. Denn das Konzept sind wenige Gerichte mit anständigen Zutaten, von bodenständig bis raffiniert, einige auf einer wechselnden Tageskarte, einige auf der ständigen Karte. Und moderat kalkulierte Preise.

Gelbe Rüben und Kartoffeln fallen wirklich nicht in die Luxuskategorie, können aber hochklassig schmecken. So erwies sich die cremige Kartoffelsuppe mit Gruyère-Käse als herzhafte Delikatesse, die an einem nasskalten Tag trösten kann. Einer sahnig geschäumten Karottensuppe gab das orientalische Parfum von Sternanis einen eleganten exotischen Kick.

Wie fein ein Vitello Tonnato sein kann, zeigt das Einfach & Gut auch. Das gekochte Kalbfleisch war von bester Qualität und hatte einen zarten rosafarbenen Kern, die Scheiben waren dünner als üblich geschnitten, die milde Thunfischsoße ertränkte sie nicht.

Beim Carpaccio von Thun- und Schwertfisch war der Fisch tadellos frisch und in feine Blätter geschnitten, die Wasabi-Soße mit der Schärfe des japanischen Meerrettichs dazu wurde präzise dosiert. Nur der Schwertfisch war zu stark gekühlt, als dass er seinen Eigengeschmack hätte entfalten können. Roher Fisch muss zwar wie rohes Fleisch stark gekühlt werden, damit er sich gut dünn aufschneiden lässt, aber anschließend hätte er ein paar Minuten mehr Erholung bei Zimmertemperatur gebrauchen können.

Der einzige andere Fall, bei dem es Anlass gab zu mäkeln, waren Spaghetti mit Vongole Veraci. Die kleinen Venusmuscheln wurden mit einer tomatigen Weißwein-Soße serviert. Sie hatte einen bitteren Ton angenommen, was aber wohl nichts mit den Muscheln zu tun hatte, im Verdacht steht vielmehr zu lange mitgeköchelte Zitronenschale. Dafür waren die "Penne mit Rinderbackerl" rundum gelungen. Die Backerl sind ja ein geschmackvolles, aber von den Köchen erst seit kurzem wiederentdecktes Stück vom Rind, müssen aber geduldig gegart werden. Genau wie hier. Mürb-zart badeten die Fleischstücke in einer kräftigen dunklen Soße, die sich an die kurzen Nudeln schmiegte.

Pasta spielt eine große Rolle hier, das zeigt schon die Theke, wo frische Ravioli und andere gefüllte Nudelvarianten präsentiert sind - und zwar in nicht alltäglichen Versionen. Wir probierten sie mit einer Avocado-Limetten-Füllung sowie die mit einer Paprika- und Balsamico-Zwiebel-Farce. Dazu gab es eine einfache Salbei-Butter, und mehr brauchte es auch nicht, um daraus eine raffinierte Speise zu machen.

Die Preise sind wie gesagt maßvoll. Sie liegen bei 4 Euro für die Suppen, maximal 11 Euro für Vorspeisen, Pasta kostet 9 Euro und die Hauptgerichte kommen auf 9 bis 17 Euro. Das teuerste Gericht auf der Karte war ein Lammcarrée mit breiten Bohnen. Dekorativ angerichtet, wie alles hier, hingen sechs kleine, saftige Koteletts an ihren hübsch gebogenen Knochen, dazu gab es einen intensiven Bratenjus, frische Bohnenschoten und zarte Kartöffelchen. Das ist eine bewährte Kombination, deren kleiner Mangel nur war, dass ein paar der Minikoteletts einen Tick zu lang in der Pfanne gelegen waren. Zart waren sie dennoch.

Sehr überschaubar ist die Zahl der Desserts. Das macht aber nichts, den ohne Mehl gebackenen Schokoladenkuchen kann man immer wieder essen, und auch ein Mandelflan mit marinierten Birnen und Minze würden wir nochmal aussuchen.

Eine große Liebe des Wirts gilt unübersehbar dem Wein. Flaschen dekorieren das Lokal, und der Weinschrank steht bedeutungsvoll in dem in Rot und Weiß gestalteten Raum, der etwas von einer behaglichen Ess- und Kochwerkstatt hat. Rund 25 weiße und 25 rote Weine sind im Angebot, das wechselt, weshalb es keine Weinkarte gibt. Aber es macht ohnehin mehr Spaß, dem Rat des Wirts zu folgen, der die Gäste gerne an seinem Wissen teilhaben lässt und auch Degustationen veranstaltet. Alle der vor allem österreichischen und italienischen Weine werden auch glasweise ausgeschenkt, für 4,80 Euro und mehr für den Deziliter.

Ein Cabernet Sauvignon von Anselmi, ein Blaufränkisch von Salzl, ein mineralischer Critone von Librandi mit dem eher ungewöhnlichem Cuvée von Sauvignon blanc und Chardonnay oder ein unkomplizierter Weißburgunder aus dem Burgenland - die Empfehlungen passten bestens zu den Speisen. In diesem Lokal lassen sich Wein-Entdeckungen machen, Krise hin oder her.

Einfach & Gut, Friedrichstr. 30, Telefon 38 87 97 39. www.e-u-g.de. Geöffnet Montag bis Freitag von 11 bis 23 Uhr, Samstag von 10 bis 23 Uhr. Geschlossene Gesellschaften sind auch am Sonntag möglich.

© SZ vom 16.03.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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