Zornedings neuer Pfarrer :Frohe Botschaften

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Czeslaw Lukasz (links) vom Dekanat München-Trudering überreicht den Kirchenschlüssel an den neuen Hausherrn Mathias Häusl. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mathias Häusl wird feierlich in sein Amt eingeführt und appelliert an die Gemeinschaft

Von Karin Kampwerth, Zorneding

"Ich bin überwältigt", sagte Mathias Häusl am Ende, bevor er mit seinen Ministranten und einem Tross an Fahnenabordnungen aus der Kirche zog, - lächelnd und vielleicht auch ein wenig erleichtert, dass ihm die Zornedinger Katholiken am Sonntag einen so feierlichen und freundlichen Empfang bereitet haben. Proppenvoll war die Pfarrkirche Sankt Martin wie sonst nur an Ostern und Weihnachten, Kantorin Megumi Onishi hatte alle ihrer Musiker und den Kirchenchor auf der oberen Empore versammelt, um den neuen Pfarrer musikalisch gebührend zu begrüßen.

Die Zornedinger werden sicher schnell warm mit ihrem neuen Kirchenmann. Nicht nur, weil der 53-Jährige sich nach eigenen Worten bereits menschlich gut mit seinem evangelischen Amtskollegen Manfred Groß versteht, was eine gute Voraussetzung für die Weiterentwicklung der Ökumene in der Gemeinde ist. Sondern vor allem auch, weil Häusl im Gottesdienst betonte, dass er dauerhaft bleiben will. Nach der Flucht von Olivier Ndjimbie-Tshiende vor rassistischen Anfeindungen im Frühjahr 2016 und den darauf folgenden zwei Interimspfarrern ein Bekenntnis, das die Gläubigen erleichterte.

Die 17 Monate, die die Zornedinger auf einen neuen Pfarrer warten mussten, thematisierte auch Czeslaw Lukasz vom Dekanat München-Trudering, zu dem die Pfarrei Sankt Martin gehört. Lukasz führte Häusl im Auftrag von Kardinal Reinhard Marx beim Festgottesdienst in sein Amt in einer "guten Pfarrei" ein. Lukasz' Dank richtete sich deshalb auch an die Gemeindemitglieder, die seit dem Weggang von Ndjimbie-Tshiende das Leben in der Pfarrei mit Treue und Zuversicht gepflegt hätten. "Bei allem Wechsel sorgten Sie für Kontinuität", sagte Lukasz unter dem Applaus der Kirchgänger. Das sei nicht leicht, aber, so die Hoffnung des Dekanats-Vertreters, dennoch fruchtbar gewesen. Unglücklich darüber, dass es nun wieder einen neuen Hausherren in Sankt Martin gibt, waren die Zornedinger dennoch nicht, als ein Ministrant Häusl symbolisch den Kirchenschlüssel überreichte.

Er sei dem Leben nahe gekommen, sagt der Pfarrer über sich selbst

In seiner Premieren-Predigt als offizieller neuer Pfarrer Zornedings erinnerte Häusl im Beisein seiner Mutter, bei der er sich für seine unbeschwerte Kindheit bedankte, an seine Primiz im Juli 1999: Sein Weiheversprechen habe er nicht in einer rosaroten Wolke voller Hingabe an die Kirche abgegeben, "sondern als einer, der dem Leben nahe gekommen ist".

So hatte sich Häusl nicht direkt nach dem Schulabschluss der Kirche verschrieben, sondern machte zunächst eine Ausbildung als Technischer Zeichner. Bald aber habe er sich seiner Berufung nicht mehr entziehen können. Häusl studierte in München und Augsburg - und habe in dieser Zeit auch mit dem Glauben seine Erfahrungen gemacht, die ihn mitunter viel Kraft gekostet und bisweilen zur Verzweiflung gebracht hätten.

Über den Bruch in seiner beruflichen Laufbahn - 2013 verließ er nach eigenen Angaben aus gesundheitlichen Gründen seine einstige Pfarrei in Chieming, was zu Irritationen bei den Gläubigen dort führte - verlor er in Zorneding kein Wort. Wohl auch, weil Häusl jemand ist, der lieber nach vorne als zurück blickt. Sein Vorgänger Ndjimbie-Tshiende, dessen Buch "Und wenn Gott schwarz wäre ... Mein Glaube ist bunt!" an diesem Montag erscheint, blieb ebenfalls unerwähnt. Viel lieber widmete sich Häusl der Geschichte seiner Berufung mit einem Gleichnis aus dem Lukas-Evangelium zu den Aposteln: Simon, der später nur noch Petrus genannt wurde, und seine Fischer hätten ihr Handwerk verstanden und wollten bis an ihr Lebensende eigentlich nichts anderes tun - "bis Jesus sie brauchte". Dabei habe er weder Geld noch Ansehen gehabt. "Ein Wanderprediger halt", wie Häusl sagte.

Der will er keinesfalls für die Zornedinger sein. Im Gegenteil sieht Häusl auch seine Kraft im Zusammenhalt der Gläubigen. Eigenschaften wie Ängstlichkeit, Neid, Geltungsbedürfnis - in der großen Gemeinschaft hebe sich Kleinlichkeit auf. Bezogen auf die Zornedinger Pfarrei appellierte Häusl: "Wir müssen das Haus Gottes nicht fertig bauen, wir können es aber lebenswert für uns und andere gestalten." Was aber auch bedeute, Besonderheiten anderer mitunter auszuhalten. Bezogen auf die Zornedinger Pfarrei ein gutes Motto.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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