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Der Zornedinger Gemeinderat spricht sich gegen die Einführung einer Buslinie für den Ort aus. Bürgermeister Piet Mayr will aber prüfen lassen, welche Alternativen möglich und erwünscht sind

Von Barbara Mooser, Zorneding

Werner Hintze war aufrichtig begeistert. Mit einer Menge "Kompetenz und Hirnschmalz" sei im Landratsamt das Konzept für eine Buslinie in Zorneding erstellt worden, lobte der SPD-Gemeinderat. Umgesetzt wird dieses Konzept, das auf eine Initiative der SPD zurückgeht, jedoch nicht, denn der Betrieb der Linie würde jährlich an die 180 000 Euro kosten - zu viel, befand ein Großteil der Gemeinderäte in der Sitzung am Donnerstag. Das bedeutet aber nicht, dass es niemals öffentlichen Personennahverkehr in Zorneding geben wird. Bürgermeister Piet Mayr (CSU) will nun zunächst in einer Befragung herausfinden, wer ein solches Angebot überhaupt nutzen würde. Danach könnte beispielsweise über eine Ruftaxilinie beraten werden.

Die SPD hatte die Einführung einer Buslinie angesichts der zunehmenden Bautätigkeit in den nördlichen Ortsteilen und der sich verändernden Altersstruktur der Bevölkerung beantragt. "Es liegt nicht im Interesse der Gemeinde und ist den Bürgerinnen und Bürgern auch nicht zuzumuten, wenn sie für die Inanspruchnahme unserer Infrastruktur wie Rathaus, Geschäfte, Post, Bücherei stets auf das Auto angewiesen sind", heißt es in dem Antrag. Wie es funktionieren könnte mit dem Bus in Zorneding, das hat Henry Rüstow, der zuständige Fachmann im Landratsamt, genau geprüft, er hat sogar schon einen Fahrplan vorgelegt. Starten würde der Bus demnach am Zornedinger S-Bahnhof und dann zunächst Haltestellen im Ortszentrum bedienen, bevor er nach Pöring, Wolfesing, Ingelsberg und dann zurück nach Zorneding fährt. Sowohl in Pöring als auch in Zorneding selbst würden einige Stationen in einer Runde zweimal angefahren. Die gesamte Rundtour würde 37 Minuten dauern. Ein Teil der Kosten käme durch den Fahrkartenverkauf wieder herein. Das Landratsamt empfiehlt eine Ausschreibung für mindestens vier Jahre.

Doch mehrere Gemeinderäte äußerten Zweifel, ob das Angebot auch angenommen würde. Helmut Obermaier (Grüne) sagte, er habe sich bei Senioren in seinem Bekanntenkreis umgehört, diese hätten nach eigenen Angaben keinen Bedarf. Auch Ursula Roth (FW) berichtete von ähnlichen Rückmeldungen. Mit Fahrgemeinschaften, nachbarschaftlicher Hilfe, zu Fuß oder mit dem Fahrrad könnten die meisten Zornedinger alle ihre Ziele erreichen. Obermaier wie Roth plädierten dafür, eher ein Ruftaxiangebot zu prüfen, andere Gemeinderäte schlossen sich ihren Argumenten an. Peter Pernsteiner (FDP) wies darauf hin, dass der Rundkurs recht lang sei und es daher in manchen Fällen einige Zeit dauern könnte, bis man sein Ziel erreiche. Bianka Poschenrieder (SPD) hielt entgegen, dass die SPD aus der Bevölkerung für ihren Antrag viel Zustimmung bekommen habe. Auch der Seniorenbeirat habe seine Unterstützung bekundet.

Der Bürgermeister unterstrich, der Antrag der SPD sei durchaus wichtig gewesen, weil man nun eine Vorstellung von den Kosten eines solchen Projekts habe. Er sagte aber auch, mit der Einholung des Vorschlags vom Landratsamt habe man eigentlich den dritten Schritt vor den ersten beiden gemacht. Zunächst müsste man eigentlich eine Bedarfserhebung machen, sagte Mayr, dann könne man prüfen, mit welchen Möglichkeiten man den Bedürfnissen der Zornedinger am besten entgegenkommen könnte. Denkbar wäre etwa, dass man mit örtlichen Personenbeförderungsunternehmen die Optionen bespreche. "Das dauert alles ein bisschen, aber dann haben wir Klarheit", so der Bürgermeister. Er wies darauf hin, dass bei der Einführung einer Buslinie über die Betriebskosten hinaus auch viel Geld für die Einrichtung der notwendigen Haltestellen anfielen. Für die Einführung der Buslinie stimmten letztlich nur die drei SPD-Gemeinderäte. Mayr will unabhängig davon aber nun durch Fragebögen und eine Online-Umfrage den Bedarf eruieren.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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