Zorneding:Stampfen auf kiesigem Grund

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Endlich was los in Zorneding: die "Cold Edition" der "Electro Open" vom Verein Jüngste Kultur. Hier heizt DJ Cubenzo dem Publikum ein. (Foto: Endt)

Das Zornedinger "Electro Open" macht mit gut tanzbarem Sound der Münchner Szene Konkurrenz

Von Anselm Schindler, Zorneding

Die Nebelanlage hüllt den Bereich vor dem DJ-Pult in weißen Dunst. Im Blitzlicht sieht man Füße stampfen, ekstatisch springen junge Menschen auf und ab. Rund 1000 Menschen sind in dieser Samstag-Nacht nach Zorneding zum "Electro Open" gekommen. Es ist eine der größten Partys mit elektronischer Musik im Landkreis. Und dieses mal ist es auch ein Jubiläum: Der Verein Jüngste Kultur, der die Veranstaltung organisiert, feiert sein zehnjähriges Bestehen.

Das Electro Open, das in dieser Nacht bereits zum siebten Mal stattfindet, ist auch so was wie ein Kontrastprogramm zur den Münchner Electro-Clubs, die weithin als überstylt und überteuert wahrgenommen werden. Das Bier kostet hier, auf der Zornedinger Festwiese 2,50 Euro, statt ein halbes Vermögen für den Eintritt in einen Münchner Club zu zahlen ist der Spaß beim Electro Open auch für Studenten und Schüler erschwinglich. Getanzt wird hier auf Kies, festes Schuhwerk haben die Veranstalter ihren Gästen auf Facebook empfohlen - es zahlt sich aus. Schon vom Zornedinger Bahnhof aus sieht man die Lichtkegel der Party am Himmel flimmern, einige Straßen weiter spürt man auch schon das Brummen der Bässe. Den Weg zur Festwiese säumen junge Menschen. "Endlich mal was los in Zorneding!" ruft eine junge Frau euphorisch.

Im Eingangsbereich der Festwiese stehen Korbinian Wild und Moritz Dietz, die beiden wirken sichtlich stolz, dass so viele Menschen zum Electro Open gekommen sind. "Mittlerweile haben wir ein riesiges Publikum, das sonst vor allem in München unterwegs ist", erklärt Moritz Dietz, der im vergangenen Jahr, nach vielen Jahren als Kassier, zum ersten Vorstand der Jüngsten Kultur gewählt wurde. München hin oder her, vor allem aber "ist es eine Veranstaltung für die Leute aus Ebersberg, aus dem Landkreis", schiebt Korbinian Wild hinterher. Auch er ist seit vielen Jahren im Verein engagiert. "Wir wollen nicht, dass die Leute so viel Geld zahlen müssen", so Wild, "und wir wollen hier eine Veranstaltung, die genauso geil ist wie die in München", sagt der junge Musikstudent. "Und das schaffen wir."

2006 hat sich die Jüngste Kultur in Zorneding gegründet, seit einem recht überschaubaren ersten Treffen ist der Verein auf inzwischen rund 30 Menschen angewachsen. Angetreten ist die Truppe vor allem mit dem Ziel, junge Künstler aus dem Landkreis zu fördern, umgesetzt wird das auch auf dem Electro Open. Als erster DJ kommt Chicho auf die Bühne. Er kommt aus Zorneding und ist im "Tanz-Treff" aktiv. Das Projekt will jungen DJ-Nachwuchs aus der Region fördern, auch die Idee des Elctro Open ist aus dem daraus entsprungen. Als Chicho mit dem Auflegen beginnt, ist das Zelt auf der Festwiese noch halb leer, es ist noch früh. Der Sound, der aus den Boxen wabert, ist nichts Herausragendes, solider Electro aber allemal. Mit der abgedroschenen House-Massenware, die in so manchem Münchner Club aufgelegt wird, kann sich das auf jeden Fall messen. Und dann tritt das Nesthäkchen Vincent Rost hinter das DJ-Pult. Er ist erst 14 Jahre alt, entdeckt wurde er bei einem DJ-Workshop der Jüngsten Kultur. "Der Wahnsinn", sagt Moritz Dietz mit Blick auf das junge Talent. An bekannten DJs aus München kommt aber auch das Electro Open nicht vorbei. "Wir brauchen schon auch größere Namen, sonst kriegen wir den Laden nicht voll", gibt Wild unumwunden zu.

Die Jüngste Kultur organisiert auch Veranstaltungen mit Bands und Pop-Events, "aber unser Herz hängt am Electro", sagt Dietz, der in München studiert und in Zorneding auch als Gemeinderat der Grünen bekannt ist. Am Anfang sei es nicht leicht gewesen, die Veranstaltung durchzusetzen, berichten die beiden, "im Gemeinderat hatten wir keinen guten Stand", so Dietz. Das hat sich inzwischen geändert: Mittlerweile hat das Electro Open in Zorneding fast schon Kultstatus. Und das völlig zu Recht.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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