Zorneding:Ohne Hürden

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Bisher fanden die Versammlungen in Pöring im Mairsamersaal statt - hier im Jahr 2012. Der ist allerdings nicht barrierefrei zugänglich. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zornedinger Bürgerversammlungen werden barrierefrei

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Zorneding, Pöring, Zorneding, und heuer wieder - Pöring. Immer im Wechsel finden die Bürgerversammlungen der Gemeinde Zorneding statt, um allen Bewohnern der vor 39 Jahren zusammengelegten Gemeindeteile gerecht zu werden. Dass die Veranstaltungen bisher aber nie barrierefrei zugänglich waren und somit die Bedürfnisse von behinderten und älteren Bewohnern gar nicht berücksichtigt wurden, das soll sich mit der diesjährigen Bürgerversammlung im November ändern.

Den Anstoß dafür hatten der Behindertenbeauftragte der Gemeinde Gregor Schlicksbier und die Vorsitzende des Seniorenbeirats Martina Schott gegeben. Sie verwiesen in ihrem Antrag für den Gemeinderat auf das Bayerische Behindertengleichstellungsgesetz, das Beeinträchtigungen an der Teilhabe am öffentlichen Leben als Benachteiligungen ausweist.

"Ein Antrag, bei dem man, egal wie man abstimmt, nur verlieren kann", bedauerte Bürgermeister Piet Mayr (CSU) in der Sitzung des Gemeinderats im Hinblick auf den traditionellen Wechsel zwischen den beiden Gemeindeteilen. Da in diesem Jahr wieder Pöring an der Reihe ist und der in Pöring genutzte Mairsamer-Saal des Restaurants Limone nicht barrierefreien Standards entspricht, machte Mayr einen etwas ungewöhnlichen Vorschlag: "Wir könnten in die Feuerwehr Pöring reingehen." Auch wenn die Lokalität "vom Ambiente nicht so prickelnd" sei, ließen sich dort etwa 150 Leute gut unterbringen.

"Eine schlichte Selbstverständlichkeit. Peinlich, dass wir da nicht schon früher drauf gekommen sind", bemerkte Werner Hintze (SPD) zum Vorschlag für mehr Barrierefreiheit. Wo man schon bei dem Thema war, schob er gleich noch einen weiteren Vorschlag hinterher: es Zornedingern ohne Gehör zu ermöglichen, die Bürgerversammlungen mittels eines Gebärdendolmetschers verfolgen zu können. Gemeinderäte aller Fraktionen befürworteten die Idee. Johann Schott (CSU) merkte an, dass gleich in Grafing eine Gebärdendolmetscherin wohne. Nur Hubert Röhrl (FWG) befand das Problem für hausgemacht: "Jeder Gehörlose hat Bekannte, die für ihn übersetzen können." Schott hielt dagegen: "Inklusion ist vorgeschrieben. Wir können uns nicht ausgrenzen und die Augen verschließen."

Einwände bezüglich hoher Kosten wollte Wilhelm Ficker (FWG) nicht gelten lassen: Nicht ob, sondern wie man Inklusion möglich machen wolle, sei zu diskutieren, "man muss teilhaben lassen". Immerhin habe es auch Zeiten gegeben, "da gab's Freibier zur Bürgerversammlung". Antragsteller Schlicksbier, dem der Gemeinderat Rederecht erteilte, verwies auf Gebärdendolmetscher bei den Bürgerversammlungen in der Landeshauptstadt: "Die Stadt München macht das genauso, das läuft da prima."

Einstimmig beschloss der Gemeinderat, von sofort an nur noch barrierefreie Veranstaltungsorte für Bürgerversammlungen zu wählen - und Gehörlosen die Möglichkeit zu geben, diese mit einem Dolmetscher zu verfolgen. Gehörlose Bürger sind aufgefordert, ihren Bedarf vor den Versammlungen bei der Gemeinde anzumelden. Wenn der Bedarf da ist, will das Rathaus den oder die Dolmetscher bestellen - zur dann garantiert barrierefreien Bürgerversammlung.

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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