Zorneding:Jetzt kommt nur die Hälfte

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Bürgermeister Piet Mayer begrüßt Besucher, die den Tag der Offenen Tür nutzen, um sich die neuen Flüchtlingscontainer in Pöring anzuschauen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am Dienstag ziehen 30 Asylbewerber in die neue Containeranlage in Pöring. Vorgesehen waren ursprünglich 64 Bewohner

Von Anselm Schindler, Zorneding

Der Feueralarm funktioniert schon mal, es war nur ein Test - doch es fehlt der Schlüssel zu dem Raum, in dem man ihn auch wieder ausschalten kann. Und so stehen die meisten Besucher, die am Donnerstagabend zur Besichtigung der neuen Container-Unterkunft im Zornedinger Ortsteil Pöring gekommen sind, etwas bedröppelt vor dem Eingangsbereich; drinnen nervt der Alarmton. Die Feuerwehr sei bereits vor der öffentlichen Besichtigung da gewesen, um zu überprüfen ob alle Richtlinien erfüllt würden, erklärt ein Mitarbeiter des Landratsamtes.

"Endlich", murmelt Zornedings neuer Jugendpfleger Axel Glienke, als der Alarm dann doch irgendwann ausgeht. Er schreitet durch den Flur der Containerunterkunft, der Kunststoffboden hört sich hohl an, wenn man darauf geht. Er könne sich gut vorstellen, die jungen Asylbewerber, die am kommenden Dienstag in die Container ziehen, in manche Projekte im Zornedinger Jugendzentrum mit hinein zu nehmen, auch wenn sie alle bereits über 18 seien.

Platz wäre in den Containern eigentlich für 64 Personen, doch am Dienstag werden vorerst nur 30 einziehen, das Obergeschoss der Unterkünfte bleibt zunächst leer. Denn die 64 Geflüchteten, die hier untergebracht werden sollten, sollten, kommen aus ganz unterschiedlichen Regionen der Erde: Ein Teil aus arabischen, ein anderer aus afrikanischen Staaten. Die Unterbringung beider Gruppen in der gleichen Unterkunft hielt der örtliche Helferkreis für eine schlechte Idee. Auch mit Blick auf die Eskalation im Zornedinger Eschenhof: Dort waren im Herbst 2014 Asylbewerber verschiedener Nationalitäten und Ethnien aufeinander losgegangen.

Wegen der Planänderung sind es nun nur 30 Asylbewerber die einziehen, sie sind allesamt aus afrikanischen Staaten geflohen, der Großteil aus Somalia, Nigeria und dem Senegal. Die arabisch-stämmigen Geflüchteten bleiben vorerst noch einige Wochen länger in der Traglufthalle in Pliening. Wenn diese in fünf Wochen abgebaut wird, dann werden sie in die neue Containeranlage in Grub ziehen, die nun schneller fertiggestellt werden soll, als ursprünglich geplant. Insgesamt sollen in die Containeranlage in Grub 150 Menschen einquartiert werden, genehmigt ist die Anlage bis 2022.

Man sei sehr froh, dass das Landratsamt auf die Bitte des Helferkreises eingegangen sei, sagt eine der Ehrenamtlichen bei der Besichtigung des Containers. Diese Erleichterung ist bei einigen Ehrenamtlichen zu bemerken, froh sei man auch darüber dass die geflüchteten Männer alle bereits erwachsen seien, Jugendliche seien teils einfach betreuungsintensiver sagt die Helferin. Die Kapazitäten, allen Geflüchteten einen Paten zur Seite zu stellen, so wie das in Zorneding bislang gehandhabt wurde, habe der Helferkreis allerdings trotzdem nicht mehr. Deshalb bat auch Bürgermeister Piet Mayr bei seiner Ansprache im Container noch einmal die Zornedinger, den Helferkreis bei seiner Arbeit zu unterstützen.

Der Landkreis Ebersberg belegt in Oberbayern derzeit direkt nach München den vorletzten Platz, was die Aufnahmequoten von Asylbewerbern betrifft. Was vor allem daran liege, dass man in Landkreis viele Geflüchtete in Turnhallen und Traglufthallen untergebracht habe, von wo aus sie schneller weiterverteilt würden, wie Landrat Robert Niedergesäß erklärt. Schon seit Ostern 2016 wurden dem Landkreis auch keine neuen Asylbewerber mehr zugewiesen.

Acht Toiletten, acht Waschbecken und sechs Duschen stehen den 30 künftigen Bewohnern der Anlage in Pöring im Erdgeschoss des Containers zur Verfügung, die darüberliegende Etage wird vorerst gar nicht genutzt. Die Doppelzimmer sind spartanisch eingerichtet, auf den Betten fehlen bislang noch die Matratzen. Ein Asylsozialberater der Ebersberger Caritas wirft prüfend einen Blick in die Zimmer, "das ist echt ok im Vergleich zu vielen anderen Unterkünften sagt er, es gab ja auch schon Container wo zehn Leute in einem Raum schlafen mussten".

Im Hausflur der Pöringer Containeranlage hängt eine Hausordnung auf deutsch und englisch. Dort ist auch aufgeführt, dass man auf die Nachbarn achten solle. "Das wird schon", sagt eine ältere Frau aus einem der benachbarten Wohnhäuser, "auch mit der Kommunikation geht das ja recht schnell. Am schnellsten lernen sie ja oft Servus und Grias di", sagt die Frau und lacht.

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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